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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 18. März 2015; 16:53
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Wer a Goed hat:

> Spitzen Steuer!

Die größte Steuerreform aller Zeiten ist also großkoalitionär beschlossen.
Da wird vielleicht noch ein bisserl gefeilt werden, aber grosso modo soll
das durch den Nationalrat. Mit dabei bei dieser GröStaZ ist auch eine
Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 55% für Einkommensmillionäre.
Großartig, das heißt jetzt also: Von Einkommen über einer Million jährlich
gehen 550.000 Euro an den Fiskus? Nein, das heißt es nicht, denn schon
bisher ist die tatsächliche Abgabenquote weit vom angeblichen
Spitzensteuersatz entfernt, wie jüngst der BEIGEWUM auf seiner Homepage
vorrechnete:
*

Immer wieder in der Kritik steht die hohe Lohn- und Einkommenssteuer - sie
treffen mit dem Grenzsteuersatz von 50% die leistungswillige Mittelschicht.
Doch tatsächlich ist die breite Masse vom 50prozentigen Grenzsteuersatz
keineswegs betroffen:

Der Grenzsteuersatz gilt nur für Einkommensteile über dem Schwellenwert von
60.000 Euro Bemessungsgrundlage (Bruttoeinkommen abzüglich
Sozialversicherungsbeiträge). Verdient beispielsweise jemand 100.000 Euro
brutto im Jahr, so zahlt er oder sie für die ersten 11.000 Euro keine
Steuern, für den Betrag zwischen 11.000 und 25.000 Euro bezahlt er oder sie
36,5%, für das Einkommen zwischen 25.000 und 60.000 Euro 42,2% und nur für
das Einkommen über 60.000 Euro den Steuersatz von 50%. Dieser höchste
Grenzsteuersatz betrifft allerdings nur 3% der unselbständigen Beschäftigten
in Österreich, denn mehr erreichen ein solch hohes Einkommen nicht.
Berücksichtigt man auch noch die steuerliche Begünstigung des 13. und 14.
Monatsgehalts, so ergibt sich für den oben angeführten Fall eines
Jahreseinkommens von 100.000 Euro ein durchschnittlicher Steuersatz von
28,5%. Dieser liegt somit deutlich unter dem Spitzensteuersatz - selbst bei
diesem durchaus hohen Einkommen.

Sozialversicherung drückt Abgaben für Reiche

Vergessen wird beim Verweis auf die hohe Steuerlast der
Hocheinkommensbezieher meist, dass Sozialversicherungsbeiträge zu leisten
sind. Berücksichtigt man diese, verschiebt sich das Bild der relativen
Abgabenlast, da Sozialversicherungsbeiträge bereits ab der
Geringfügigkeitsgrenze von etwa 400 Euro zu leisten sind. Darüber hinaus ist
der zu entrichtende Abgabensatz unabhängig von der Einkommenshöhe und nach
oben mit dem Betrag von 4.530 Euro pro Monat gedeckelt. Daraus ergibt sich,
dass auch jene ArbeitnehmerInnen, die so wenig verdienen, dass sie keine
Einkommenssteuern zahlen, Sozialversicherungsbeiträge in voller Höhe
bezahlen. Bei diesen viel zitierten 40% aller unselbständig Erwerbstätigen
handelt es sich v.a. um Menschen in Niedriglohnsektoren wie dem Handel oder
der Pflege, Teilzeitbeschäftigte oder andere ArbeitnehmerInnen in prekären
Formen der Erwerbstätigkeit.

Berücksichtigt man darüber hinaus die indirekten Steuern, dann zeigt sich,
dass unselbständig erwerbstätige Haushalte, egal welcher Einkommensklasse
sie angehören, in Relation zu ihrem Einkommen annähernd gleich viel an
Steuern und Abgaben bezahlen.

Personen, die niedrige Einkommen beziehen, wenden einen größeren Anteil
ihres Einkommens für indirekte Steuern (z.B. Umsatzsteuer) und
Sozialversicherungsbeiträge auf, wohingegen Personen mit hohen Einkommen
einen größeren Anteil ihres Einkommens für Lohnsteuer bezahlen. Aber alle
tragen mit rund 40% ihres Einkommens zur Staatsfinanzierung bei - das
Abgabensystem wirkt demnach nicht progressiv, sondern vielmehr proportional.
(1)

Nachbemerkung

Bleibt noch zu sagen, daß natürlich bei der jetzigen Steuerreform, bei der
alle Zwischenstufen abgesenkt werden, vor allem gerade die hohen Einkommen
begünstigt werden, weil für diese ja die selben Abstufungen gelten. Nur über
das, was über eine Million geht, müssen 5% mehr gezahlt werden -- in den
meisten Fällen bleibt damit wohl gerade den Spitzenverdienern mehr "Geld im
Börsel" als dem viel zitierten Mittelstand.
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(1) Quelle:
http://www.beigewum.at/2015/02/mythos-%E2%80%9Ereiche-zahlen-die-meisten-steuern%E2%80%9C/
Der Text ist eine gekürzte Version eines Beitrags aus dem aktuellen Buch
"Mythen des Reichtums. Warum Ungleichheit unsere Gesellschaft gefährdet".
Dieses wurde vom BEIGEWUM (Beirat für gesellschafts-, wirtschafts- und
umweltpolitische Alternativen), Attac und der Armutskonferenz herausgegeben.
Mehr zum Buch unter:
http://www.besserewelt.at/mythen-reichtums



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