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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. Februar 2015; 12:09
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Griechenland/EU:
> Wien grüßt Athen
Massenproteste gegen EZB, gegen Schäuble und Draghi. Ausführliche Rezeption 
Tsipras' Besuch am Ballhausplatz. Stimmungsbilder aus Griechenland.
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Es war zu erwarten. Am Abend des 5.2. hatten sich die Menschen in Athen 
bereits massenweise vor dem Parlament versammelt, der ganze Platz war voll, 
vom Syntagmaplatz strömten ununterbrochen neue Menschen hinzu, zum Schluß 
dürften es Tausende gewesen sein.
Die Menge war gemischt: viele Altersstufen, unterschiedlichste soziale 
Bereiche: Arbeiter, Pensionisten, aufgeklärte Mittelschicht mit politischer 
Vergangenheit oder Gegenwart, Intellektuelle, Jugendliche (die aber hier, im 
Gegensatz zu Patras etwa, wie Real.News berichtet , keineswegs die Mehrheit 
bilden).
Die Kundgebung hatte keine Zentrale, keine Tribüne, wurde über die bekannten 
Flittermedien (Facebook u. dgl.) angekündigt, und nicht von einer bestimmten 
politischen Gruppe. Sie wandte sich gegen die Provozierungen und 
Erpressungen derletzten Tage. "Wir werden die neue Erpressung nicht 
akzeptieren. Wir werden die Rückkehr der Memorandenpolitik nicht 
akzeptieren. Wir werden nicht akzeptieren, daß unsere Gesellschaft zerfällt 
und die Zerstörung unseres Landes weitergeht!" heißt es unter anderem im 
Facebook-Aufruf.
Es war eigentlich eine (für griechische Verhältnisse) sehr ruhige 
Massenversammlung, in der kleine Gruppierungen lebhaft oder Paare 
miteinander diskutierten, in der aber auch, wie auf vielen anderen 
Demonstrationen, viele alte Menschen anwesend waren, die die Klassenkämpfe 
und die Verelendung der vergangenen Jahrzehnte kennen und denen die 
intensiven Tätigkeiten und Auseinandersetzungen der vergangenen Jahrzehnte 
noch ins Gesicht geschrieben sind.
Erstaunlich (oder vielleicht auch nicht) war die Abwesenheit der 
organisierten und intensiv kämpfenden Linken, SEK, NAR, Syriza-Jugend, 
studentische Organisationen. Man sah zunächst nur die "Schulwächter", deren 
Aufgabe unter anderem die Aufsicht in der Schule und auf den Straßen vor der 
Schule ist, mit ihren gelben Fahnen, das ist aber nicht ohne Bedeutung, denn 
die "Schulwächter" sind durch ihre Kämpfe gegen ihre massenweisen 
Entlassungen ebenso wie die Putzfrauen nicht nur zu einem Symbol des 
Widerstands geworden, sondern durch ihren Kampf, ebenso wie die Putzfrauen, 
für weitere Kämpfe politisiert worden. Die entlassenen ArbeiterInnen des ERT 
(d.i. der im vorigen Jahr geschlossene staatliche Rundfunk und Fernsehen) 
kamen auch dazu. Eine kleine Anzahl von griechischen Fahnen, man verzichtete 
sonst auf Markenzeichen.
Noch ein Zitat aus dem Facebook-Aufruf: "Wir schicken hier denjenigen eine 
Nachricht, die glauben daß sie uns in der Hand haben, die Nachricht nämlich, 
daß sie überhaupt nichts verstanden haben. Die Zeit eines knieenden 
Griechenland und der hörigen Regierungen ist vorbei. Wir unterstützen die 
feste Haltung unserer Regierung. Wir schicken unsere Solidarität an alle 
Völker Europas, die von Griechenland ein Zeichen der Selbstachtung und der 
Beendigung der Austerität erwarten."
Und wie sehen die Griechen den Besuch von Tsipras in Wien?
Der Besuch Tsipras´ in Wien fand eine große Resonanz in den Medien 
Griechenlands. In einer Reihe von Zeitungen und in den Nachrichtendiensten 
der Fernsehkanäle wurden die Statements der beiden Staatschefs ausführlich 
wiedergegeben. Bei Skai-tv, einem der mächtigsten Sender, steht jetzt die 
ganze Pressekonferenz on-line, Faymann simultan übersetzt, die Rede Tsipras 
im Original.
Die Kundgebung vor dem Bundeskanzleramt wurde nicht nur vielfach ausführlich 
erwähnt, es gab auch zahlreiche Photos, auf denen sowohl einzelne politische 
Gruppierungen als auch deutlich deren Losungen zu sehen waren. Besonders 
wurde vermerkt, daß - entgegen der EU-konformen "Lösung" Faymanns - von der 
hiesigen Basis ein Schuldenschnitt gefordert wird (so bei express.gr), das 
Plakat mit dieser Forderung wurde bei star.gr gezeigt.
Bei Zougla ist ein besonders schönes Bild, auf dem folgende Losungen zu 
sehen sind: "Marktkonforme Demokratie mit Merkel!", "Lieber Werner! Jetzt 
mußt du dich entscheiden: Aufbruch statt Abgrund." Daneben, ganz rechts, die 
Fahnen der Sozialistischen Jugend.
Auf diesem Bild nicht, aber auf etlichen anderen ist die Fahne des Wiener 
Komitees Solidarität mit dem Widerstand in Griechenland zu erkennen, so an 
prominenter Stelle bei Zougla, auch bei Phileleftheros(1). Auch das 
Merkel-kritische Kurier-Interview mit Faymann wurde in zahlreichen Medien in 
Auszügen wiedergegeben.
*Aug und Ohr, Athen (gek.)*
(1) 
http://www.philenews.com/el-gr/top-stories/885/241467/apotheothike-o-alexis-tsipras-sti-vienni-eikones
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