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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 17. Dezember 2014; 01:36
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Soziales/Medien:
> Journalisten-Mafia: Weihnachtsoffensive
Kaum öffnen im Spätsommer die Adventmärkte, fallen die österreichischen
Medien über Bettelnde her. Das geschieht in einer Eintracht, die ganz und
gar nicht zufällig ist.
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Die erste Attacke kommt heute übers Radio. In einer sogenannten Morgenshow
warnt der Moderator vor den "Bettelbanden", die nun gerade in der
Vorweihnachtszeit zu einem großen Problem würden. "Diese Krüppel sitzen vor
den Geschäften herum und verderben es so der Kundschaft, sich selbst eine
Freude zu machen", sagt er, wobei nicht ganz klar ist, womit sich diese
Kundschaft vor den Geschäften normalerweise "selbst eine Freude" macht.
"Das wirklich Schlimme ist ja", hetzt der Sprecher weiter, "dass diese
organisierten Bettler denen das Geld wegnehmen, die es wirklich brauchen."
Will er uns damit sagen, der Handel würde das Geld viel dringender brauchen
als die Bettelnden? Wohl kaum. Wahrscheinlich hat er sich nur ungeschickt
ausgedrückt, denn die von den Kapos der Journalisten-Mafia vorgegebene Lüge
(wie wir sie alle über die Jahre ins Hirn getrichtert bekommen haben bis sie
zum Common Sense wurde) lautet: Gebt Bettelnden kein Geld, denn das kommt
nur den Hintermännern zugute, den Kapos der Bettelmafia, und nicht den armen
von ihnen ausgebeuteten Menschen, die es wirklich brauchen.
Den zweiten Überfall erleide ich dann in der Straßenbahn durch eine dieser
Zeitungen, die man mit den Füßen umblättert. "Bettler-Mafia:
Weihnachtsoffensive" steht da in fingerdicken Buchstaben, und allein diese
Überschrift zeigt mir erneut, dass wir es hier - auch wenn das manche
hartnäckig leugnen - mit einer streng organisierten Journalisten-Mafia zu
tun haben. Denn es kann wohl kein Zufall sein, dass von ganz verschiedenen
Journalisten und Journalistinnen in unterschiedlichen Medien und
Bundesländern die exakt selbe Methode angewendet wird, mitunter sogar
dieselben Gewalt-Metaphern gebraucht werden, um Bettelnde als eine Bedrohung
kriegerischen Ausmaßes darzustellen:
Neben "Offensive" und "Großoffensive" kommen Ausdrücke wie "Belagerung", "Im
Visier haben", "in Horden einfallen", "Bettler-Armee", "Invasion" und
"generalstabsmäßig" in nahezu allen Medien des Landes beinahe gleichzeitig,
quasi im Gleichschritt vor, was nur durch eine planmäßige Organisation einer
die gesamte österreichische Medienlandschaft steuernden Kommando-Zentrale
erreicht werden kann.
Doch zurück zu dem Artikel "Bettler-Mafia: Weihnachtsoffensive". Letztere
würde durch einen sowohl in Graz wie auch in Salzburg, Innsbruck und Wien
beobachteten neuen "Trend" geprägt - Zitat: "Die Bettler springen aus
Hauseingängen und kriechen auf ihre ,Opfer' zu." - Ob diese Opfer jetzt
wieder die ums Weihnachtsgeschäft bangenden Händler oder die Konsumentinnen
sind, die auf keinen Fall abgeschreckt werden dürfen, steht dahin. Wobei die
vermeintliche Taktik der Bettelnden nicht wirklich schlüssig erklärt wird:
Denn warum springen sie ihre "Opfer" nicht gleich direkt an, sondern
verlangsamen nach dem Sprung den Angriff und legen den Endspurt durch
Kriechen zurück? Aber vielleicht soll uns das nur verdeutlichen, wie sicher
sich diese Menschen ihrer Beute sind.
Menschen? Langjährige Beobachterinnen der Journalisten-Mafia haben sofort
erkannt, dass diese geifernden Schreibtisch-Hunde wieder einmal ganz gezielt
mit einer Sprache aus dem Tierreich arbeiten. Der Tradition des
Antiziganismus und des Antisemitismus folgend werden die Opfer der
Journalisten-Mafia auf einer angenommenen Entwicklungspyramide verbal ein
paar Stufen hinuntergestoßen und in diesem sprachlichen Abgrund mit
unglaublichem Killerinstinkt unter den Stiefeln der Lesenden platziert. So
ist in Zusammenhang mit Bettelnden gern von "Schwärmen" die Rede und ein
Artikel beginnt z. B. folgend: "Kaum zeigt das Thermometer ein paar Grade
über dem Gefrierpunkt an, schwärmen die Bettler aus". Und was tun sie dann?
"Sie grasen nun Parkplätze von Supermärkten nach ,Opfern' ab".
Der Schritt vom Tierreich zur Naturkatastrophe ist nur noch ein kleiner.
Hier wurde über die Jahre neben der "Heimsuchung" und der "Plage" vor allem
das Bild der "Bettler-Flut" in die Hirne geschrieben und auf diese Weise ein
Szenario geschaffen, hinter dem kein Tun von Menschen mehr dahinter zu
stehen scheint und über das somit nicht mehr verhandelt werden kann: Denn es
"wächst an" und "bricht herein" und kann nur noch "bekämpft" und
"eingedämmt" werden. (1)
So überwältigend diese Gefahren laut Journalisten-Mafia auch über uns
hereinbrechen, so bemüht sie sich doch hartnäckig, uns in der Wahrnehmung
derselben zu schulen. Und da sich wirkliche Beweise der von ihnen
heraufbeschworenen Bettel-Mafia naturgemäß nicht erbringen lassen, so müssen
eben manche Strategien der Armen zu "Bettel-Mafia-Tricks" hochstilisiert
werden. Also legen sich Presse-Fotografen stundenlang auf die Lauer, um zu
beweisen, dass es Bettelnde gibt, die sich bei der Arbeit auf eine Krücke
stützen, und privat ohne sie zurechtkommen. Oder es werden Fotos von einer
Bettlerin gezeigt, die bei der Arbeit am Boden kauert und danach einfach
aufrecht steht. Und sogar telefoniert!
Auch wenn der Sensationswert solcher Reportagen nüchtern betrachtet
vergleichbar ist mit einem Bericht darüber, dass Hansi Hinterseer nie
wirklich blond war, bringt die in der Adventzeit ständig am Köcheln
gehaltene Hetzkampagne der Journalisten-Mafia das Blut der
glühweindampfenden Mediengläubigen weit mehr zum Wallen als all die
Bank-und-Reichen-Rettungen, die ihnen tatsächlich das Geld aus der Tasche
ziehen.
*Peter A. Krobath*
(1) Stefan Benedik, Barbara Tiefenbacher und Heidrun Zettelbauer, "Die
imaginierte ,Bettlerflut'. Konstruktion, Organisation und Positionierungen
in temporären Migrationen von Roma und Romnija", Verlag Drava, ISBN
978-3-85435-689-9
Am 11. Dezember 2014 wurde der Preis zur Wahrung und Erhaltung der
Menschenrechte von der Österreichischen Liga für Menschenrechte an die
österreichische BettelLobby verliehen. Mehr hier: http://www.bettellobby.at/
Dieser Artikel ist zuerst im Augustin erschienen und wurde uns ganz herzlich
vom Autor zur Wiederveröffentlichung angeboten.
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