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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 19. November 2014; 09:31
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Initiativen/Termine:

Protest gegen Burschenschafter-Kommers im Rathaus

Die rot-grüne Stadtregierung zeige Doppelmoral, meint das *NOWKR-Bündnis*:
Der Kommers findet im Rathauskeller statt.
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Am 29. November soll im Wiener Rathauskeller ab 20 Uhr der Kommers des
Wiener Korporationsrings (WKR) stattfinden. Die 20 Korporationen des WKR,
die sich politisch in einem Spektrum zwischen national-freiheitlich,
deutschnational bis offen rechtsextrem und neonazistisch bewegen,
veranstalten auch jedes Jahr den Akademikerball, gegen den auch 2015 massive
Proteste angekündigt sind. Die Rot-Grüne Stadtregierung fällt hier durch
ihre Doppelmoral auf: Während der Wiener Gemeinderat noch dieses Jahr eine
Resolution verabschiedet hat, in der sich gegen das Vernetzungstreffen von
Rechtsextremen in der Wiener Hofburg ausgesprochen wurde, scheint dieselbe
Stadtregierung ungewillt zu sein, bezüglich ihren eigenen Räumlichkeiten
diesen Beschluss zu fassen und durchzusetzen.

Der Gemeinderat kann sich auch nicht darauf hinausreden, dass er keinen
Einfluss nehmen könne, nur weil der Rathauskeller einer eigenen
Betriebsgesellschaft untersteht. Gerade die Grünen haben mit ihrer "walk of
shame"-Kampagne zum Akademikerball auf diesen Umstand hingewiesen, in dem
sie Unternehmen der Hofburg Gesellschaft in die Pflicht nahmen. Wo bleibt
dieses Engagement gegenüber dem Rathauskeller? Ein konsequenter
Antifaschismus sieht anders aus. Das grenzt schon fast an Heuchelei: Zum
einen inszeniert man sich als "aufrechte" Antifaschist_innen, denen es um
die Ehrenrettung der Nation geht, zum anderen schaut man weg oder versucht
sich aus der Verantwortung zu nehmen. Das ist der Antifaschismus der
"Zivilgesellschaft" in Österreich?

Der alljährliche WKR-Kommers im Wintersemester stellt eine festliche
Veranstaltung dar, auf der - wie in jeglichem burschenschaftlichen
Zeremoniell - das rechte Wort zur rechten Zeit und kühles Blondes
gleichermaßen im Vordergrund stehen. 2004 widmete der WKR die Veranstaltung
zum "Konrad-Lorenz-Kommers" um, anlässlich dessen sich diverse Geistesgrößen
auf dem Podium versammelten. Erwähnenswert sind hier Bernd Rabehl (vom
linken zum rechten Antisemiten konvertierter Professor aus Berlin), Rolf
Kosiek (führender deutscher Geschichtsfälscher mit engen Beziehungen zum
neonazistischen Milieu), Otto Scrinzi und Friedrich Romig (ehemaliger
Berater von Bischof Kurt Krenn, der bevorzugt in Mölzers "Zur Zeit" seiner
antisemitischen Paranoia freien Lauf lässt). Angesichts dessen sahen sich
sowohl die Uni Wien als auch ein Hotel im 7. Wiener Bezirk veranlasst, der
Veranstaltung keinen Raum zu bieten. Der Kommers musste in eine ruralere
Umgebung (Altlengbach) umziehen.

Deutschnationale Burschenschafter stehen in Österreich und Deutschland für
völkischen Nationalismus, NS-Verherrlichung und Holocaust-Leugnung. Ihre
Deutschtümelei stellen sie in Wien unter anderem bei ihrem wöchentlichen
Mittwochstreffen zur Schau, wenn sich farbentragende Korporierte "aus
Tradition" vor dem Hauptportal der Universität zusammenfinden. Immer öfter
treten ihnen dabei jedoch Antifaschist_innen entgegen, um dieses Treiben zu
stören und ihm langfristig ein Ende zu setzen. Auch gegen den Akademikerball
in der Hofburg gehen jedes Jahr tausende Antifaschist_innen auf die Straße.

Antisemitischen, rassistischen Männerbünden sollte kein Millimeter
öffentlicher Raum gegeben werden. Aus diesem Grund planen wir Proteste gegen
den WKR-Kommers im Rathauskeller. Wir rufen zu einer Kundgebung auf und dazu
dieses Stelldichein der extremen Rechten zu verhindern - im Rathauskeller,
auf der Uni-Rampe, wie auch im Jänner auf der Tanzfläche der Hofburg!
(NOWKR/gek.)

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Stellungnahmen aus dem Rathaus dazu, zitiert nach "Der Standard":

SPÖ-Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler "bedauert es natürlich,
wenn eine Veranstaltung Ewiggestriger in einem Lokal im Rathaus stattfindet,
aber die Wiener SPÖ ist nicht die Anstandsdame der Burschenschafter. Und es
obliegt dem privaten Betreiber des Rathauskellers, sich seine Kundschaft
auszusuchen. Da können wir nur zur Bewusstseinsbildung beitragen, verhindern
können wir das nicht."

Die Landesversammlung der Grünen hat sich ebenfalls gegen die Abhaltung des
Burschenschafter-Kommers des Wiener Korporationsrings (WKR) im Wiener
Rathauskeller ausgesprochen. Der Landessprecher der Grünen, Georg Prack,
forderte den Pächter des Rathauskellers auf, "die repräsentativen
Räumlichkeiten im Rathaus" nicht für "deutschnationale Burschenschafter" zur
Verfügung zu stellen.

Quelle: http://derstandard.at/2000007930818/

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Termine zum Thema

27.11.2014 - WIEN: Völkische Verbindungen - Beiträge zum deutschnationalen
Korporationsunwesen in Österreich; NIG HS III, Universitätsstraße 7 1010
Wien ; 19:00 Uhr; Broschürenpräsentation und Mobilisierung gegen den
"Akademiker-Ball" 2015

29. November 2014: Kundgebung "Den WKR-Kommers unmöglich machen", am 18 Uhr,
Rathausplatz, Wien

15.01.2015 - WIEN: Offensiv, autonom, militant - wie die Antifa entstand;
NIG HS III ; 19:00 Uhr; Vortrag und Diskussion mit Bernd Langer

22.01.2015 - WIEN: Recht, Gewalt und Krise - Zur Kritik der Politik; NIG HS
III ; 19:00 Uhr; Vortrag und Diskussion mit Alex Gruber

29.01.2015 - WIEN: Blockade oder Barrikade? - Über Sinn und Unsinn linker
Militanz; NIG HS III ; 19:00 Uhr; Podiumsdiskussion mit Thomas Ebermann,
Katharina König, Jörn Schulz, Thomas Seibert, Jutta Ditfurth und Robert
Foltin.

30.01.2015 - WIEN: Demo: "Den Wiener Akademikerball unmöglich machen!" (Zeit
und Ort wird nachgeliefert)

Und die Gebrüder Moped rufen auf zu "Blockflöte spielen gegen Rechts" zum
Akademikerball 2015: Freitag, 30. Januar 2015, 19:00 - 19:05, Ort: Jede/r
bei sich daheim.

Weitere Infos: http://nowkr.at



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