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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 22. Oktober 2014; 07:00
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Medien/Religion/Glosse:

> Islam Islam Islam

Islam Islam Islam. Auf allen Kanälen, in allen Zeitungen, im ganzen
Internet. Man hat den Eindruck, es gibt nichts anderes mehr. Wer gerade vom
Mars kommt und die irdischen Medien verfolgt könnte meinen, die
Dschihadisten hätten bereits gewonnen. Weil offenbar nie genug Islam sein
kann, leiste auch ich meinen Beitrag und schreibe ein paar Zeilen zu dem
zugegebenermaßen recht umfangreichen Thema, dem kein Blogeintrag je nur
ansatzweise gerecht werden könnte.

Der Islam und ich, wir werden in diesem Leben keine dicken Freunde mehr, die
auch mal zusammen auf ein Bier gehen, denn das scheitert schon daran, dass
der Islam es nicht so hat mit Bier und anderen berauschenden Getränken. Der
Islam ist ein bisschen wie dieser ehemalige gute Kumpel, der früher ein
richtig wilder Hund gewesen ist und jetzt, bekehrt zu Gesundheitsfimmel und
Trimmdich-Religion, seine Gäste dazu zwingt, am Balkon zu rauchen und, falls
er sich doch mal in eine Kneipe verirrt, sofort demonstrativ zu husten
beginnt, wenn sich ein Mensch drei Tische weiter eine Zigarette anzündet. Er
will gesund leben, daher haben sich gefälligst alle anderen Menschen seinem
Privat-Wahn zu unterwerfen. Wer das nicht macht, ist ein Bösewicht, der ihm
ans Leben will, ihn aber mindestens tief beleidigt. So ähnlich wirkt auch
der Islam. Ziemlich streng und puritanisch und immer gekränkt und in
Abwehrhaltung, bereit, alles und jeden als persönlichen Angriff zu sehen.

Jetzt wird die Leserin sicher sagen, man könne doch nicht von "dem" Islam
sprechen, habe der doch nicht mal eine zentrale theologische Autorität. Ich
mache das trotzdem, ich verallgemeinere mal so, wie es die Strengeren unter
den Fans von Allah auch tun. Die sehen nämlich in jedem, der die super
extreme Auslegung ihrer Religion nicht teilt, einen Ungläubigen, den man
bestenfalls bekehren soll, den man aber auch einfach umbringen kann, falls
das opportuner erscheint. Fairerweise ist dazu zu sagen, dass das keine
Spezialität des Islam ist. Auch das Christentum war und ist ein Fan der
Missionarsstellung und war dabei genauso mörderisch wie der Islam,
streckenweise sogar noch grausamer. Noch heute treiben missionierende
Christen viel Unfug und richten viel Unheil an. Dazu könnten zum Beispiel
afrikanische Schwule, deren Unterdrücker und Mörder von evangelikalen
Missionaren aufgehetzt wurden, einiges erzählen. Dass die Jesus-Leute heute
insgesamt netter wirken als der Fanclub Mohammeds liegt einzig und allein an
einem langen, opferreichen politischen Kampf und an den Bedürfnissen des
Kapitalismus, der mit 150 arbeitsfreien Feiertagen pro Jahr nicht
funktioniert hätte. Wäre es nach den christlichen Kirchen gegangen hätten
wir heute immer noch lauter vom lieben Gott gewollte Königreiche mit
absoluten Herrscherfamilien, Ketzerverbrennung, Hexenwahn und
feudalistischem Elend ohne Entrinnen. Das gilt für alle Religionen. Auch der
Buddhismus wäre ohne Umwälzung der Verhältnisse noch heute die
Legitimationsideologie von Gottkönigen.

Aber zurück zum Islam. Den muss man ablehnen dürfen wie man jede Religion
ablehnen dürfen muss, ohne deshalb als Rassist oder sonstwas Ekliges zu
gelten. Darf man das nicht, ist die Freiheit der Rede ebenso wie jene der
Religion, die ja auch eine Freiheit von Religion sein muss, keinen
Pfifferling wert. Nach der Niederlage des realsozialistischen Blocks und dem
globalen Durchmarsch der us-amerikanischen Realverfassung gelten Atheisten
und Agnostiker freilich als intolerante Finsterlinge, während man religiöse
Kolletivpsychosen für das Natürlichste der Welt hält. Dem Glauben, und sei
er noch so irrational und grotesk, muss höchster Respekt entgegengebracht
werden, geht die neue alte Lehre. Doch wer Respekt fordert, muss auch
respektabel sein. Ist das der Islam? Was bringt der denn hervor, das man
respektieren müsste? Klar, es gab großartige Kulturleistungen in der
Geschichte dessen, was man als islamischen Kulturraum bezeichnen könnte. Und
das muss man natürlich ebenso respektieren wie das, was Menschen anderer
Religionsausrichtung geschaffen haben. Sieht man sich die Geschichte etwas
genauer an wird man aber rasch feststellen, dass man es fast nie mit etwas
zu tun hat, das vom Islam, vom Christentum oder von Scientology erschaffen
wurde, sondern von begabten und klugen Menschen, die ihrer jeweiligen
geisttötenden religiösen Umgebung große Werke als Huldigung an Gott/Allah/L.
Ron Hubbard untergejubelt hatten. "Der" Islam macht eigentlich gar nix, nix
Gutes und nix Schlechtes, das machen alles die Menschen. Und wenn der Islam
oft sehr befremdlich bösartig wirkt, dann ist auch das nicht seine Schuld,
sondern die von denen, die ihn so auslegen, wie es ihnen in den
unterdrückerischen Kram passt. Denn natürlich steht im Koran wie in allen
anderen "heiligen" Büchern alles und sein Gegenteil.

Man kann selbstverständlich "den" Islam schlecht finden und ablehnen. Dafür
gibt es ebenso viele gute Gründe wie bei jeder anderen Religion. Was man
nicht darf, ist Menschen herab zu würdigen, die zufälligerweise Muslime
sind. Wie in jeder anderen Gruppe sind auch unter Muslimen die Hetzer und
Fanatiker eine Minderheit, wie bei jeder anderen Gruppe will auch die
absolute Mehrheit der Muslime einfach nur in Frieden leben, ihre Kinder
großziehen und neue Smartphones kaufen. Der Islam hat da auch gar nix
dagegen, denn der ist ebenso flexibel wie jede andere Religion. Islam geht
auch ohne Kopfabhacken und Frauenverhüllen und Fusselbart. Die meisten
Muslime haben kein Interesse an heiligen Kriegen da sie wissen, dass ein
Krieg nur sehr selten heilig sein kann. Die wollen auch keine islamische
Weltherrschaft oder ähnlichen Unsinn, die wollen, falls überhaupt, freitags
in die Moschee gehen und danach den Imam zum Essen einladen, um über eine
Hochzeit, ein Begräbnis oder sonst ein menschliches Ereignis zu reden, das
eines religiösen Zuckergusses bedarf. Diese Leute muss man nicht nur vor den
Rassisten und Kulturchauvinisten schützen, sondern auch versuchen, sie für
eine gemeinsame Sache zu gewinnen. Für Demokratie und Menschenrechte zum
Beispiel. Denn so wenig ich auch wirklich über "den Islam" weiß und sagen
kann, eines scheint mir sicher: Ohne diese Freitags-Muslime, diese
Geburtsschein-Moslems, ohne die stille Mehrheit der Kinder Allahs werden wir
den Kampf gegen die religiösen Eiferer nicht gewinnen können.
*Bernhard Torsch*

http://lindwurm.wordpress.com/2014/10/02/islam-islam-islam/




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