**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 8. Oktober 2014; 17:38
**********************************************************

> Bhopal: 30 Jahre Untätigkeit

Die Ethecon-Preise 2014

Anlässlich des "Internationalen Tagdes Friedens" am 21. September 2014
verkündete die "ethecon - Stiftung Ethik & Ökonomie" die Namen der Empfänger
der beiden diesjährigen ethecon-Preise: Der Blue Planet Award ehrt den
slowenischen Friedensaktivisten Tomo Kriznar (Slowenien). Der Black Planet
Award schmäht die Verantwortlichen des Chemie-Konzerns Dow Chemical (USA).

Der jährlich vergebene Internationale ethecon Blue Planet Award ehrt den
herausragenden Einsatz für Erhalt und Rettung des Blauen Planeten. Der
Internationale ethecon Black Planet Award prangert Personen an, die
schockierende Verantwortung für Ruin und Zerstörung der Erde tragen und
damit die Gefahr eines Schwarzen Planeten heraufbeschwören. Verliehen werden
die ethecon Positiv- und Negativ-Preise bereits seit dem Jahr 2006.

Mit den diesjährigen Preisen werden der Vorstandsvorsitzende Andrew Liveris,
das Vorstandsmitglied James Ringler sowie die GroßaktionärInnen des
Chemie-Konzerns Dow Chemical (USA). Diese Personen sind verantwortlich für
die 30jährige Untätigkeit des Konzerns nach der Chemiekatastrophe in Bhopal
in Indien sowie für "für zahllose von ihnen zu verantwortende Missstände und
Verbrechen im Namen der Profite" und sie werden mit diesem Negativpreis an
den Pranger gestellt.

Innerhalb weniger Tage starben 1984 in und um Bhopal 8.000 Menschen, bis
heute sind über 20.000 Menschen an den Folgen gestorben, über 150.000 sind
chronisch krank. Selbst heute noch, in der dritten, jetzt heranwachsenden
Generation sind Zehntausende vergiftet. Die Gifte wurden nie entsorgt, sie
reichern sich großflächig in den Böden an und verseuchen das Grund- und
Oberflächenwasser. Selbst die Krankenhäuser zur Versorgung der Opfer mussten
die Menschen sich selbst aufbauen und müssen sie Jahr für Jahr über Spenden
finanzieren. Hat Union Carbide schon die Menschen unmittelbar nach der
Katastrophe allein gelassen, nie angemessen entschädigt und die Situation
vor Ort nicht behoben, so hat Dow Chemical den Pestizidhersteller zwar
komplett übernommen, weist aber einfach jeglichen Rechtszusammenhang von
sich, tut nichts zur Behebung der Folgen der Industriekatastrophe und lässt
die Menschen in Bhopal ohne jede Hilfe und Unterstützung.

Ebenso wenig sieht sich das leitende Management von Dow Chemical
verantwortlich für die heute noch akuten Leiden der vietnamesischen
Zivilbevölkerung an den Folgen der im Vietnamkrieg versprühten Gifte. Dow
Chemical war einer der Konzerne, die das Entlaubungsmittel Agent Orange und
das Benzin-Gemisch Napalm herstellten. Napalm-Bomben und Agent Orange
wirkten flächendeckend und nahmen damit keine Rücksicht auf die
Zivilbevölkerung. Bis 1966 hat Dow Chemical 4.550 Tonnen Napalm geliefert.
Zwischen 1961 und 1971 versprühte die US-Armee 90 Millionen Liter des
Entlaubungsmittels über Vietnam sowie über Teile von Laos und Kambodscha.
Das enthaltene Ultragift Dioxin führte bei bisher drei Millionen Menschen zu
Krebserkrankungen und zu Missbildungen bereits bis in die dritten
Generation.

Das ausschließlich auf Profit gerichtete Handeln des Chemieunternehmens
setzt sich bis in die Gegenwart fort. Das hochgiftige Asbest ist längst
weltweit verboten. Der US-Konzern Dow Chemical verwendet den Stoff noch
immer in der Produktion in Europas größtem Chlorwerk in Stade (BRD). DOW ist
der einzige Betrieb in der EU, der noch mit einer entsprechenden
Ausnahmegenehmigung arbeitet. Diese läuft 2017 aus. Dow Chemical jedoch
verlangt eine Verlängerung bis 2025.

Hingegen wird der Friedensaktivist, Filmemacher und Journalist Tomo Kriznar
wird "für seinen beispielhaften Einsatz für Solidarität und Ethik, für sein
couragiertes Engagement bei Rettung und Erhalt unseres Blauen Planeten"
(Begründung Internationaler ethecon Blue Planet Award 2014 v. 21.09.2014)
geehrt.

> Positivpreis an Tomo Kriznar

Der Friedens- und Menschenrechtsaktivist, Filmemacher und Journalist Tomo
Kriznar wird mit dem Internationalen ethecon Blue Planet Award 2014 geehrt
für seinen beispielhaften Einsatz für Solidarität und Ethik, für sein
couragiertes Engagement bei Rettung und Erhalt unseres Blauen Planeten.
Auszugsweise seien folgende Aktivitäten und Einsätze erwähnt:

Mit seiner frühen Erkenntnis, dass unsere heutige Konsumgesellschaft auf
Ausbeutung beruht, begann er, die Welt mit dem Ziel zu bereisen, andere
Lebensweisen zu lernen und zu stärken. Er stellte fest, dass Ethnien, die
nicht am kapitalistischen Konsum teilnehmen, existentiell bedroht sind vom
Hunger nach Ressourcen in unserer von Gier geprägten Welt. Anfang der 80er
Jahre gab er eine aussichtsreiche Karriere in der größten - damals noch
jugoslawischen - Elektronikfirma des Landes auf und begann sich mit seinem
journalistischen Talent als Autor, Filmemacher und Fotograf dem Raub am
Leben entgegenzustellen.

Seit 1979 reist Tomo Kriznar jedes Jahr in den Sudan im Bemühen, zur
Beendigung des Bürgerkriegs dort beizutragen. Er teilte das Leben der
Ethnien dort und lernte von ihnen, wie man in dieser Welt anders leben kann.
Dabei entwickelte er eine große Bewunderung für die Weisheit und
Friedfertigkeit dieser Menschen.

2006 wurde er vom Slowenischen Präsidenten Janez Drnovsek als
Sonderbotschafter nach Darfur (Sudan) gesandt, um über die Verhältnisse dort
zu berichten. Angekommen vor Ort, wurde er ins Gefängnis geworfen.

Nicht weniger als sechs Mal wurde er mittlerweile bei seinen Einsätzen im
Sudan inhaftiert. Es hinderte ihn nicht daran, trotzdem immer wieder in die
Kriegsregionen des Sudan zu reisen und seinen Einsatz für Frieden und die
Lebensrechte der Bevölkerung fortzusetzen.

Er kontaktierte Menschenrechtsorganisationen, die EU, US-Regierungsstellen
und andere Organisationen. In dem 2008 fertig gestellten Dokumentarfilm
"Darfur - War for Water", wies er nach, dass vielfach nur Hilfsbereitschaft
geheuchelt wird, es in Wirklichkeit aber um Macht sowie um Zugang zu Öl,
Land und Wasser geht. Der Film gehört zum Projekt "Safe-Keeping Darfur",
mitgefördert von der Berliner Stiftung "Cinema for Peace" und Tomo Kriznars
eigener humanitären Stiftung, H.O.P.E.

Von Spenden über Cinema for Peace an sein Projekt kaufte Tomo Kriznar
Minikameras, um damit den bedrohten Nuba in ihrer hilflosen Lage zumindest
Hoffnung zu geben: Derart machte er es ihnen möglich, nun auch selbst zu
dokumentieren, wie sie von den Milizen überfallen, beschossen, vergewaltigt,
ermordet werden; er ermöglichte ihnen, sich selbst mit Bilddokumenten an die
Weltöffentlichkeit zu wenden. Aus dem erschütternden Bildmaterial entstand
der Dokumentarfilm "Eyes And Ears Of God" (2012). Als er diesen Film nicht
im Rahmen von "Cinema For Peace" zeigen durfte, protestierte Tomo Kriznar
mit Flugblättern und projizierte einen Trailer seines Films auf die
Seitenwand eines LKWs, während die Prominenz, darunter auch Angelina Jolie,
auf dem roten Teppich anreiste.

Aktuell hat Tomo Kriznar einen LKW mit einer Ausrüstung zum Brunnenbohren
bestückt und wird diesen in das Krisengebiet schaffen, damit die Menschen,
die ständig auf der Flucht sind, an Wasser herankommen.
(ethecon/bearb.)

Weitere Infos: https://www.ethecon.org



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann
den akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
Blog: https://akinmagazin.wordpress.com/
Facebook: https://www.facebook.com/akin.magazin
Mail: akin.redaktion{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin
IBAN AT041200022310297600
BIC: BKAUATWW