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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 1. Oktober 2014; 14:35
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Kommentierte Presseschau

> Böse Opfer

Jetzt hatte man schon geglaubt, daß der Prozeß über den Überfall von
rechtsradikalen Fußballfans der Gruppe "Unsterblich Wien" am 17.September
ein Ende finden würde. Doch weit gefehlt, der mittlerweile einschlägig
bekannte Staatsanwalt Hans-Peter Kronawetter scheinen die Überfallenen noch
viel zuwenig eingetunkt worden zu sein.

So berichtete "Der Standard" am Prozeßtag: "Auf der Anklagebank befinden
sich auch zwei KOMintern-Gewerkschafter. Sie sollen -- nachdem man die
Eindringlinge aus dem EKH vertrieben hatte -- den Hooligans mit anderen
Gesinnungsgenossen nachgelaufen sein und jenen Fußball-Fan, der zuvor ihren
Kollegen attackiert hatte, mit einem Besenstiel und einem Wischmopp
angegriffen haben. Die beiden wurden am heutigen Verhandlungstag von einem
unbeteiligten Anrainer, der von seinem Fenster aus die Szenen auf der Straße
beobachtet und das Geschehen mit seiner Kamera dokumentiert hatte -- seine
Aufnahmen finden sich als Beweismittel im Gerichtsakt -- belastet. Er
erkannte in den Gewerkschaftern jene Männer wieder, die auf den 34-jährigen
Austria-Fan losgegangen waren. Letzterem sei ein Besenstiel auf den Kopf
geschlagen worden." Der Kronawetter dehnte daraufhin die Anklage gegen die
Gewerkschafter auf "schwere Körperverletzung" aus. Denn: "Wenn mindestens
drei Personen in verabredeter Verbindung eine Körperverletzung begehen, ist
diese laut Strafgesetzbuch in jedem Fall als schwer einzustufen."

Und jetzt geht es daran, Zeugen einzuschüchtern: "Nach dem unbeteiligten
Zeugen trat noch ein KOMintern-Gewerkschafter in den Zeugenstand, der von
der Polizei bisher nicht vernommen worden war. Er entlastete die beiden
Angeklagten, mit denen er seit längerem bekannt bzw. befreundet sei. Er
könne 'bezeugen', dass diese nicht geschlagen hätten. Auf den Mann könnte
jetzt ein Verfahren wegen falscher Zeugenaussage zukommen: Staatsanwalt
Hans-Peter Kronawetter beantragte eine Protokollabschrift, um nach
neuerlicher Prüfung seiner Angaben allenfalls gegen den Funktionär
vorzugehen."

Der Prozeß wurde vertagt, um noch einen weiteren Zeugen laden zu können und
ein medizisches Gutachten abzuwarten.

An dieser Stelle einmal ein großes Lob an den "Standard", dessen
Kapitalismus-Apologien zwar immer noch fürchterlich sind, dessen
Berichterstattung über die seltsamen Prozesse der letzten Zeit aber
nachahmenswert für andere Medien ist.

https://derstandard.at/Jetzt/Livebericht/2000005662499/1000013092/Straflandesgericht-Unsterblich-Prozess-Anklage-gegen-Gewerkschafter-ausgeweitet
Kurz: http://tinyurl.com/akin20ekh

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> Versenkte Schifferl

SPÖ-Sicherheitssprechers Otto Pendl (von Beruf übrigens Justizwachebeamter)
sorgte letzte Woche für den Lacher des Monats. In der ORF-3-Sendung "60
Minuten Politik" erklärte er uns die wahre Ursache für Jung-Jihadisten aus
Österreich: "Ich glaube, wenn wir uns die heutige Zeit Revue passieren
lassen, wie die jugendlichen, heranwachsenden Menschen ihre Freizeit
verbringen: in erster Linie in einer virtuellen Welt. Die sitzen jeder vor
Standgeräten oder mobilen Geräten. Sie alle kennen die ganzen Spiele, die
dort angeboten werden. Es ist eigentlich hier das Verständnis für Gut und
Böse, was daraus entsteht bei diesen Spielen, total abhandengekommen." Und:
"Ich meine, hier muss man gravierend mit den Fachleuten, mit den
Psychologen, Soziologen, Pädagogen sofort ansetzen und natürlich auch über
die Gesetzgebung. Es kann doch nicht sein, dass Kinder, die nicht wissen,
was sie in Wirklichkeit hier machen, vor dem Computer Flieger abschießen,
Panzer abschießen, Schiffe versenken. Die haben ja kein Unrechtsempfinden."

Hat Herr Pendl seinerzeit vielleicht auch zuviel "Schifferl versenken"
gespielt? Dann wären seine Ansichten verständlich, denn so etwas schädigt
einen das Leben lang.

http://tvthek.orf.at/program/60-MinutenPolitik/5733181/60-MinutenPolitik-Dschihad-Co/8493285
Kurz: http://tinyurl.com/akin20hadji
(Nur noch bis Donnerstag aufrufbar.)

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> Verflogene Amis

Irgendwas stimmt da nicht an der Geschichte. "Sie waren auf dem Weg von
Litauen nach Westpolen, doch da kamen sie erst mit großer Verspätung an: 18
US-Hubschrauber haben sich auf dem Heimweg verirrt. Zwölf Helikopter
verflogen sich dem polnischen Militär zufolge bereits am Montag, sechs
weitere verirrten sich laut der polnischen Zeitung 'Gazeta Wyborcza' am
Dienstag. Alle Hubschrauber mussten demnach auf Feldern in der Nähe kleiner
Ortschaften notlanden, bevor sie ihre Flüge fortsetzten." Stünde es nicht im
"Spiegel", der noch dazu ein Gruppenphoto von Hubschrauberbesatzung,
polnischen Dorfbewohnern und Hubschrauber selbst vorweisen. Und: "Da die
US-Soldaten orientierungslos gewirkt hätten, schenkten die Bewohner der
Gegend ihnen laut der 'Gazeta Wyborcza' englischsprachige Touristenführer."
Wie bitte? Aber wenns im Spiegel so steht...; dann wird es wohl schon
stimmen. Wobei man das dort offensichtlich auch nicht so ganz glauben will,
deswegen betont man wohl ständig, das in einer polnische Zeitung gelesen zu
haben. Oder geht es darum, daß man sich nicht wundern solle, sollte einmal
ein US-Militärfluggerät über Rußland abgeschossen werden? Weil dann werden
die sich dort auch nur hinverflogen haben. Aber das ist
Verschwörungstheorie. Dennoch: Haben die Amis kein GPS mehr oder wie kann so
etwas sonst passieren?

http://www.spiegel.de/politik/ausland/notlandung-in-polen-hubschrauber-der-us-armee-verirren-sich-a-991109.html
Kurz: http://tinyurl.com/akin20nogps

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Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die Berichte auf die
Online-Ausgaben der zitierten Medien. Zeitungsleser: -br-



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