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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 1. Oktober 2014; 14:48
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Wien:

> Verwirrung ums Arbeiterstrandbad

Am Donnerstag marschierte eine Demo unter dem Titel "Kulturerbe Wien - Für
die Erhaltung - Stoppt die Zerstörung!" durch die Stadt. Einen "Marsch der
Wiener Wutbürger" nannte es der "Kurier". 37 Initiativen traten da mit
höchst unterschiedlichen Forderungen auf. Da ging es um die Erhaltung von
alten Bauten oder gegen neue, der bekannte "Verein der Freunde des
Augartens" und das "Josefinische Erlustigungskomitee" waren da und auch die
Initiativen unter dem Dach der "Aktion 21". Und die Initiative zur Rettung
des Arbeiterstrandbades.

Letztere ist erst ein paar Wochen alt, denn die bevorstehende Schleifung des
Arbeiterstrandbades ist erst seit kurzem bekannt. Bei dieser Angelegenheit
ist so ziemlich alles unklar. Fakt ist: Geschleift soll die Infrastruktur
des Bades ab 31.Oktober werden. Bis dahin will sich die Initiative
engagieren, das zu verhindern.

Die Hintergründe sind allerdings höchst verworren. Wie die
Initiativenleute -- natürlich hauptsächlich Stammgäste des Bades --
schildern, kam die Sache erst auf, weil während der Regentage Vermessungen
im Bad durchgeführt wurden und am Stammtisch der Kartentippler ein Plan
liegengeblieben ist. Anfragen der Badbesucher beim Rathaus folgten. Doch das
schwieg sich zuerst einmal militant aus. Erst Ende August erging an die
Mieter der Kabanen ein Räumungsbescheid. Die Gemeinde erklärt, das Bad an
der Alten Donau werde zu einer öffentlichen Liegewiese mit allgemeinem
Zugang.

Der Betreiber des Bades war bislang der Club Danube als Subpächter.
Angeblich habe dieser nur ungern diese Aufgabe übernommen, wäre dazu aber
wegen eines anderen Geschäftes mit der Gemeinde verpflichtet worden.
Hauptpächter des Gemeindeareals ist aber der Arbeiterschwimmverein, der 1911
das Bad errichtet hatte.

Der Club Danube, so behauptet zumindest die Initiative, habe die
Infrastruktur verwahrlosen lassen. Die Gemeinde beruft sich jetzt auf die
schlechte Substanz und dass sich eine Sanierung nicht lohne. Wiederum
angeblich wäre die Auflösung der Pacht vom Arbeiterschwimmverein nur auf
Druck der Gemeinde passiert, während Stadträtin Sima zitiert wird, dies wäre
gar nicht im Interesse der Gemeinde gelegen.

Gerüchte

Die Sache ist seltsam. Die Initiative für die Rettung muß sich den Vorwurf
gefallen lassen, daß die wenigen Leute, die das Bad nutzen, sich doch nur
aus ihrem Privatinteresse gegen eine allgemein kostenfrei zugängliche
Liegewiese wehren. Allerdings, so Stimmen aus der Initiative, wäre eine
öffentliche Liegewiese ohne jede Infrastruktur an dieser Stelle völlig
unattraktiv für Badegäste.

Außerdem gibt es auch andere Gerüchte, die immer wieder auftauchen. Denn ist
das Bad einmal eine unbebaute Wiese, stellt sich das Gelände als
interessanter Baugrund dar. Da gibt es Straßenbaupläne aus den 60ern, die
eine Verlängerung der Brigittenauerbrücke vorsehen. Die sind zwar seit
langem auf Eis, könnten aber wieder aktiviert werden, wenn mit der
Schleifung des Bades Platz dafür wäre. Oder es könnte zu einer
Privatverbauung kommen -- vielleicht ähnlich der Schrebergartenanlagen auf
der anderen Seite der Alten Donau. Wenn einmal buchstäblich Gras über die
geschleifte Infrastruktur gewachsen sei, wäre eine Umwidmung wohl kein
Problem mehr.

Vielleicht sind solche Vermutungen an den Haaren herbeigezogen. Vielleicht
geht ja eh alles mit rechten Dingen zu. Doch die seltsame Art der
städtischen Informationspolitik, zuerst bis kurz vor Badeschluß weder die
Öffentlichkeit noch die Gäste des Bades zu benachrichtigen und nur
versehentlich durch das Auftauchen einiger Vermessungstechniker zu
alarmieren, dann aber die Schleifung als neue Einrichtung für die
Allgemeinheit hinzustellen, macht die Skepsis verständlich.
-br-


Radiosendung von "trotz allem" (Radio Orange) zum Thema:
http://cba.fro.at/269528
Dort sind auch viele weiterführende Links zu finden.

Aussendungen und Hinweise der Initiative:
https://www.facebook.com/RettetDasArbeiterstrandbad





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