**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 21. Mai 2014; 17:41
**********************************************************

Polizei/Antifa:

> Was sonst noch auffiel

Bruchstücke, Mediensplitter, Bemerkungen zum samstäöglichen Geschehen
*

Die Polizei verkündete in der Montags-ZiB24 im ORF es gäbe 200
Anzeigen, davon 50 strafrechtliche. (Am Dienstag meldete der
"Standard", es werde wegen der Protesten gegen den FPÖ-Ball immer noch
gegen 9 Personen ermittelt -- ursprünglich war von Ermittlungen gegen
500 Personen die Rede gewesen.)

Generell war das ORF-Fernsehen von Anfang an eher zurückhaltend in
seiner Berichterstattung. War bei den FPÖ-Ball-Protesten
Kriegsreportage angesagt, so beschränkte sich die Erwähnung der
Auseinandersetzung in "Wien heute" am Samstag auf einen für
ORF-Standards seriösen Kurzbericht von 1:51 Minuten. (Zum Vergleich:
Das ÖVP-Stadfest war der Redaktion 4 Minuten wert.) Die ZiB handelte
es als 20-Sekunden-Meldung ab. Am Sonntag lieferte die Wiener
Bauern-ZiB 1:30 an Polizeidarstellungen nach und die ZiB beschränkte
sich auf einen wieder etwa 20sekündigen Kurzbericht. Das
Studiogespräch in der ZiB24 mit einem Polizeisprecher und einer
Standard-Reporterin (2 Tage nach dem Geschehen) war wohl eine Reaktion
darauf, daß der Aktuelle Dienst erkennen mußte, daß Presse und Social
Media weniger desinteressiert waren.

*

Apropos Stadtfest und Social Media: Der ÖVP-Chef ließ mitten in den
Auseinandersetzungen austwittern: "Spindelegger: Während draussen
Rechts gg Links demonstr., wird hier gefeiert. D. ist d. Richtige f.
Wien #stadtfest" -- das war wohl der meistbeachtetste Tweet, den die
ÖVP seit langem hatte.

*

Die Geschichte mit der Vielleicht-oder-doch-nicht-Schwangeren ist
immer noch unklar. Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe ließ laut
Polizei die Staatsanwaltschaft den Krankenakt beschlagnahmen -- aus
dem die Polizei dann per Aussendung zitieren ließ, daß diese
Schwangerschaft nicht bestanden hätte. Inwiefern die Polizei, die ja
eben nur für die Staatsanwaltschaft den Krankenakt beschaffen sollte,
das Recht hat, dann diesen zu lesen und dessen Inhalt zu
veröffentlichen, müßte vielleicht auch einmal geklärt werden. Bis
Dienstag mittag allerdings soll -- laut mehrerer Berichte -- dieser
Akt aber immer noch nicht bei der Staatsanwaltschaft eingelangt sein.

*

Dem Vernehmen nach war für den Polizeieinsatz führend Werner Granig
verantwortlich -- man kann sich das gut vorstellen, ist doch dieser
Polizeioffizier schon seit gut 20 Jahren für seine rigoros-cholerische
Art bekannt und hat gute Chancen der Neugeborn der 2010er-Jahre zu
werden. Die Kronenzeitung interviewte ihn 2008. Seine zentrale
Aussage: "Ich bin mit Leib und Seele Polizist." Und gefragt nach
seinen Hobbys zitiert ihn die Krone: "Meine Frau und mein Hund."

*

Ist Herr Granig bei der SPÖ? Das wissen wir nicht, aber bei
Polizeioffizieren seiner Generation ist das fast anzunehmen. Die FSG
war auf alle Fälle wieder mit ihrem Kombi beim Einsatz und verköstigte
in Prügelpausen die darbenden Kollegen.

*

Interessant ist aber auch die Medienstrategie der Polizei. Während die
Massenmedien per eMail großzügig mit ansprechenden Riotbildern
versorgt wurde, fand sich im Presseticker von Wiener Polizei und BMI
kein Wort darüber -- dafür aber aktuell die üblichen
Taschelziehergeschichten. Das ist aber nichts Neues: Generell
veröffentlicht die Polizei in solchen Fällen ihre Berichte nicht
wirklich, sondern schickt sie nur direkt an Medienvertreter -- selbst
die OTS-Nachrichten für die APA gehen nicht auf deren Website. Würde
man das bei der Polizei anders machen, fiele vielleicht auch mehr auf,
wie ähnlich sich Polizei- und Presseberichte manchmal sind.

*

Und ja: Diesmal reagierten die Grünen anders. Eine Vielzahl von
Abgeordneten aus Landtag und Nationalrat machte sich über das
Verhalten der Polizei Luft. Selbst Peter Pilz beschwerte sich diesmal
nicht über die Demo-Teilnehmer sondern über die Beamten. Daß mit
einiger Verzögerung sogar die Sozialdemokratie in Person des
Bürgermeisters ein Verbot der Identitären forderte, sagt doch auch
einiges über einen Stimmungsumschwung in der etablierten
Politiklandschaft aus.

*

Den Titel "Realist der Woche" hat sich Andreas Wetz verdient. Der
schreibt in der "Presse" am 20.Mai über die Forderung, Polizisten
sollten dazu verpflichtet werden, eine Personenkennzeichnung zu
tragen: "Die Folge wäre eine lähmende Flut von behaupteten
Übergriffen, denn das Ablesen einer Nummer aus der Ferne verleitet zur
Denunziation. Wer sich über Polizisten beschweren will, hat heute
schon das Recht, die Dienstnummer zu bekommen. Das muss reichen." (
http://diepresse.com/home/3808106 )

Wie stellt dich das der Herr Wetz so vor? "Ich möchte -- AU --
bitte -- AU -- ihre Dienstnummer ... AU, Röchel!" Kann es sein, daß
Herr Wetz noch nie Hiebe von einem Polizisten bekommen hat?

*

Zuletzt erfuhren wir dann auch noch, was mit dem Transparent der
"Offensive gegen Rechts" passiert ist. Die Polizei hatte es am Samstag
den Demonstranten weggenommen. Am Dienstag tauchte ein Bild im Netz
auf, auf dem die Identitären mit dem (auf den Kopf gestellten)
Transparent (und auch einer erbeuteten KSV-Fahne) posierten. Erklärung
von der FB-Seite der Identitären: "Das Ding lag wohl irgendwo am
Volkstheater am Boden rum und scheinbar hat es jemand mitgenommen.
Wohl ein nicht deutschsprachiger Besucher, der dachte es gehört zu
uns." Die Polizei soll es also wohl statt zu beschlagnahmen, einfach
nur geschnappt und weggeworfen haben. So wird es wohl gewesen sein.
Daß die Polizei den Spaßfaschisten das Banner einfach so geschenkt
hat, dürfen wir ja wohl hoffentlich nicht annehmen. Dennoch freuen
sich natürlich die Identitären besonders darüber: Für die Gruppierung
mit dem archaischen Weltbild ist es wohl so eine Art Standarte, die
man dem Feind abgenommen hat.

*

Am 4.Juni ist eine Demo der Burschenschafter getarnt als
1848er-Gedenken geplant. Genauerer Zeit und Ort sind immer noch nicht
bekannt. Aber es wird wohl die nächste Runde in derartigen
Auseinandersetzungen sein.
-br-



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
Blog: https://akinmagazin.wordpress.com/
Facebook: https://www.facebook.com/akin.magazin
Mail: akin.redaktion{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin
IBAN AT041200022310297600
BIC: BKAUATWW