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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 21. Mai 2014; 17:06
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Ukraine/Linke/Debatte:
Da in vielen Berichten über die Ukraine die sich als links verstehende
Gruppe "Borot'ba" aufgetaucht ist, veröffentlichen wir hier eine
Stellungnahme, deren Faktentreue wir leider nicht überprüfen können,
die aber vielleicht hilfreich für die Einschätzung der Linken in der
Ukraine hilfreich sein könnte:
> Erklärung linker und anarchistischer Organisationen
> zur Vereinigung "Borot'ba"
Wir, die Mitglieder der ukrainischen linken und anarchistischer
Organisationen, erklären, dass die Vereinigung Borot'ba nicht zu
unserer Bewegung gehört. Während der ganzen Dauer der Existenz dieses
politischen Projektes hat sich die Zuneigung seiner Mitglieder zu den
am meisten diskreditierten, konservativen und autoritären "linken"
Regimen und Ideologien gezeigt, die in keiner Weise die Interessen der
Arbeiterklasse vertreten.
"Borot'ba" hat sich als eine Organisation mit undurchsichtiger
Finanzierung und Prinzipienlosigkeit in der politischen Zusammenarbeit
erwiesen. Sie hat Mitarbeiter mit Gehalt, die in der Organisation
arbeiten und nicht zu den sogenannten "freiwilligen Mitgliedern"
gehören. Teile von Borot'ba haben an gemeinsamen Aktionen mit der PSPU
(Progressiven Sozialistischen Partei der Ukraine- einer
antisemitischen, rassistischen, klerikalen Partei, die in keinem
Zusammenhang mit der sozialistischen Bewegung steht) teilgenommen
sowie an Aktionen der Charkiver "Oplot", einer regierungsfreundlichen
antisemitischen und homophoben Gruppe; außerdem sind Kontakte mit dem
berüchtigten Journalisten O.Chalenko, der offen für die Positionen
eines russischen Großmacht-Chauvinismus eintritt, bekannt.
Die jüngsten Ereignisse zeigen, dass die Leitung dieser Vereinigung
dem Beispiel der "Kommunistischen" Partei der Ukraine gefolgt sind und
offen die Interessen von Janukovitch verteidigt, den Einsatz von
Waffen durch die Sicherheitskräfte gerechtfertigt und die Akte von
Gewalt und Grausamkeit, die Anwendung von Folter und anderer Formen
von politischem Terror geleugnet haben. Die Vertreter von "Borot'ba"
nehmen in ihren Medienkommentaren eine einseitige Position im Hinblick
auf die Zusammensetzung der Protestbewegung ein. Nach ihren Angaben
werden die Protestierenden auf dem Maidan ausschließlich von
Nationalisten und radikalen Rechten unterstützt und zielen auf einen
Staatsstreich (einen "faschistischen Putsch") ab.
Wir vertreten antifaschistische Positionen und unsere Aktivisten waren
häufig Opfer von Angriffen radikaler Rechter. Wir unterstützen nicht
alle Ideen des Maidans und sind gegen die bourgeoise Opposition. Wir
verurteilen ebenso konservative, nationalistische und radikal rechte
Einstellungen, die in den Kreisen der Protestbewegung toleriert
werden. Allerdings betonen wir, dass die Etikettierung aller aktiven
Bürger als "Faschisten" nicht nur falsch, sondern auch schädlich ist.
Eine derartige Einseitigkeit schürt die chauvinistische Hysterie und
teilt die Gesellschaft in einer Weise, die der herrschenden Klasse
nutzt.
Am 24. Januar hat Oleksj Albu, Bezirksabgeordneter und Vertreter von
"Borort'ba" am Schutz des regionalen Verwaltungsgebäudes in Odessa vor
"Nazis" teilgenommen, gemeinsam mit russischen Kosaken und
Nationalisten ("Slavische Einheit") sowie Mitgliedern der Partei der
Regionen und der kommunistischen Partei. In einem späteren Interview
gab er die Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst der Ukraine zu. Am
1. März haben "Borot'ba"-Aktivisten gemeinsam mit
Pro-Putin-Organisationen an dem Angriff auf die Charkiver
Bezirksverwaltung teilgenommen, die im Hissen einer russischen Flagge
und schweren Schlägen für viele Charkiver Maidan-Aktivisten gipfelte.
Die Mitglieder von "Borot'ba" nennen all' das antifaschistische
Aktionen und behaupten, dass diese gewaltsamen Übergriffe gegen
radikale Rechte gerichtet gewesen seien.
Daraus schließen wir, dass die Anführer von "Borot'ba" nicht nur die
autoritäre sowjetische Vergangenheit unterstützen sondern auch bewusst
die öffentliche Meinung manipulieren und als "Taschenrevolutionäre"
für die herrschende Klasse fungieren. Ihr aktuelles Verhalten hat
nichts gemein mit linker Politik und Klassenkampf und ist ausgerichtet
auf die Unterstützung von Pro-Putin-Kräften unter dem Deckmantel von
"Antifaschismus" und "Kommunismus". Die Handlungen dieser Organisation
diskreditieren sowohl ihren Namen (der von den revolutionären
"Borotbisten" [Kämpfern] zu Beginn des 20. Jahrhunderts kommt) als
auch die moderne ukrainische Linke insgesamt. Zudem scheut Borot'ba
sich nicht, offen zu lügen und Tatsachen zu manipulieren um dadurch
ausländische Linke und Antifaschisten zu täuschen.
Wir hoffen, dass die europäischen und russischen Linken ihre Haltung
zu "Borot'ba" überdenken werden. Eine derartige Organisation muss
isoliert werden.
*Autonome Union der Arbeiter, Unabhängige Studentengewerkschaft
"Direkte Aktion", Journal of literature and social critique ProStory,
Tovaryshka.info, Anarchist Black Cross - Ukraine, Anarcha-feminist
collective Good Night Macho Pride, Anti-Fascist Action Ukraine, Visual
Culture Research Centre, Linke Opposition, Ivan Shmatko, Ostap Kuchma,
Oleksandr Bogachenko-Mishevsky, Andriy Rosdolsky, Sviatoslav
Stetskovych, Andriy Zdorov, Myroslav Chaikovsky, Serhii Ischenko,
Pavlo Myronov, Vadym Gudyma (Left Opposition), Olga Papash*
*
Quelle:
http://avtonomia.net/2014/03/03/statement-left-anarchist-organizations-borotba-organization/
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