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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 29. April 2014; 22:49
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Kommentierte Presseschau:

> Ein ZiB-Moderator will schweigen, kann aber nicht

Tarek Leitner (ja, der Smarte aus der ZiB) beschäftigte sich mit Paul
Watzlawick. Und mit dessen Anverwandten, Lotte Watzlawick. Die war
nämlich Pförtnerin an Leitners Schule, wie er am 29.März in der
"Presse" erzählte. Und wenn die pubertierenden Buben irgendein Problem
hatten, sollen sie zu ihr gekommen sein -- wo sie zumeist sich
schweigend auf dem Diwan ausruhen konnten. So beginnt Leitner seinen
Essay, in dem er sich mit Paul Watzlawicks Satz, man könne "nicht
nicht kommunizieren" auseinandersetzt. Der wortreiche Text ist mit
Vergnügen zu lesen. Von seiner Schulerfahrung ausgehend, kritisiert
Leitner den Zwang zur mündlichen Mitarbeit in der Schule ("Ich habe
ein Bitte-Herr-Fessor-ich-weiß-auch-etwas-Trauma") -- und wie sich das
dann im Erwachsenenleben fortsetzt, wo ein jeder ständig seine Meinung
kundtun müsse. Leitners besonderes Haßobjekt: Twitter. Wo immer alle
zu allem seinen Senf hinzugeben müssen. Ausgerechnet ein ZiB-Moderator
übt sich lustvoll in Kulturpessimismus und kritisiert eine Welt, wo
ein jeder ganz schnell kommunizieren müsse.

Leitners Conclusio: "Ich ermüde zunehmend, in diesem Meer von
Gedankensplittern zu schwimmen. Sie lassen das Wichtige, das die
Veränderungen gesellschaftlicher Rahmenbedingungen vorantreibt,
untergehen." Das sollte sich doch irgendwie ändern, aber dazu brauche
es eben "manchmal das Wagnis, einfach zu schweigen".

Dabei ist sich Leitner der Widersprüchlichkeit seiner Aussagen sehr
bewußt und schließt ironisch: "Ich hätte in dieser 'Presse am Sonntag'
wirklich gern nicht geschrieben. Nicht aus Faulheit, sondern als
Statement. Aber ich wette, Sie hätten das niemals so interpretiert."

http://diepresse.com/home/1583768

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> Bitte nichts zurückwerfen

Wer kennt sie nicht, die deutschen Wasserwerfer? Was ist das immer für
ein lustiges Wasserspritzen, mit oder ohne Tränengas, wenn die Polizei
wieder einmal ihren Spaß auf einer Demo haben will. Die deutschen
Polizeien modernisieren gerade ihre Wasserwerferflotte -- nein, nicht
mit Produkten deutscher Wertarbeit, sondern mit umgebauten
österreichischen Feuerwehrautos. Am Ende der Modernisierung sollen in
Deutschland 78 Gefährte des Typs WaWe10 (Stückpreis: 900.000 Euro) aus
Leonding ihren feuchten Dienst tun. Der Hersteller, die
oberösterreichische Firma Rosenbauer baut ja eigentlich
Feuerwehrgeräte, diese Wasserwerfer sind nur ein Nebengeschäft.
Dennoch: Wer demnächst in Deutschland bei einer Demo per Wasserstrahl
von den Füssen geholt wird, sollte darüber nicht böse sein. Immerhin
sichert das österreichische Arbeitsplätze.

Allerdings steht dieser Deal jetzt doch in Frage. Denn in Thüringen
wollte man das Gefährt einmal testen, so berichtete der MDR am
21.April. Polizisten spielten Randale und bewarfen den Wasserwerfer
mit Eiern, Tennisbällen und halbvollen Halbliter-Plastikflaschen.
Dabei erlitten die Scheiben des eigentlich als Panzer angesehenen
Kampfgefährts ziemliche Sprünge. Das war nicht weiter tragisch,
immerhin blieben die Scheiben ganz -- aber man traute sich dann bei
der Polizei nicht mehr, es mal mit Steinwürfen zu versuchen
(schließlich kostet das ja alles viel Geld). Doch seither hat man in
Deutschland Zweifel, ob die bekannt schludrigen Ösis ihnen da nicht
teuer irgend einen Tinnef angedreht haben.

http://www.mdr.de/thueringen/schaden_wasserwerfer_polizei_uebung100.html
KurzURL: http://tinyurl.com/akin11mdr

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> Freiheitliche Grüne

Apropos Deutsche. Es ist wie das Amen im Gebet. Immer wenn in
Deutschland von "freiheitlich demokratisch" die Rede ist, soll
irgendwas Linkes verboten werden. Das war schon beim KPD-Verbot so und
später auch bei den Berufsverboten. Mittlerweile üben sich sogar schon
Teile der Grüne Jugend in diesem Chargon. Der Parteinachwuchs der
deutschen Grünen diskutierte jüngst wie er mit dem umstrittenen Verein
"Rote Hilfe" umgehen soll, so die "taz" am 24.April. Der taz-Bericht:
"Die 'Rote Hilfe' bezeichnet sich selbst als
'Solidaritätsorganisation, die politisch Verfolgte aus dem linken
Spektrum unterstützt', und sieht sich im Kampf gegen staatliche
'Repression'. Der Verfassungsschutz stuft die Gruppierung als
linksextrem ein, wirft ihr die Unterstützung linker Gewalttäter vor
und bestreitet ihre humanitären Ziele. Am Wochenende nun kommt das
Thema beim Bundeskongress der Grünen Jugend in Dortmund auf die
Tagesordnung. Denn ein Mitglied der Nachwuchsorganisation aus Hamburg
fordert einen Unvereinbarkeitsbeschluss. Im Antrag V15 'Ein klares
'Nein!' zur Roten Hilfe' heißt es: 'Die Mitgliedschaft in der Roten
Hilfe widerspricht den Grundsätzen der Grünen Jugend. Sie ist
unvereinbar mit unseren freiheitlichen demokratischen Werten.'"

Allerdings ging die Sache eher undeutsch aus -- der Antrag fand am
Bundeskongreß kaum Unterstützung, wie das "Neue Deutschland" am
28.April berichtete.

http://www.taz.de/!137339/

http://www.neues-deutschland.de/artikel/931254.gruene-jugend-will-rot-gruen-rot.html
KurzURL: http://tinyurl.com/akin11nd



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