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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 23. April 2014; 11:12
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Letzte Worte:

> Ohne Euro kein Europaplatz

Ich bin sicher schon ein dutzendmal daran vorbeigefahren, jetzt erst
habe ich es bemerkt. Da hängt ein Transparent auf dem Gasometer der
Voestalpine in Linz mit der apodiktischen Ansage: "Ohne Euro kein
Europa".

Ahja. Mein erster Gedanke: Stimmt! Weil ohne "Euro" hieße es ja nur
"pa". Da könnte aber auch stehen: "Ohne uropa kein Europa". Das wäre
genauso richtig.

Gut, aber so ist das Transparent, das man von der Westbahnstrecke aus
so gut sehen kann, wohl nicht gemeint.

Es soll wohl auch nicht heißen, das die östliche Atlantikküste ohne
Euro am Ural wäre, weil sich Europa ohne die Einheitswährung zum
bereits versunkenen Atlantis gesellen würde.

Die Parole könnte auch die Feststellung sein, daß der Euro nur
eingeführt wurde, damit sich die Menschen europäischer fühlen und die
Staaten derart aneinander gebunden werden, daß ein Ausscheren aus der
großen segensbringenden Union nicht mehr denkbar ist -- was jetzt
zumindest in Griechenland eine Menge Leute sehr bedauern.

Das aber wäre wohl ein in unverzeihlichem Ausmaß häretischer Gedanke,
denn der Konzern sicher nicht verbreiten wollte. Was will uns die
Voestalpine also wirklich damit sagen?

Im Zug ist mir eh fad und während draußen Amstetten vorbeigezogen
wird, surfe ich zur Homepage der Firma. Dort findet sich doch wirklich
eine Erläuterung für dieses Transparent, das schon seit Juli letzten
Jahres hängt: "Der Euro als gemeinsame Währung ist nicht nur für
freien Handel und grenzüberschreitendes Wirtschaften unabdingbar -- er
steht weit darüber hinausgehend als Symbol für die Weiterentwicklung
der europäischen Idee. Ein vereintes und stetig zusammenwachsendes
Europa ist ohne einheitliche Währung undenkbar. Selbst wenn das
langfristige Konzernwachstum -- dem Weg unserer Kunden folgend --
vorwiegend in anderen Regionen der Welt stattfinden wird, bleibt die
voestalpine-Gruppe ein 'europäisches' Unternehmen. ... Die europäische
Idee und die gemeinsame Währung zu unterstützen, bedeutet ein
Bekenntnis zum Grundsätzlichen, aber gleichzeitig ein ständiges
Arbeiten, Weiterentwickeln und Verbessern, um diese Vision auch für
die kommenden Generationen zur selbstverständlichen Realität werden zu
lassen."

Fassen wir zusammen: Europa = EU = Eurozone. Und heißt auch, daß die
EU-Unternehmen weltweit mehr Macht ausüben können sollen. Das Ziel ist
eine Herrschaft des Euro über ganz Europa und am besten gleich über
die ganze Welt. Das ist toll und gerecht. Und für die kommenden
Generationen eine Selbstverständlichkeit.

Der Zug hält gerade in der großartigen Hauptstadt Pröllistans. Und ich
denke mir: Danke, liebe Voestalpine! Jetzt weiß ich wieder, was die EU
ist: Eine Staatengemeinschaft zum Zwecke der Kapitalakkumulation. Und
der Euro ist ihr Prophet. Säße ich nicht gerade so bequem, würde ich
zum Gebet niederknien.

Wien-Westbahnhof. Ich steige aus, gehe durch diese Shoppingmal mit
Gleisanschluß und stehe am Europaplatz. Und denke mir: Der Slogan ist
schon richtig, denn die Bahnfahrt war teuer und ohne Euro wäre ich
jetzt nicht an diesem Platz von Europa.
*Mario Czerny*



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