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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 23. April 2014; 10:59
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Kapitalismus:
> Andritz am Mekong
NGOs werfen dem Grazer Unternehmen Beteiligung am Xayaburi-Staudamm 
trotz Wissens über Menschenrechtlage und Umweltauswirkungen vor.
Am 9.April übermittelte ECA Watch Österreich eine Beschwerde gegen den 
österreichischen Anlagenbauer Andritz AG an den im 
Wirtschaftsministerium angesiedelten Nationalen Kontaktpunkt (NKP), 
der mit der Einhaltung der OECD-Leitsätze für multinationale 
Unternehmen befasst ist. Gemeinsam mit acht weiteren internationalen 
und lokalen zivilgesellschaftlichen Initiativen beschreibt ECA Watch, 
wie das Unternehmen im Rahmen des umstrittenen 
Xayaburi-Staudammprojekts am Mekong in Laos internationale Standards 
über ethische Unternehmensführung verletzt.
Seit dem Spatenstich im November 2012 sind in Laos die baulichen 
Vorbereitungen zum etwa drei Milliarden Euro teuren 
Xayaburi-Staudammprojekt im Gange. Andritz liefert im Rahmen eines 
Auftrags in der Höhe von 300 Millionen Euro wichtige 
Betriebstechnologien für das Projekt, ohne die der Staudamm nicht 
betrieben werden kann. Das Megaprojekt birgt massive Risken für die 
Umwelt und hunderttausende Menschen in Laos, Thailand, Kambodscha und 
Vietnam. So ist zu befürchten, dass durch Xayaburi und seine 
Folgeprojekte viele schon verarmte Familien entlang des Flusslaufs in 
noch verstärkte Armut und Mangelernährung getrieben würden.
"Der Mekong Fluss ist unser Leben. Wir sind sehr besorgt darüber, dass 
der Xayaburi-Staudamm unsere Ländereien und Lebensgrundlagen zerstören 
wird", meint Ormbun Thipsuna, Vertreter des Nordöstlichen 
Gemeinde-Netzwerks in sieben Provinzen des Mekong-Flussbeckens in 
Thailand. Wildtier- und UmweltexpertInnen gehen davon aus, dass der 
Staudamm die Wanderung der Fische extrem reduzieren wird. Dies hätte 
verheerende Folgen für Thailands und Kambodschas Fischergemeinden am 
Mekong und kann das Aussterben von ausschließlich im Mekong 
vorzufindenden Arten wie dem Mekong-Riesenwels zur Folge haben. "Der 
Xayaburi-Damm wird die Fischbestände zerstören, ohne die unsere Leute 
nicht überleben können", so Om Savath, Direktor des 
Fischerei-Aktions-Koalitionsteams von Kambodscha.
Wie die Erfahrung mit anderen Großstaudämmen zeigt, wird Xayaburi den 
Durchfluss nährreicher Sedimente hin zum ökologisch sensiblen 
Mekong-Delta im Vietnam blockieren. "Der Xayaburi-Staudamm ist der 
erste von elf geplanten Wasserkraftprojekten am bisher noch nicht 
gestauten unteren Mekong. Die Dämme werden die Bodenfruchtbarkeit 
dramatisch verschlechtern, die für die Reis anbauenden Gemeinden im 
Delta lebensnotwendig ist", erklärt Lam Thi Thu Suu vom Center for 
Social Research and Development (CSRD) in Vietnam. "Wir verlangen von 
Andritz, seinen Anteil zu leisten, um diese Bedrohung für unsere 
Ernährungssicherheit und Lebensgrundlagen abzuwenden," so Lam Thi Thu 
Suu.
Als Lieferant spezialangefertigter Maschinen-Bauteile hat Andritz 
einen erheblichen Einfluss um die Gestaltung des Projekts zu 
verbessern. Dennoch ist laut Jonathan Kaufman, Anwaltskoordinator von 
Earth Rights International, "kein Hinweis darauf zu finden, dass 
Andritz Schritte hinsichtlich der Auswirkungen seiner Aktivitäten 
eingeleitet hätte." Die OECD-Leitsätze für multinationale 
Unternehmen - ein international anerkannter Verhaltenskodex, dem 
Österreich offiziell zugestimmt hat - legen fest, dass Unternehmen 
ihre Einflussmöglichkeiten verwenden sollen, um gravierende 
Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden zu verhindern und 
anzusprechen. In der Beschwerde wird das Unternehmen aufgefordert, den 
Leitsätzen gerecht zu werden, indem es selbsttätig Studien über die 
sozialen und ökologischen Auswirkungen durchführt und seinen Einfluss 
als Lieferant von Schlüsseltechnologie auf die Projektentwickler und 
die Regierung von Laos nützt. Nur so können negative Auswirkungen 
verhindert oder abgeschwächt werden. Andritz sollte Maßnahmen 
ergreifen, um in zukünftigen Projekten Schäden zu vermeiden und sich 
an wirksamen Entschädigungen für die betroffene Bevölkerung zu 
beteiligen.
Laut den Beschwerdeführern beschränkt sich das Umwelt und 
Menschenrechte ignorierende Verhalten von Andritz nicht nur auf 
Xayaburi. Die Firma ist an zahlreichen weiteren höchst umstrittenen 
Projekten wie dem Ilisu-Staudamm in der Türkei oder dem 
Belo-Monte-Staudamm in Brasilien beteiligt. "Wir hoffen, dass diese 
Beschwerde und die Vermittlungsarbeit des Nationalen Kontaktpunkts 
dabei helfen werden, einen konstruktiven Dialog mit Andritz 
herzustellen und den durch das Projekt in ihrer Existenz gefährdeten 
Menschen Gehör zu schaffen", so Thomas Wenidoppler von ECA Watch 
Österreich. "Andritz ist eines von nur wenigen Unternehmen, die diese 
Technologie für Megaprojekte wie Xayaburi liefern können. Dadurch hat 
Andritz die Möglichkeit Einfluss sowohl auf das Projekt als auch auf 
den gesamten Sektor durch die Entwicklung von eigenen Umwelt- und 
Menschenrechts-Standards zu nehmen."
(Aussendung ECA Watch Österreich)
Hintergrundinformation zum Xayaburi-Staudamm:
http://www.ftwatch.at/dogdy-deals/xayaburi/
Kontakt: Thomas Wenidoppler, ECA Watch Österreich, 
thomas.wenidoppler{AT}eca-watch.at; 
c/o GLOBAL 2000, Neustiftgasse 36, 1070 Wien
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