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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 9. April 2014; 19:19
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Debatten:
> Mölzer und Dönmez
Der grüne Bundesrat Efgani Dönmez und der 
FPÖ-Gerade-Noch-EU-Abgeordnete Andreas Mölzer haben etwas gemeinsam: 
Sie sind beide Störfaktoren in ihren Parteien und liefern regelmäßig 
Ansagen, die von ihren jeweiligen Parteichefitäten aus 
unterschiedlichen Gründen nicht goutiert werden. Nach solchen Aussagen 
muß es "Gespräche" zwischen den Störfaktoren und ihren jeweiligen 
Chefitäten geben und diese sich bei solcher Gelegenheit regelmäßig von 
konkurrierenden Parteichefitäten vorhalten lassen, sie hätten keine 
Führungsqualitäten, weil sie ihre Abgeordneten nicht unter Kontrolle 
hätten. Das ist der eine Punkt an der Sache: Da wird gefordert, daß 
die Chefs ihren Abgeordneten Maulkörbe aufsetzen. Das mit der 
Meinungsfreiheit und dem freien Mandat scheint da nicht so wichtig zu 
sein.
Interessant ist nun aber, daß jetzt in den diversen Foren schon wieder 
Aufregung herrscht über Dönmez im Zusammenhang mit Mölzer. Dönmez hat 
nämlich -- noch vor der Verkündung Mölzers, sich zurückzuziehen -- der 
"Presse" einen Leserbrief geschrieben. Er meinte darin vorab, Mölzers 
politische Geisteshaltung sei ihm zwar "zutiefst zuwider", jedoch: 
"Die Pawlow'schen Reaktionen der politisch korrekten Sprachpolizei auf 
seine Aussagen sind aber die üblichen Reaktionen auf seine 
Agitationen, die mittlerweile zur folkloristischen Unterhaltung des 
rechten und restlichen politischen Lagers gehören und die zu einer 
Nivellierung der Politik nach unten geführt haben." Und es sei ihm 
lieber, daß Mölzer seine Aussagen im öffentlichen Raum tätige "und 
nicht in irgendwelchen Hinterzimmern und Kellern". Dönmez weiter im 
O-Ton: "Eine Demokratie muss (leider) auch Geisteshaltungen und 
Meinungen, wie die von Mölzer aushalten. Nicht die Sprachpolizei und 
die Berufsempörten in den Parteizentralen haben darüber zu 
entscheiden, was Mölzer wie und wo zu sagen hat, sondern nur Mölzer 
selbst - und sonst niemand!" Schlußendlich: "Wenn der Zuspruch zu 
Mölzers Geisteshaltung in einem Wahlergebnis von mehr als 15 Prozent 
liegen sollte, dann haben wir ein großes gesellschaftspolitisches 
Problem -- und nicht Mölzer". Dies, so Dönmez, sei der eigentliche 
"Kern der Sache, was leider kaum jemand erkennt".
Nun ist die Dönmez eigene polemische Ausdrucksweise vielleicht ein 
wenig überzogen, aber ganz unrecht hat er da wohl nicht. Das ist der 
andere Punkt an der Geschichte: Was Mölzer gesagt hat, ist Ausdruck 
seiner Geisteshaltung und auch der des Großteils der FPÖ. Warum sollte 
jemand wie Mölzer als FPÖ-Abgeordneter nicht dieser Haltung Ausdruck 
verleihen? Mölzer wird jetzt der FPÖ nicht zu einem tollen 
Wahlergebnis verhelfen -- einfach, weil Mölzer nicht mehr antritt --, 
aber generell sind nicht die Mölzers dieses Landes das Problem, 
sondern daß solche Mölzers gewählt werden. Das müßte das Thema sein.
Daß Dönmez das sagt, wird ihm sicher wieder krumm genommen werden. 
Sicher, manchmal erzählt der oberösterreichische Grüne Blödsinn, aber 
diesmal hat er recht. Denn es kann doch nicht wirklich darum gehen, 
Leute wie Mölzer, die "Böses" sagen, einerseits aus der Öffentlichkeit 
verbannen zu wollen und andererseits deren Botschaften mit 
antifaschistisch gemeinter Empörung eine größere Öffentlichkeit zu 
verschaffen. Warum stellt man sich nicht vielmehr die Frage, warum 
dieses Böse auf einen derart fruchtbaren Boden fällt. Sicher: Wenn ein 
Mölzer in Hinkunft nicht mehr aus der Position eines Abgeordneten 
rechtsextreme Propaganda verbreiten kann, ist das schon sehr 
erfreulich, aber deswegen hört die FPÖ nicht auf, die FPÖ zu sein, und 
deswegen werden sich die FPÖ-Wähler auch nicht von der FPÖ abwenden --  
und schon gar nicht werden sie ihre Geisteshaltung ändern...
*Bernhard Redl*
Dönmez' Brief: http://diepresse.com/home/1587719/
Audiofassung der akin-Glosse: http://cba.fro.at/257206
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