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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 9. April 2014; 19:22
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Arbeit/Statistik:
> Langzeitarbeitslose? Gibt es gar nicht!
Das AMS perfektioniert die Statistikschönung, berichten die *Aktiven 
Arbeitslosen*
Im Jahr 2000 hat die schwarz-blaue Regierung zur Verschleierung der 
stetig steigenden Langzeitarbeitslosigkeit die Arbeitslosen 
systematisch vermehrt in AMS-Kurse gesteckt, weil diese, wenn sie 
binnen 6 Monaten an einem Kurs teil nehmen, nicht mehr in der Zahl der 
"Langzeitarbeitslosen" aufscheinen. Erst 2004 hat das AMS mit der Zahl 
der "Langzeitbeschäftigungslosen", bei der KursteilnehmerInnen nicht 
mehr aus der Statistik rausfallen, mehr für den internen Gebrauch eine 
realistischere Maßzahl geschaffen.
Wie eine von den Aktiven Arbeitslosen Österreich präsentierte 
Auswertung zeigt, hat die rot-schwarze Regierung unter Bundeskanzler 
Werner Faymann und Sozialminister Rudolf Hundstorfer diese Politik der 
Lüge ungeniert weiter fortgesetzt und zugespitzt: Hat die Regierung 
2004 dank durchschnittlich 42.645 in Schulung geparkter Arbeitsloser 
die Langzeitarbeitslosenzahl von durchschnittlich 49.570 auf 20.405 
beschönigt, also um 68% verkleinert, so machte sie 2013 aus 57.464 
Langzeitbeschäftigungslosen dank in Schulungen geparkter Arbeitsloser 
(insgesamt 73.516 SchulungsteilnehmerInnen) gar nur mehr 6.795 
Langzeitarbeitslose. Das AMS drückte so die 
Langzeitbeschäftigungslosenzahl um satte 88%!
Wien ist anders - Oberösterreich aber schon lange
Besonders krass ist das Verstecken der Langzeitarbeitslosen ist Wien, 
das auch einen auffallend hohen Anteil von 
Langzeitsbeschäftigungslosen von 29% hatte (Bundesdurchschnitt 17%, 
Tirol 4%). Das AMS Wien hat den Verfälschungsgrad von 58% (2004) gar 
auf 99% (2013) erhöht, sodass die präsentierte 
Langzeitarbeitslosenzahl nur noch 1% der realitätsnaheren 
Langzeitbeschäftigungslosenzahl ausmacht. Fast jeder Langzeitserbslose 
wurde also in einer Zwangsmaßnahme versteckt! Weiter hat das AMS Wien 
die Langzeiterwerbslosenzahl - die in allen anderen Bundesländern in 
etwa kontinuierlich anstieg - vermutlich durch verstärkten Einsatz der 
"gemeinnützigen Personalüberlasser" von durchschnittlich 27.647 (2004) 
auf 24.665 (2013) bzw. von 28,7% auf 20,4% der Gesamtarbeitslosenzahl 
gedrückt. "Vorreiter" in der Statistikverfälschung allerdings ist 
Oberösterreich, wo bereits 2004 die Langzeitarbeitslosenzahl durch 
AMS-Zwangsmaßnahmen um 95% geschönt wurde, 2007 einen Höchstgrad an 
Statistikbehübschung von 98% erreichte, der bis 2013 leicht auf 96% 
abfiel.
Studie des Deutschen Sozialministeriums belegt Statistikverfälschung 
im Auftrag der Politik
Was wir schon lange aus unserer Beratungstätigkeit wissen, dass 
Arbeitslose vorwiegend aus Statistikgründen knapp vor dem "Übertritt" 
in die Langzeiterwerbslosenstatistik zu AMS-Zwangsmaßnahmen zugewiesen 
werden - das "Übertrittsdatum" steht sogar oft auf der Kurszuweisung 
des AMS! - wird nun durch eine Studie im Auftrag des deutschen 
Sozialministeriums offiziell belegt: Die "Zielerreichung" kann durch 
Zuweisung in "ungeeignete" oder "überflüssige" Kurse erreicht werden, 
die vom Sozialminister bzw. vom AMS Österreich vorgegebenen Ziele 
legten nahe, "Arbeitslose kurz vor ihrem Übergang in 
Langzeitarbeitslosigkeit in eine Qualifizierung zuzuweisen".
Diese systematische Veruntreuung von Versicherungs- und Steuergeldern 
zur Statistikverfälschung ist allerdings nur durch das rigide 
Sanktionenregime möglich. Durch die permanente Androhung des 
Existenzentzuges durch Totalsperren des AMS-Bezuges leben vor allem 
Langzeitsarbeitslose derart in Angst, dass sie sich nicht gegen die 
seit Jahren viel kritisierten "Sinnloskurse" zu wehren trauen.
Keine Statistikfälschung ohne Zwangsregime durch menschenrechtswidrige 
Bezugssperren
Die vielbeschworene "Versicherungsgemeinschaft" wird mehrfach 
geschädigt: Nicht nur durch die Verschwendung ihrer Beiträge, sondern 
auch durch die gesundheitlichen Schäden durch das Zwangsregime. Wenn 
sich aufgrund der massiven strukturellen Gewalt durch angedrohte 
Sanktionen 36% der Arbeitslosen vor dem Kontakt mit dem AMS fürchten 
und 29% Beschwerden kriegen, wenn sie einen Kurs machen müssen, den 
sie sich nicht selbst ausgesucht haben(*), dann kann von einer 
"Wiederintegration" durch das AMS wohl kaum gesprochen werden. Das 
einfachste und wirksamste Mittel gegen die Statistikverfälschung durch 
"Sinnloskurse" wäre daher die freie Kurswahl und die demokratische 
Mitsprache der Arbeitslosen. Dies würde zudem mit einem Schlag die oft 
Parteien bzw. Sozialpartnern nahe stehenden Kursanbieter dazu zwingen, 
endlich gute Qualität und echte Unterstützung zu bieten. Ehrliche 
Zahlen statt Verdrängung der Probleme wären ein erster Schritt in die 
richtige Richtung.
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