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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 26. März 2014; 16:14
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Bücher:
> So ein Theater
Markus Kupferblum
Die Geburt der Neugier aus dem Geist der Revolution.
Die Commedia dell' Arte als politisches Volkstheater.
Fakultas Verlags und Buchhandels AG,
Wien 2013. 175 Seiten. 19,90 Euro
*
Auch oder besser gerade in Zeiten, wo Rebellionen und Revolutionen --
auch in Europa! -- erneut auf der Tagesordnung stehen, sollten Linke
keinen verengten Blick auf die gesellschaftliche Realität werfen.
Fragen der Kunst und (Alltags)kultur sind alles andere als
nebensächlich. Sie sind für viele ein konstitutives Element ihres
Lebens. Das Buch von Markus Kupferblum über die commedia dell arte als
politisches Volkstheater ist ein guter Wegweiser in diese Richtung.
Lange bevor es (in Europa) fest etablierte Theater gab, zogen
Schauspieler durchs Land. Sie spielten für gewöhnlich im Freien, auf
Marktplätzen. Viele von ihnen konnten nicht lesen oder schreiben. Ihre
Rollen lernten sie, während sie sich den herumziehenden
Schauspieltruppen anschlossen. Nicht zuletzt für Frauen war das
Theater eine befreiende Chance -- insbesonders nach dem päpstlichen
Kurtisanen-Verbot.
Die italienische commedia dell`arte steht paradigmatisch für diese
Variante des Theaters. Von etwa 1500 bis Ende des 18. Jh. hatte sie
ihre Hochblüte. Auch in den Dramen Shakespeares fand sie eine starke
Resonanz. Dann folgten Verbote, Übergänge -- u.a. in die opera buffa
oder die Entwicklung des bürgerlichen Dramas.
Man erfährt in dem Buch viel über die Geschichte der commedia dell'
arte, die Arbeit der Truppen, ihr Handwerk und auch über ihre oft
prekäre finanzielle Situation.
Die überzeichnende Gestik hatte auch die Funktion, den Spannungsbogen
bis zum Ende der Stücke zu halten, damit das Publikum nicht vorzeitig
wegläuft. Denn bezahlt resp. gesammlt wurde erst NACH der Vorstellung!
Kupferblum zeigt das Weiterwirken der Figuren der commedia dell' arte
auf: bei Mozart, Raimund, Nestroy, Charlie Chaplin bis hin zu
Kunstfiguren der Gegenwart.
Das Buch ist flüssig geschrieben, liest sich leicht. Gelegentlich wäre
es wahrscheinlich besser gewesen, nach der Devise "Weniger, aber
gründlicher" zu verfahren. So entsteht manchmal der Eindruck, als wäre
jegliches Theater eine Emanation der commedia dell' arte. Manche
Passagen sind schlicht oberflächlich hingesetzt. Etwa wenn Carlo
Goldoni (Autor des legendären "Diener zweier Herren") schlicht als
"Liquidierer" der commedia dell' arte hingestellt wird. Oder die
gänzlich unzureichende Charakterisierung des "epischen Thaters" von
Bert Brecht und seines "Arturo Ui" der von Kupferblum einseitig zu
einem "aufsteigenden" Arlecchino gemacht wird.
Nichtsdestotrotz: ein interessantes Buch. Wie gesagt allen Linken ans
Herz gelegt -- in der begründeten Überzeugung, daß es nicht ausreicht,
von einem Polit-Termin zum anderen zu hetzen.
*Hermann Dworczak*
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