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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 19. März 2014; 16:05
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glosse:

> widerstand will täglich entdeckt werden

immer mehr verzweifelte menschen drängen in ihrem überlebenskampf nach
europa. sehr viele kommen niemals an. sie finden nicht die freiheit,
auch nicht das gelobte land, sondern den tod, das ende.

innerhalb der festung europa werden die auswirkungen des verbrechens
namens "krise" zur gewohnheit. dass spanien oder griechenland
"probleme" haben, die dort menschen um ihre zukunft, ihren
lebensstandard und ihre sicherheit berauben, dass
massenarbeitslosigkeit zum normalfall wird, darüber regen wir uns
längst nicht mehr auf. die dortigen "regierungen" werden zu
willfährigen komplizen der tarnung und schonung der
spekulationsgewinne und der privatisierung der verluste. selten ist
das wort "wir" so oft mit fatalem beigeschmack ausgesprochen worden.

in jenen landstrichen, die für den dreivierteltakt, die
schokoladeumhüllte marzipankugel und ein "bisserl" viel korruption
weltbekannt sind, tun ehemals etablierte parteien und gelähmte andere
alles um den zulauf zu den nazis nicht nur ungebremst zuzulassen,
sondern auch noch zu befördern. hypo alpe-adria als zeitbombe, zu
lebzeiten von haider gelegt, verschärft statt entschärft von anderen,
könnte uns noch gewaltig braun um die ohren fliegen.

ausserhalb der festung europa blicken wir längst nicht mehr durch.
ägypten, libyen waren von aussen oft romantisch verklärte vorboten
eines frühlings, der niemals blühen durfte, der ins - zumindest für
uns nicht mehr verständliche - chaos führte. denn nur im chaos lassen
sich die spannenden geschäfte abwickeln. syrien ist seit inzwischen
schon 3 jahren ein ständiges drama des hasses und des mordens, wieder
einmal haben wir gelernt zum abendbrot eine geile opferbilanz zu
bekommen, inzwischen allerdings nur mehr alle 14 tage. öfter
interessiert uns das nicht.

wenn dann die von dort flüchtenden menschen aus diesem gebiet in einem
verschlafenen alpendorf untergebracht werden sollen, weil eine
menschliche bleibe das mindeste wäre, was wir diesen menschen anbieten
müssen, dann fragen sich die medien öffentlich: "wieviele asylwerber
verträgt ein dorf?".

und jetzt: ukraine. die sichtweisen sind so vielfältig wie selten
zuvor. das hat wohl auch damit zu tun, dass sie diesmal von anfang an
funktionieren soll - die propaganda. vermutlich ist es niemals um die
situation der menschen in der ukraine und ihre lebensinteressen
gegangen, es geht um die interessen der machtblöcke, die aber
ineinander verstrickt und in manchen punkten kaum lösbar verwoben
sind. dennoch ist jetzt schon klar, dass die wirklich profitierenden
dieser krise sicher nicht in der ukraine wohnen.

auch wenn behauptungen, wir würden im grossen und ganzen in einer
friedlichen welt leben ohnehin längst nicht mehr gelten können, so
scheint diesmal doch nach langem wieder ein gespenst aufzutauchen, das
manche schon den dritten weltkrieg und den zusammenbruch des
derzeitigen gefüges fürchten lässt.

da werden urängste losgetreten, unsicherheiten verbreitet und niemand
weiss, was davon propaganda oder gar noch untertriebene real gefahr
ist. denn jede angst macht uns auch wieder berechenbarer, erwartbarer
werden unsere reflexe.

ratlosigkeit macht sich breit. es besteht der verdacht, das wir nicht
mehr die zeichen der zeit zu lesen wissen. was vor jahrzehnten
politische diskussionsabende und hunderte flugblätter
unterschiedlichsten inhaltes war, ist heute eine flut von postings und
videos, von schaubildern und vermeintlichen aufdeckungen.
quellenanalyse ist zumindest so schwer wie damals, als uns die
herkunft der wachsmatrizen-flugblätter niemand sagen konnte. glaubs
oder glaubs auch nicht. das galt damals wie es auch heute wieder gilt.

bei all der informationsflut sollten wir uns bewusst machen: selbst
wenn "wir" es selbst sind, die content produzieren, wir haben es nicht
wirklich selbst in der hand, wie gut sich unsere postings und gedanken
verbreiten. die algorithmen der plattformen von fb bis google, von
youtube bis spamfilter entscheiden, was locker rüber kommt und was
eher verborgen bleibt. es wäre naiv zu glauben, dass hier nicht
gesteuert wird.

dennoch ist austausch wirklich der einzige weg, durch die krise
politisch verträgliche wege zu finden. bei allen mechanismen der
filterung und steuerung im netz und drumherum, ist die information aus
verschiedensten quellen zwar anstrengend, aber bei entsprechendem
umgang auch die energie wert.

nur: was passiert mit unserer schönen vernetzung, wenn ein
"machtinteresse" oder ein realer energiemangel von heute auf morgen
bzw. von einer stunde zur anderen das netz abschaltet? eine
horrorvision? schon. und die folgen eines längeren ausfalls speziell
in unserer web-affinen welt kaum auszumalen. wir sollten also auf die
netzunabhängige vernetzung nicht vergessen. sie könnte plötzlich sehr
wichtig werden.

immer dann, wenn ein thema unsere aufmerksamkeit bindet, stellt sich
die frage, wem unter umständen welche ablenkung ganz recht sein kann.
talkshows und diskussionsrunden sind niemals zufall.

mag sein, dass diese ausführungen hier fatal pessimistisch oder
zumindest beängstigt klingen. letztlich gehen sie dennoch auf einen
restfunken hoffnung zurück, dass es uns mit "schwarmintelligenz"
gelingt, uns den machenschaften der immer wieder davonkommenden
krisenmanagerInnen nicht so ungeschützt zu überlassen. und aus einer
schier unüberblickbaren zahl denkbarer und undenkbarer wege werden wir
uns immer wieder für den einen oder anderen entscheiden müssen.

widerstand will täglich entdeckt werden. aber wo?
(bernhard jenny auf seinem Blog)

Quelle:
http://bernhardjenny.wordpress.com/2014/03/16/widerstand-will-taglich-entdeckt-werden-aber-wo/



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