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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 5. März 2014; 00:36
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Das Letzte:

> Die Juden und die U-Bahn

"Will ja niemandem etwas unterstellen....", meint Standard-Forum-User
"der unverbesserwisserliche", und setzt an zur Darlegung einer der
skurrilsten und absurdesten antisemitischen Konstruktionen, die uns in
den letzten Jahren untergekommen ist.

Der Online-Standard hatte am 30.1.2014 berichtet, die U-Bahnline U2
solle zukünftig zwischen 19 Uhr und 6 Uhr 30 mit verminderter
Geschwindigkeit die Strecke zwischen den Stationen Schottenring und
Taborstraße durchfahren, "weil sich der Lärm in diesem Streckensegment
stärker auf das dicht besiedelte Gebiet an der Oberfläche ausbreitet
als bei der Planung berechnet". Und weiter: "Von den Zügen verursachte
Schwingungswellen würden zu Schallschutzproblemen ... führen. Um die
Anrainer zumindest abends und nachts vor dem erhöhten Lärmpegel zu
schützen, wurde ... eine Langsamfahrstelle eingerichtet (...)." Die
"Wiener Linien (seien) kürzlich von mehreren Anrainern auf die
gestiegene Geräuschkulisse aufmerksam gemacht." ExpertInnen würden nun
Messungen vornehmen.

Der Standard-Poster dazu: "Will ja niemandem etwas unterstellen, aber
zwischen Schottenring und Taborstraße wohnen nicht wenige Menschen
jener Herkunft, die es auch geschafft haben, zwischen den Stationen
Stadion und Donaumarina einen Sichtschutz installieren zu lassen,
wiewohl ein solcher zwischen den Stationen Stadlau und Hardeggasse,
sowie an anderen Stellen der Trasse mindestens ebenso argumentierbar
wäre. Das ist eine Parallele, die zumindest mir auffällt."

Wer den Zusammenhang nicht kennt: Zwischen den Stationen Stadion und
Donaumarina befinden sich neben einem Einkaufszentrum, zwei
Parkgaragen, sehr vielen Sportplätzen und der ÖGB-Zentrale unter
anderem auch eine von der Kultusgemeinde (IKG) betriebene Sportstätte,
ein SeniorInnenheim und eine Schule. Die Baufläche wurde der IKG als
Entschädigung für 1938 geraubte jüdische Sportplätze zur Verfügung
gestellt. Und tatsächlich hat der zweite Bezirk mit knapp 3000
Menschen den österreichweit höchsten Anteil von BewohnerInnen
jüdischen Glaubens: er beträgt heiße 3% der Bevölkerung.

Standard-Poster "der unverbesserwisserliche" will in seinem Posting
also einen Zusammenhang von Temporeduktion der U-Bahn,
Sichtschutzanlage und Menschen jüdischen Glaubens herstellen. Mit
diesem unsinnigen Zerrbild darf nun weiterdeliriert werden: Haben
JüdInnen etwas gegen U-Bahnen? Haben sich JüdInnen gegen die U-Bahn
verschworen, weil sie andere am schnellen Fortkommen mit öffentlichen
Verkehrsmitteln hindern wollen? Oder bilden JüdInnen eine besonders
effektive Lobby zur Durchsetzung ihrer Rechte?

Womit wir wieder bei der Gefährlichkeit von Verschwörungstheorien
wären: Sie können noch so absurd sein, aber sie dienen stets
LeserInnen als Projektionsflächen für negative Eigenschaften - und
seien die noch so aus den Fingern gezogen.
(Stoppt die Rechten / gek.)

Volltext:
http://www.stopptdierechten.at/2014/02/01/skurrile-weltbilder-die-juden-und-die-u-bahn/



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