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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 5. März 2014; 00:47
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Bücher:
> 'The Great Robbery of the South' auf Deutsch
Michael Pröbsting:
Der große Raub im Süden.
Ausbeutung im Zeitalter der Globalisierung.
Promedia Verlag, Wien 2014.
220 Seiten. 17,90 Euro
ISBN 978-3-85371-371-6
In einem sehr interessannten Buch behandelt Michael Pröbsting den
gigantischen "Werttransfer"-- nämlich die Ausplünderung der Länder des
"Südens" also Afrika, Asien und Lateinamerika -- durch den
Imperialismus.
Aufbauend auf dem kolonialen Raub -- bei Marx bekanntlich Teil der
"ursprünglichen Akkumulation des Kapitals"-- erfolgt bis zum heutigen
Tag ein gewaltiger ökomischer Aderlaß der südlichen Hemisphäre -- in
den verschiedensten Formen: von den ungleichen terms of trade bis hin
zum brain drain. Und ähnlich -- nicht ident! -- ist die Lage in Süd-
und Osteuropa.
Wenn vom Süden die Rede ist, ist es wichtig die riesigen Veränderungen
einzukalkulieren, die stattgefunden haben -- lebt doch heute in
Afriaka, Asien und Lateinamerika die überwiegende Mehrheit, rund drei
Viertel des Weltproletariats!
Es ist eine großes Verdienst des Buches diese Prozesse und
Veränderungen zu analysieren. Es umfaßt eine Fülle von konkreten
Daten, übersichtlichen Grafiken und Tabellen. Was nunmehr vorliegt ist
die deutsche, gekürzte und aktualisierte Fassung von "The Great
Robbery of the South" (2013).
Was die strategischen Schlußfolgerungen betrifft, möchte ich einige
Bedenken anmelden (ich klammere HIER die "China-Debabtte" aus -- ich
betrachte anders als der Autor China weder als voll kapitalistisch
restauriert geschweige denn als imperialistisch; m.E. sind einige
zentrale Strukturen der Revolution 1949, des neuen, von Anfang an(!)
deformierten "Arbeiterstaats" nicht gänzlich erodiert).
Aus dem Umstand, daß immer mehr ArbeiterInnen im Süden beheimatet
sind, wird von Michael Pröbsting ziemlich linear geschlußfolgert , daß
die Kämpfe im Norden eher zweitrangig sind: das Schwergewicht der
Kämpfe hat sich "in Richtung der halbkolonialen Länder in Asien,
Lateinamerika, dem Nahen Osten wie auch der aufsteigenden Großmächte
China und Russland verschoben" (S. 51).
So wichtig es ist auf den Umfang, die Stärke dieser Kämpfe und die
Notwendigkeit der internationalen Solidarität mit ihnen zu verweisen,
so gilt es ebenso ihre aktuellen politischen Grenzen aufzuzeigen: von
den heroischen Kämpfen der TextilarbeiterInnen in Bangladesh bis hin
zu Streiks in China. Letztere sie sind oft auf die Betriebsebene
beschränkt , lokal und demzufolge fragmetiert. Bislang gibt es in
China auch keinen releventen Brückenschlag zur linken, undogmatisch
marxistischen Intelligenz ( nicht zueletzt wegen der enormen
Repression!) geschweige denn eine ausgereifte, linke politische
Alternative.
Solche limits sind selbst in Südafrika oder Südkorea zu sehen trotz
der enormen Militanz der Kämpfe in diesen Ländern.
Diese "Überschätzung" des Südens korrespondiert mit einer
"Unterschätzung" der ökonomischen Aktivitäten des Kapitals im Norden:
denn der Großteil der Investitionen, des Außen-Handels erfolgt nach
wie vor im Norden, z. B. zwischen den USA und der EU.
Genausowenig wie aus der objektiven Tatsache, daß MigrantInnen in den
entwickelten kapitalistischen Ländern der ausgebeutetste Teil der
ArbeiterInnenklasse sind, (kurz)geschlossen werden kann, daß ihnen
dadurch bereits eine "Avantegarderolle" zukommt, genausowenig kann
dies für die ArbeiterInnen und ihre Kämpfe im Süden unterstellt
werden.
Ich sage das nicht besserwisserisch, sondern kritisch-solidarisch.
Über die hier angerissenen Fragen gilt es in der Linken eine
kollektive Debatte zu führen. In den Blütezeit der europäischen
ArbeiterInnenbewgung Ende des 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts
war dies eine Selbstverständlichkeit -- auch in den ersten Jahren nach
der russischen Revolution 1917-- vor der Konterrevolution des
Stalinismus. Man/ frau denke nur an die fesselnden Diskussionen
zwischen Rosa Luxemburg, Kautsky, Lenin oder Trotzki.
Solch ein Terrain gilt es wieder Schritt für Schritt zu schaffen. Denn
warum es heute angesichts der fundamentalen sozialen, ökonomischen,
ökologischen und politischen Krisen des Kapitalismus geht, ist die
neuerliche Diskussion der "großen" Fragen" unter veränderten -- auch
weltpolitischen -- Bedingungen: Verhältnis von Reform und Revolution;
statt der imperialischen EU: ein "Vereinigtes Europa sozialistischer
Staaten"; wie könnte ein pluraler, (räte-) demokratischer,
ökologischer und feministischer Sozialismus des 21. Jahrhunderts
ausschauen?. DEM sollte sich die Linke theoretisch und praktisch
zentral widmen und NICHT Nischen- bzw. illusionäre Politik betreiben :
Tauschkreise; "eigenes" Lokalgeld; "demokratische" Banken; illusionäre
Konzepte die EU zu "demokratisieren" etc.
Das Buch von Michael Pröbsting hat zu dieser unerläßlichen Debatte
einen wichtigen Beitrag geleistet.
*Hermann Dworczak*
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