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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 12. Februar 2014; 11:14
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Februar '34 / Glosse:

> Nur Geschichte?

Am 12. Februar und in den Tagen danach haben sich österreichische
ArbeiterInnen mutig mit der Waffe in der Hand gegen den
Austrofaschismus zur Wehr gesetzt. Und das nach einer langen Phase der
"Rückzugs"- sprich der Kapitulationspolitik der sozialdemokratischen
Führung.

Auf Grund dieses demoralisierenden "Zurückweichens" vor dem
entschlossenen bürgerlichen Gegner, des ungleichen Kräfteverhältnisses
und falscher -- militärischer -- Taktik (der spätere Bundespräsident
Theodor Körner plädierte damals vergeblich für eine Art
"Guerilla"-Vorgangsweise: die gesamte Arbeiterschaft sollte kämpfen --
nicht nur ihr militärischer Arm, der Republikanische Schutzbund) kam
es zur Niederlage. Die siegreichen Austrofaschisten, die aus dem
christlichsozialen Lager (also der Vorgängerpartei der ÖVP) kamen,
errichteten eine brutale Diktatur (u.a. mit dem "Anhaltelager"
Wöllersdorf) und ebneten damit dem Einmarsch Hitlers 1938 den Weg.

Ist das alles nur für Geschichtsbücher, Vergangenheit?

Nein - es ist hochaktuell! Der Februar 34 zeigt, dass in Zeiten der
tiefen Krise des Kapitalismus nicht mehr über die bürgerliche,
parlamentarische Demokratie geherrscht wird: diese wird vielmehr
systematisch abgebaut - bis hin zu Militärdiktaturen und Faschismus.

Da mag der Einwand kommen: ja in der Vergangenheit -- aber heute?

Vergessen wir nicht, dass in Portugal und Spanien Salazar und Franco
auch nach dem Zweiten Weltkrieg mit Unterstützung des "Westens"
weiterregieren konnten; dass es in Griechenland von 1967 bis 1974 eine
Militärdiktatur gab -- mit KZ-Inseln; und dass heute vor dem
Hintergrund eines erneut schwer in die Krise geratenen Kapitalismus
und der perspektivlosen Politik der Führungen der traditionellen
ArbeiterInnenparteien und Gewerkschaften überall in Europa
rechtspopulistische, ja offen faschistische Kräfte ihr Unwesen treiben
(und weltweit - in den USA die "Tea Party"). Man denke nur an die
Mörderbande "Goldene Morgenröte" in Griechenland, die über beste
Beziehungen zur "offiziellen Politik" verfügt.

Wir können Gift darauf nehmen, dass das internationale Kapital, das
jetzt über die Troika die griechischen Massen knechtet, im "Falle des
Falles " auch wieder auf die faschistischen Büttel zurückgreifen wird.

"Versöhnung"?

Vergegenwärtigt man sich die Fakten, besteht für "Versöhnung" (z.B.
gemeinsame Kranzniederlegung von Faymann und Spindelegger auf dem
Wiener Zentralfriedhof) keinerlei Anlass. Bei der ÖVP hängt das Bild
des Arbeitermörders Dollfuß, der 1934 sogar den Einsatz von Giftgas
(!) in Erwägung gezogen hat, noch immer im Parlamentsklub. In Ungarn
regiert Orban, der mit den antisemitischen Rechtsextremisten von
Jobbik packelt - er und seine Partei sind nach wie vor Mitglieder der
Europäischen Volkspartei.

Statt Zukleistern der Geschichte und Anbiedern an das Kapital und ihre
bürgerlichen Parteien ist Lernen aus der tragischen Vergangenheit
angesagt: nicht zuletzt, dass internationale Solidarität für die
ArbeiterInnenbewegung unabdingbar ist. Solidarität mit denen, die sich
gegen Sozialabbau und drohende rechtsextreme, faschistische Gefahr zur
Wehr setzen. Und das heißt heute vor allem: Solidarität mit dem
Widerstand in Greichenland!

*Hermann Dworczak*




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