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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 29. Jänner 2014; 14:41
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Ungarn:

> Nicht für so ein Gedenken

US-Historiker gibt Verdienstorden zurück

Von Pusztaranger: https://pusztaranger.wordpress.com/2014/01/26/offener-brief-von-randolph-l-braham/

*

Der US-Historiker Randolph L. Braham, die internationale Koryphäe für
den ungarischen Holocaust, hat als Reaktion auf die
Geschichtsfälschungen der ungarischen Regierung seinen 2011
verliehenen ungarischen Verdienstorden zurückgegeben und dem
Budapester Holocaust-Gedenkzentrum untersagt, weiter seinen Namen zu
verwenden.

Es ist nicht der erste Verdienstorden, den die ungarische Regierung
wegen ihrer Rehabilitierung der Horthy-Ära zurückbekommt, so bereits
2012 den von Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel.

Braham geht jedoch noch weiter - das Budapester
Holocaust-Gedenkzentrum wird sein nach ihm benanntes
Informationszentrum umbenennen müssen, da er seinen Namen
zurückgezogen hat.

*

Offener Brief von Randolph L. Braham

26. Januar 2014

An Herrn Prof. Dr. György Haraszti, den Vorsitzenden des Kuratoriums
An Herrn Direktor Dr. Szabolcs Szita
Holocaust Gedenkzentrum

Lieber György und Szabolcs,

ich wende mich mit der Bitte an Euch, meinen Namen von der Brahamthek
und dem Informationszentrum des Holocaust-Gedenkzentrums zu entfernen.
Diese Entscheidung habe ich schweren Herzens getroffen, nachdem ich
die neusten Entwicklungen in Ungarn mit großer Besorgnis verfolgt
habe. Ich - und mit Sicherheit auch Andere - bin entsetzt über die
Geschichtsfälschungskampagne der letzten Jahre, deren Ziel die
Reinwaschung der Horthy-Ära ist. Darunter zähle ich auch die
Verfassungsänderung, durch die die später verabschiedeten
unglücklichen Maßnahmen "gesetzlich legitimiert" wurden, mit denen man
Ungarn von der Verantwortung an der aktiven Rolle freisprechen will,
die es bei der Vernichtung von fast 600 000 Bürgern jüdischen Glaubens
spielte. Den letzten Ausschlag für meine Entscheidung gab die
Entscheidung der Regierung, ein nationales Denkmal der deutschen
Besatzung zu errichten. Dies halte ich für einen feigen Versuch, die
Aufmerksamkeit von der Rolle des Horthy-Systems bei der Vernichtung
der Juden abzulenken, und den Holocaust mit dem "Leiden" der Magyaren
durch die deutsche Besatzung zu vermischen, während die historischen
Fakten beweisen, dass (die Deutschen in Ungarn) statt mit Widerstand
vielmehr mit allgemeinem Applaus empfangen wurden.

Ich verstehe, dass die Leitung des Holocaust-Gedenkzentrums gegen
diesen unverschämten geschichtsfälschenden Kurs aus diversen
politischen und wirtschaftlichen Gründen nicht das Wort erheben kann
oder will. Aber als Überlebender - dessen Eltern und viele
Familienmitglieder sich ebenfalls unter den Hunderttausenden
ermordeten Juden befanden - kann ich nicht schweigen, und besonders
deshalb nicht, weil es mein Schicksal war, den Großteil meines Lebens
der Bewahrung und Vermittlung der historischen Fakten des Holocaust zu
weihen.

Hiermit sende ich auch das Mittelkreuz des Ungarischen
Verdienstkreuzes zurück, zusammen mit der von Staatspräsident Pál
Schmitt unterzeichneten Urkunde, mit der Bitte, diese an die
zuständigen ungarischen Behörden weiterzuleiten.

Randolph L. Braham
Graduate Center of the City University of New York

(Übersetzung von Pusztaranger nach der ungarischen Version)



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