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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 29. Jänner 2014; 14:09
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Ballnotizen:
> Bedenkliche Kommunikationsguerrilla
Eine seltsame Aktion lieferte in der Ballnacht jemand, der auf Twitter
als Anonymous Austria auftritt. Von diesem Account wurden während der
Demos ständig unter dem Hashtag #nowkr Bilder von
bürgerkriegsähnlichen Situationen in anderen Ländern (u.a.
Griechenland) gepostet -- die weitaus heftigere Auseinandersetzung
zeigten, als in Wien passiert sind.
Es machte den Anschein, als wäre dahinter ein Akt der
Kommunikationsguerrilla gestanden -- einer ist darauf auch tatsächlich
reingefallen: Auf der Facebook-Präsenz von HC Strache fanden sich
einige dieser Bilder wieder -- auch mit der Konnotation, dies wären
Bilder aus Wien.
Der Twitterer wird sich gefreut haben. Doch ob die Aktion so gut war,
bleibt fraglich: Die Bilder heizten in der Nacht noch massiv die
Social-Media-Community auf, zu einer Deeskalation waren sie denkbar
ungeeignet. Und daß auf Straches Facebook nachweislich falsche
Informationen auftauchen, hat diesem bei jenen Leuten, die sich
überlegen, ihn zu wählen, noch selten geschadet.
> Tagesspiegel lobt Randale
Am selben Tag erschien um 17:43 auf der Homepage des normalerweise
nicht gerade linksradikalen Berliner "Tagesspiegel" ein Essay mit dem
Titel "Danke, liebe Antifa!". Dieser Text bezog sich auf die deutsche
Situation und erwähnte die zu den zu diesem Zeitpunkt gerade
beginnenden Demos in Wien nicht, war aber fast wie ein Kommentar dazu
zu lesen:
"'Gegen Nazis protestieren ist gut, aber das kann man doch auch anders
machen.' Dieser Satz kommt meist aus dem Mund von Leuten, die
überhaupt nichts gegen Nazis unternehmen. Oder Symbolpolitik machen,
ohne irgendwas zu erreichen außer dem eigenen guten Gefühl. Ein
Beispiel dafür ist der jährliche Naziaufmarsch in Dresden: Der wurde
schon mehrfach gestoppt, weil Antifa-Gruppen zu Blockaden aufgerufen
hatten."
Und: "Wollen Nazis heute durch Straßen ziehen, werden sie von einem
riesigen Polizeiaufgebot abgeschirmt. Die gesamte Wegstrecke ist von
Hundertschaften abgesperrt, es gibt Gitter und Polizeiketten -
Passanten sind weit weg, Hetzparolen verhallen ungehört. Das alles
passiert nur, weil der Staat genau weiß, dass militante Linke sonst
Radau machen." Nachzulesen unter:
http://www.tagesspiegel.de/9382378-2.html
> Was sonst noch zu bemerken war
Schon in München und Salzburg wurden vermeintliche Demobusse durch
österreichische und deutsche Polizei "kontrolliert". Diese Kontrolle
dürften allerdings glimpflich abgelaufen sein, wenn man den Berichten
der Betroffenen Glauben schenken darf.
Auf Facebook tauchten zwei Tage vor dem Ball massenhaft Vermummte auf.
In manchen Kreisen waren überhaupt keine Profilbilder mehr zu sehen,
die ein erkennbares Gesicht zeigten, dafür aber viele mit Schal vor
dem Gesicht und mit sanitärer Bewaffnung. Entsprechend soll es laut
Berichten in Wiener Billigshops zu einem Engpaß im Angebot an Klobesen
gekommen sein. Kein Wunder, wer will schon mit einem gebrauchten
Klobesen auf eine Demo gehen?
Und das Satiremagazin "Die Tagespresse" brachte am 24.1. die Headline
"Radikale Extremisten wollen Hofburg besetzen". Zitat: "Schon seit
Jahren warnen Experten vor der radikalen Gruppierung, die als
ausgesprochen fanatisch und integrationsunwillig gilt. Manche fordern
gar deren Abschiebung. 'Sie leben in einer abgegrenzten
Parallelgesellschaft und pflegen ihre eigenen Bräuche und Sitten',
erklärte Integrationsforscherin Herta Berger." Einige dieser
Extremisten sollen sogar mit Säbeln bewaffnet sein, so der Bericht.
Nachzulesen unter:
http://dietagespresse.com/radikale-extremisten-wollen-hofburg-besetzen/
Wobei es ja vielleicht wirklich eine Besetzung war -- zumindest legt
das der offizielle Ballkalender der Hofburg Betriebs-GesmbH nahe. Auf
diesem wurde für den 23.Jänner der "Immobilienball" und für 25.Jänner
der der "Wiener Ärzteball" vermerkt. Dazwischen klafft eine Lücke --
am 24.Jänner gab es in der Hofburg offiziell gar keinen Ball. Doch
eine mutige Absage des Skandalballs war es wohl nicht, sondern eher
ein verschämtes Verschweigen. http://www.hofburg.com/eventkalender
-br-
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Radiotip:
> Rechtsextremismusexperte Wolfgang Putscheller zu Burschenschaften
> und Akademikerball
Anzuhören unter http://cba.fro.at/253427
Anlässlich des Akademikerballs 2014 sprach Martina Strasser für ZIP-FM
mit dem Rechtsextremismusexperten Wolfgang Purtscheller über
Burschenschaften und Akdemikerball. Das Interview wurde im Rahmen der
Sondersendung über die Aktivitäten gegen den Akademikerball auf ORANGE
94.0 ausgestrahlt. (18:58)
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