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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 4. Februar 2014; 04:21
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  FPÖ-Ball-Nachwehen/Debatten: 
> Der Hexenjäger
  
  Bei der grünen Inquisition gibt es keine Unschuldsvermutung
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  Peter Pilz wurde schon oft als Großinquisitor erlebt -- meistens
  allerdings von korrupten Politikern und ihren Verbündeten aus dem
  Kapital. Pilz hat sich seinen Ruf als "Aufdecker der Nation" in
  Nachfolge von Alfred Worm hart erarbeitet. Er wühlte sich durch Akten
  und Hinweise und fand die interessantesten politischen und
  ökonomischen Verbindungen.
  
  Nur: Irgendwann gewöhnt man sich an diesen Status des Anklägers und
  auch Richters, der sich über den Korruptionssumpf erhebt und die
  Flüsse von Geldern und Gefälligkeiten anprangert. Das kann leicht dazu
  führen, daß man diesen Status auch in anderen Zusammenhängen für sich
  beansprucht. Dann wird man aber wirklich zum Großinquisitor -- vor
  allem, wenn man die selben Prinzipien, die man auf gesinnungslose
  Korruption anwendet, auf Gesinnung überträgt. Bei Peter Pilz dürfte
  genau das passiert sein, sofern man sein jetziges Verhalten dafür als
  Indiz nehmen will.
  
  Er distanzierte sich nun in aller Schärfe von Mitgliedern der Grünen,
  die Gewalt befürworten, und sagt zu ihnen "Adieu!" Aber worum geht es?
  Es geht um ein paar zweckentfremdete Mistkübeln und eingeschlagene
  Scheiben. Diejenigen, die da am Werk waren mit diesen gar greulichen
  Gewalttaten, stehen nun behauptetermaßen in Verbindung mit dem
  NoWKR-Bündnis. Und dieses Bündnis steht in Verbindung mit den
  Junggrünen. Da jetzt die Scheibeneinschläger ganz böse Gewalttäter
  sind, sind natürlich auch ihre Unterstützer böse und somit auch die
  Unterstützer der Unterstützer böse.
  
  Das ist eine Methode, wie wir sie von der hl. Inquisition kennen und
  wie sie unter Stalin als "Amalgamierung" bekannt war: Wer auch nur
  irgendwie an jemanden anstreift, der allgemein als böse gebrandmarkt
  worden ist -- oder an jemanden anstreift, der an einem Bösen
  angestreift hat -- der ist selbst böse. Nicht einmal ein ordentlicher
  Prozeß mit Verteidigungsmöglichkeit findet statt. Empörung reicht als
  Beweis aus, die Anklage ist das Urteil. Dazu paßt, daß die anderen
  Parteigläubigen, auch wenn sie dem gegenüber kritisch wären, nichts
  dazu sagen wollen. Das müsse man intern klären, heißt es dann auf
  Nachfrage. Anklage und Urteil bleiben somit in der Öffentlichkeit
  unwidersprochen und man kann zur Exekution übergehen. Der große
  Richter kann sich indes in der moralischen Überlegenheit sonnen --
  denn wer sich zum Richter aufschwingt, stellt natürlich auch klar, daß
  es unmöglich sei, daß er selbst jemals der Beschuldigte sein könne. Er
  kann sich freuen über die Veröffentlichung seiner Bannbulle in der
  Presse.
  
  Ja, glücklicherweise werden hier und heute keine Hexen mehr verbrannt.
  Auch die Beseitigung von Dissidenten per Genickschuß ist unüblich
  geworden. Aber der politische Effekt des öffentlichen Widerrufs und
  desr Bekennensung der Schuld, wie sie von den Junggrünen erzwungen
  worden ist, ist sehr wohl vergleichbar mit den Methoden der hl.
  Inquisition.
  
  Bei Pürstl die gleiche Methode
  
  Interessanterweise wendet Pilz, auch um klar zu machen, daß er eben
  als Richter über alle fungiert und nicht nur in einer Richtung aktiv
  wird, die gleiche Methode auch im Falle des Wiener Polizeipräsidenten
  an. Nicht, daß dieser ein seltsames Verständnis seines Jobs hat, bei
  dem ihm Versammlungsrecht, Datenschutz und das Recht auf körperliche
  Unversehrtheit der Person eher von minderer Bedeutung zu sein
  scheinen, ist das Skandalon, sondern daß er als junger Mann einmal bei
  einer seltsamen Burschenschaft war. Klar, wollte man ein
  Amtsverständnis wie das Pürstls brandmarken, wäre fast die gesamte
  Wiener Polizeiführung anzuklagen. Also macht Pilz seine Anklage an
  einer lächerlichen Kurzmitgliedschaft in einer tatsächlich ekligen
  Mittelschüler-Burschenschaft fest. Pürstl wird weniger für seine
  jetzige tatsächliche Gesinnung kritisiert, sondern dafür, daß er eben
  einmal vor Urzeiten an jemandem angestreift hat, dessen Gesinnung
  verdammenswert ist.
  
  Auch wenn die Kritik an Pürstl weitaus mehr Berechtigung besitzt und
  natürlcich auch viel weniger Folgen für den Kritisierten haben wird,
  so ist dieses Vorgehen Pilzens doch die gleiche Methode wie bei der
  Verdammung der Grünen Jugend. Peter Pilz war selbst einmal Trotzkist
  und sollte daher eigentlich wissen, wie schändlich diese Praxis der
  Amalgamierung ist.
  
  Lieber Peter Pilz, jage weiter korrupte Beamte, Kapitalisten und
  Politikerkollegen, aber hör auf, Ketzer zu verurteilen; auch wenn du
  dann hin und wieder auf eine Schlagzeile verzichten mußt!
  *Bernhard Redl*
  
  
  
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