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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 15. Jänner 2014; 12:40
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Termin/Debatte:

> Die Frau im Kapitalismus

Diskussionsanreisser für GegenStandpunkt & Diskussion am 23.1.

So ziemlich alle Welt ist sich heutzutage einig: Um Frauen muss sich
besonders gekümmert werden; dieser Teil der Menschheit benötigt eine
besondere Betreuung. Die wird ihr auch lebhaft zuteil: Noch jede
gesellschaftliche und politische Organisation lobt sich dafür, Frauen
besonders zu berücksichtigen. Es gibt Frauenbeauftragte,
Gleichstellungsbeauftragte, Quotenregelungen, selbst in der Sprache
dürfen sich Frauen gleichberechtigt vertreten sehen. Sogar pennale und
akademische "Mädelschaften" gibt es inzwischen - so können Schüler-
und StudentInnen artgerecht an der bisher Männern vorbehaltenen
Burschenherrlichkeit partizipieren ...

Als Frau darf man sich überall zu Wort melden, sich auf eine besondere
Betroffenheit berufen und Anerkennung einfordern. Dass jemand, der
irgend etwas will oder sich über etwas beschwert, dies als Frau, unter
Berufung auf die Geschlechtszugehörigkeit beruft, gilt als Argument,
das dazu berechtigt, ein Anliegen geltend zu machen - ganz getrennt
davon, in welchem Zusammenhang es geäußert wird und welchen Inhalt das
Anliegen hat. So wird den Problemen, die Frauen haben, Respekt
entgegengebracht: es wird betont, dass man sie ernst nimmt. In der
Wissenschaft ist das Thema "Frau" bzw. "gender" zu einem eigenen
Theorie- und Forschungszweig ausgebaut worden, wo sich hauptsächlich
Wissenschaftlerinnen des Themas Mann / Frau annehmen.

Die Anerkennung, die die Frauenfrage inzwischen bis in höchste
politische Gremien hinein genießt, gilt auch bei Kritikern der
Gleichberechtigung als Fortschritt der Frauenbewegung. Dabei merkt
noch jeder, dass diese Anerkennung in gewissem Kontrast dazu steht,
wie es den allermeisten Frauen nach wie vor geht. Ein paar Hinweise:
Nach wie vor sind Frauen in höheren Berufen, wie es so schön heißt,
"unterpräsentiert", Quote hin oder her. Wenn ein Arbeitgeber Frauen
schlechter bezahlt, darf er vor Gericht nicht das Geschlecht als Grund
nennen. Das gilt dann als Diskriminierung und ist verboten; die
schlechtere Bezahlung an "Frauenarbeitsplätzen" und in "Frauenberufen"
gibt es weiter. Überall gibt es staatlich geförderte Frauenhäuser;
Eheterror und Prügelszenen sind ebenso wenig beseitigt wie die
Doppelbelastung durch Kindererziehung und Beruf. Härtere Strafen für
Vergewaltigung führen nicht dazu, dass die Vergewaltiger aussterben.
Usf.

Dafür, dass solche Probleme trotz rechtlicher Gleichstellung weiterhin
auftreten, kursiert eine Erklärung: Hier wirken angeblich Vorurteile
weiter. Die würden verhindern, dass Frauen die ihnen von Rechts wegen
zustehende gesellschaftliche Stellung erlangen. Solche "alten
Verhaltensmuster" müsste man beseitigen, dann wäre die Sache der Frau
schon auf dem rechten Weg.

Dabei fällt auf: Erstens scheinen diese "Verhaltensmuster" ziemlich
hartnäckig zu sein. Noch soviel gut gemeinte Aufklärung, noch soviel
Anstrengungen, den Frauen die ihnen zustehende Wertschätzung zu
verschaffen, scheint da wenig zu bewirken. Warum das?

Zweitens herrscht gar keine Einigkeit darüber, wie die zur Frau
"passende" gesellschaftliche Stellung eigentlich auszusehen hätte,
wofür die Frau denn wertgeschätzt werden sollte. Ob da mehr die
Gleichheit oder die Differenz zu "Männern" im Vordergrund stehen
sollte, ob besondere "weibliche" Eigenschaften und Leistungen
anzuerkennen sind oder eher die Fähigkeit von Frauen, wie Männer ihren
Mann im Berufsalltag zu stehen - darüber wird munter in Talkshows und
Uni-Seminaren gestritten. Aber vielleicht ist ja schon die Frage
verkehrt?

Gegen die Behauptung einer immer noch fehlenden "echten
Gleichberechtigung" und einer "Diskriminierung der Frau" sollen im
Vortrag folgende Gegenthesen entwickelt werden: Erstens: Die Forderung
nach Gleichberechtigung geht an den Gründen für die Schlechterstellung
von Frauen auf dem Arbeitsmarkt ebenso vorbei wie an den Gründen für
die unschönen Formen, die das Leben zu zweit nicht selten annimmt.
Dass die rechtliche Gleichstellung die Lage der meisten Frauen nur
unwesentlich verbessert, liegt daran, dass die rechtliche Ungleichheit
gar nicht der Grund für diese Lage ist.

Zweitens geht auch die Auffassung an der Sache vorbei, die
"Diskriminierung der Frau" läge am Weiterbestehen eigentlich längst
überholter "Verhaltensmuster" bei Personalchefs und/oder Männern
überhaupt. Solche "Vorurteile" sind vielmehr die zur kapitalistischen
Konkurrenz genau passende Geisteshaltung, mit der Mann wie Frau den
Leistungsansprüchen von Kapital und Staat unterworfen
werden.(Aussendung Gegenstandpunkt)


Die Frau im Kapitalismus Anerkennung von "Frauenproblemen" statt
Kritik an deren Gründen
Referentin: Margaret Wirth (Bremen), Donnerstag 23.1.2014 um 19:00,
Neues Institutsgebäude (NIG), Hörsaal 3, Universitätsstr. 7, 1010 Wien



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