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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. Dezember 2013; 16:37
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Presserundblick
> Wieder tote Kurden
Nach dem Tod von zwei kurdischen Demonstranten durch Polizeikugeln ist 
es am Wochenende in mehreren Staedten der Tuerkei zu Protesten 
gekommen. Das meldete die am 9.12. Die "junge Welt". Am Freitag soll 
die Polizei in Yueksekova in der Gebirgsprovinz Hakkari nahe dem 
Dreilaendereck zum Iran und zum Irak eine Demonstration des »Vereins 
von Getoeteten und Verschwundenen« (MEYA-DER) attackiert haben, mit 
der Tausende Menschen gegen die Zerstoerung von Graebern gefallener 
Guerillakaempfer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) durch Soldaten 
protestiert hatten. Dabei zwei kurdische Demonstranten erschossen 
worden sein
Daraufhin soll es im ganzen Land zu Protesten gekommen sein, unter 
anderem auch in Istanbul in der Naehe des Taksim-Platzes, die 
ebenfalls von der Polizei attackiert worden sein sollen.
Damit ist zu befuerchten, dass der Friedensprozess zwischen der 
Regierungspartei AKP und der PKK endgueltig scheitert. Denn schon in 
den letzten Wochen war von Seiten der PKK Unmut zu spueren, dass viele 
Versprechungen der AKP bislang keine Unsetzung gefolgt ist -- weder in 
den Bereichen eines kurdischsprachigen Unterrichts noch in denen einer 
groesseren Autonomie der kurdisch gepraegten Kommunen. Auch politische 
Gefangene waeren nicht wie versprochen enthaftet worden.
Die junge Welt zitiert den Kovorsitzende des 
PKK-Dachverbandes »Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans« (KCK), 
Cemil Bayik: Verhandlungen muessten mit gesetzlichen Garantien 
versehen und von einer "dritten Seite" beobachtet werden, um weitere 
Taeuschungen durch die AKP auszuschliessen. "Wenn die Bedingungen bis 
zum Fruehling akzeptiert und Schritte zu Verhandlungen getan werden, 
sind wir auf dem Weg zu einer Loesung." Andernfalls werde es wieder 
Krieg geben.
http://www.jungewelt.de/2013/12-09/008.php
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> Troika klagbar?
Ein deutscher Jurist ueberlegt die Klagsfaehigkeit der 
Troika-Massnahmen gegenueber Griechenland. Laut Andreas 
Fischer-Lescano ihm waeren die dem griechischen Volk aufgebuerdeten 
Verschlimmerungen der sozialen Lage menschenrechtswidrig. Das 
berichtet "Die Presse" am 29.11.. In einem Rechtsgutachten im Auftrag 
von AK, OeGB und Europaeischem Gewerkschaftsbund meint er, die Troika 
aus EZB, EU-Kommission und IWF habe "unverhaeltnismaessige Eingriffe 
in das Arbeitsrecht und Sozialsystem Griechenlands" verlangt.
In einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" vom 9.12. meint 
Fischer-Lescano: "Die europaeischen Institutionen sind an die 
Grundrechtecharta gebunden. Sie verhandeln mit den betroffenen Staaten 
und setzen die Auflagen fest. Das geschieht bislang im rechtsfreien 
Raum. Die Sozialpartner werden nicht einbezogen, das Europaeische 
Parlament nicht beteiligt. Die Kommission agiert in Bereichen, in 
denen sie keinerlei Kompetenzen hat, wie bei der Lohnfestlegung. Das 
darf so nicht sein. Hiergegen gilt es, sich auch juristisch zu 
wehren."
Fischer-Lescano glaubt, dass beim Europaeischen Gerichtshof (EuGH) 
eine Nichtigkeitsklage gegen die Menschenrechtsverletzungen und gegen 
die Missachtung von Verbands- und Organkompetenzen Erfolg haben 
koennte, insbesondere wenn das EU-Parlament klagt. Beim 
Menschenrechtsgerichtshof (EGMR) koennte man gegen "die 
menschenrechtswidrigen Handlungen der Staaten, im Rahmen des 
Europaeischen Stabilitaetsmechanismus" vorgehen. Selbst eine Klage vor 
dem Internationale Gerichtshof (IGH) waere denkbar.
Schade nur, dass bei EuGH und IGH keine individuellen oder 
Verbandsklagen moeglich sind -- und das EP wohl kaum klagen wird. Um 
bis zum EGMR durchzudringen, muessten Individuen wahrscheinlich zuerst 
einmal unter Nachweis einer persoenlichen Betroffenheit auf 
irgendeiner nationalen oder europaeischen Ebene den gerichtlichen 
Instanzenzug ausschoepfen.
Was von diesem Rechtsgutachten praktisch wahrscheinlich bleibt, ist 
das klare Statement, dass auch die Troika-bildenden Institution nicht 
als rechtlich immun angesehen werden duerften, sondern sich auch an 
internationales Recht zu halten haben. Veronica Nilsson, politische 
Sekretaerin des Europaeischen Gewerkschaftsbundes (EGB), dazu: "Die 
Studie von Professor Fischer-Lescano staerkt das Argument, dass wir 
die Sparplaene auch rechtlich bekaempfen muessen."
In einer Zeit, wo die Menschenrechte eh nur mehr bemueht werden, wenn 
es darum geht, eine Rechtfertigung zu haben, in irgendeinem fernen 
Land Bomben runterfallen zu lassen, ist das auch diesbezuegliche eine 
sehr begruessenswerte mediale Intervention.
Presse: http://diepresse.com/home/1492622/
FR: 
http://www.fr-online.de/schuldenkrise/euro-krise---zurueck-auf-den-boden-des-rechts-,1471908,25576028.html 
oder http://tinyurl.com/frtroika
OeGB: 
http://www.oegb.at/cs/Satellite?c=Content&cid=1342540070557&n=S06_0.a&pagename=S06%2Findex 
oder http://tinyurl.com/oegbtroika
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> Gruenes Image
Die "taz" aetzt: "Wer mal dachte, Joschka Fischer koenne nicht 
peinlicher zu Grunde gehen, wird eines Besseren belehrt. Am besten von 
ihm selbst." Denn der Obergruene von einst, schon seit laengerem mit 
Beratervertraegen unter anderem von Siemens und BMW hochdotiert, macht 
jetzt auch noch Fernsehwerbung fuer den deutschen Hersteller von Autos 
des hoeheren Preissegements. Die Geschichte, die das Video erzaehlt: 
"Der Traum fuer den ehemaligen Aussenminister Joschka Fischer wurde 
wahr. Als einer der ersten Kunden holte er sich im Rahmen einer 
Betriebsversammlung direkt im BMW Werk Leipzig seinen neuen BMW i3 
ab". Es ist ein "wunderschoenes Fahrgefuehl", sagt Joschka Fischer in 
diesem Spot und: "Isch bin beeindruckt." Und was sagt der Leiter des 
BMW-Werkes Leipzig zu Fischers Gastauftritt als Werbe-Model in dem 
Promo-Video? "Gerade fuer ihn als Vertreter der gruenen Welt und des 
gruenen Images war es etwas besonderes, in dem Fahrzeug zu sitzen und 
dieses Fahrzeug in Empfang zu nehmen."
Na, da freuen sich alle ueber Fischers neuen Elektroschlitten. Bloed 
nur, so die taz: "Er wirbt fuer jenen Automobilkonzern, dessen Eigner 
neulich erst mit ihren generoesen Grossspenden fuer CDU und FDP in die 
Schlagzeilen geraten sind -- kurz nachdem die deutsche Bundesregierung 
auf Druck der Autolobby niedrigere Klimaschutzvorgaben in Bruessel 
durchgesetzt hatte".
taz: http://www.taz.de/!128545/
Video: http://www.youtube.com/watch?v=zdXY4HkHj7g
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Eine heisse Schlacht
"Es herrschte ein Geschrei, Leute stiessen sich gegenseitig zu Boden, 
eine Frau blutete am Kopf." Nein, es geht nicht um Buergerkrieg oder 
Polizeiknueppeleien, sondern solche furchterregenden Szenen spielten 
sich am 29.November in vielen Elektronikhandlungen ab. Der Grund: Der 
Verkaufsstart einer neuen Spielekonsole. In Zuerich duerfte es 
besonder schlimm gewesen sein, berichtet das Schweizer Gratis-Blatt 
"20 Minuten": "Vor der Interdiscount-Filiale an der Sihlstrasse in 
Zuerich warteten am Freitagmorgen kurz vor 6.00 Uhr mehrere hundert 
Menschen, um eine neue Playstation 4 zu ergattern. ... Bei der 
Ladenoeffnung stuermten ueber hundert Menschen in die Filiale. 
Interdiscount-Mitarbeiter und Sicherheitsleute haetten versucht, die 
Leute zurueckzudraengen, ... jedoch vergeblich. Gegen die von hinten 
nachdrueckenden Gamer hatten sie keine Chance. ... Im Laden waren 200 
Konsolen verfuegbar, ins Elektronikgeschaeft draengten sich aber rund 
300 Menschen. 'Leute pruegelten
sich um die Konsolen und mehrere Menschen wurden verletzt', schreibt 
ein Leserreporter. Die Gamer-Meute hinterliess eine Spur der 
Verwuestung."
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Massenpanik--Schlaegereien-und-Verwuestung-10943883 
oder http://tinyurl.com/ps4schlacht
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> Noch mehr Brutalitaet
Wunder geschehen. Michael Jeannée liest den "Standard"! Und was 
muessen am 28.November seine ob dieser Lektuere entzuendeten Aeuglein 
da entziffern? Da schreibt Hans Rauscher: "Vermutlich wird Ulla 
Weigerstorfer, ehemalige Miss World und von 2003 bis 2009 PR-Lady fuer 
Frank Stronachs 'Magna Racino' (geschaeftlich wenig erfolgreiche 
Pferderennbahn) in Ebreichsdorf, NOe, den Parlamentssitz von Lindner 
uebernehmen. Damit hat der (Pferde-)Wettsport endlich auch eine Stimme 
in der Volksvertretung."
Jeannée empoert sich angesichts dieser Worte naechstens Tags in der 
Kronen-Zeitung ueber "gewisse linkslinke Brueder, die alles, was mit 
Frank und seinem Team zusammenhaengt, mit bolschewistischen Hass 
verfolgen". Das Resuemee von Herrn Jeannée: "Perfid. perfider, 
Rauscher!"
Wer in der Krone aller Bolschewist ist! Da muss ja offensichtlich 
schon die Rote Armee in Oesterreichs Untergrund lauern...
Krone-Kolumne nicht online
Standard: http://derstandard.at/1385169097791
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Zeitung gelesen hat Bernhard Redl
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