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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. Dezember 2013; 16:45
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Glosse:
> Pensionen: TINA oder TAMA
Man muss ja kein Anhaenger einer Verschwoerungstheorie sein, wenn 
einem auffaellt, dass die negativen Befunde ueber unser Pensionssystem 
aus allen moeglichen Ecken kommen. Ob das gesetzliche oder das 
faktische, nur fuer Frauen oder fuer alle - das Pensionsalter muss 
angehoben werden. Die Experten moegen mit der gestiegenen 
Lebenserwartung oder der verbesserten Gesundheitssituation 
argumentieren, mit dem sich verschlechternden Verhaeltnis zwischen 
Erwerbstaetigen und PensionistInnen oder mit der immer noch zu hohen 
Zahl an FruehrentnerInnen: Gemeinsam ist allen der Tenor, den Margaret 
Thatcher eingefuehrt hat: There Is No Alternative.
Seither wird diese Behauptung als Totschlagargument gegen fast alle 
sozialstaatlichen Errungenschaften angewendet und mit Zahlen und 
Studien untermauert. Der abendlaendische Wohlfahrtsstaat sei nicht 
laenger finanzierbar, wenn man ihn nicht massiv reduziere. Angesichts 
dieser geballten Kampagne muss man daran zweifeln, dass es wirklich 
wahr ist, denn wenn es tatsaechlich nur einen Weg ohne Alternative 
gaebe, muesste nicht so heftig fuer diesen geworben werden.
Am Beispiel der Pensionsversicherung (PV) kann sehr gut dargestellt 
werden: There Are More Alternatives!
Die allgemeine Sozialversicherung (SV) wurde und wird aus Beitraegen 
finanziert, die sich aus der Lohnsumme eines Betriebes errechnen. In 
den frueheren Jahren war die Lohnsumme ein wichtiger Parameter fuer 
die Produktivitaet eines Betriebes und daher auch geeignet, die 
wirtschaftliche Entwicklung und den gesellschaftlichen Wohlstand als 
Grundlage der Berechnungen heran zu ziehen. Fuer die gewerbliche 
Wirtschaft war dieser Parameter der Gewinn. Gleichzeitig wurde damit 
die Leistung der Arbeiter, Angestellten und Gewerbetreibenden als 
Grundlage fuer ihren wohlverdienten Ruhestand legitimiert.
Dass die Beitraege zur PV zwischen Dienstgebern, Dienstnehmern und 
Staat aufgeteilt wird, ist eine technische Frage und spielt nur bei 
den oeffentlichen Bediensteten eine Rolle, weil dort der Staat in 
doppelter Weise auftritt. Dementsprechend ist auch der sog. Zuschuss 
fuer die "Beamtenpensionen" deutlich hoeher als fuer ASVG Pensionen. 
Nichts desto weniger wird diese Aufteilung als Belastung der 
Unternehmen und des Budgets ins Treffen gefuehrt, so als ob diese 
Kosten nicht von der Produktivkraft der gesamten Gesellschaft 
erwirtschaftet wuerden.
Dank der Automatisierung ist die Produktivitaet heute von vielen 
zusaetzlichen Faktoren beeinflusst und bei weitem nicht mehr an der 
Lohnsumme abzulesen. Auch die Gewinne kommen heute zu einem Teil aus 
Finanztransaktionen anstatt aus Produktion. Es waere daher nur logisch 
und konsequent, die Berechnung der Beitraege zur SV auf Basis der 
Wertschoepfung zu berechnen. Damit wuerden die betrieblichen 
Lohnnebenkosten entlastet und sowohl die Ertraege der automatisierten 
Produktion als auch die Gewinne aus allen anderen Aktivitaeten in die 
Berechnungsgrundlage einbezogen und entsprechend der Produktivkraft 
gerechter verteilt.
Schon Alfred Dallinger dachte laut ueber so ein Modell nach, das aber 
sofort als Maschinensteuer diffamiert und abgewuergt wurde. Das kam 
damals von denselben Verdaechtigen, die heute den Sozialabbau und die 
laengeren Arbeitszeiten fordern und die dementsprechenden Studien der 
Experten finanzieren.
Mit der Aenderung der Berechnungsgrundlage ist auch eine andere 
Alternative im Sinne von Fairness denkbar: Die Abschaffung der 
Hoechstbeitragsgrundlage. Derzeit werden die SV-Beitraege nur bis zu 
EUR 4.400 eingehoben, alle die mehr verdienen, zahlen trotzdem nicht 
mehr. Wenn also die Beitraege nicht mehr an den individuellen 
Einkommen festgemacht sind, waere diese Obergrenze obsolet, mehr Geld 
kaeme in die SV-kassen und die Prozentsaetze koennten fuer alle 
gesenkt werden.
*Robert Reischer*,
Delogierungspraevention NOe
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