**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. Dezember 2013; 16:35
**********************************************************
Glosse/International:
> Krokodilstraenen fuer einen siegreichen Genossen
Der Blogeintrag "CIA-Opfer Nelson Mandela" (siehe heutigen akin-pd) 
mag vielleicht etwas ueberspitzt formulieren, doch die posthumen 
Ehrungen Mandelas wirken wirklich etwas verlogen. Denn als es noch die 
Apartheid gab, waren viele Regierungen und zum Teil auch die Parteien 
derjenigen Staatsvertreter, die heute beispielsweise von einem 
"grossen Licht" sprechen, das nun verloschen sei, wie etwa der 
britische Tory-Premier David Cameron dies formulierte, alles andere 
als ANC-Fans.
Doch das will man vergessen. Eines der wenigen buergerlichen Medien, 
das dies erwaehnt, ist der deutsche "Spiegel". Der erinnert in einer 
Geschichte daran, dass Camerons Parteifreundin und Vorgaengerin 
Margaret Thatcher 1987 vom ANC als "typische Terrororganisation" 
gesprochen und der konservative Abgeordnete Terry Dicks noch 1990 nach 
Mandelas Freilassung diesen einen "schwarzen Terroristen" genannt 
hatte.
Auch die israelische Regierung hatte kein Problem mit der Apartheid. 
Der damalige Premierminister Jitzhak Rabin begruesste 1976 herzlich 
seinen Amtskollegen aus Pretoria John Vorster (der im Zweiten 
Weltkrieg Sympathisant des Nazi-Regimes war) in Jerusalem. Das 
offizielle Jahrbuch der suedafrikanischen Regierung beschrieb damals 
die Beziehungen beider Staaten so: "Israel und Suedafrika haben vor 
allem eines gemeinsam: Sie existieren in einer feindlichen Umgebung 
inmitten dunkler Menschen."
Auch der damalige CSU-Chef Franz Josef Strauss sprach noch 1988 davon, 
dass die Abschaffung der Apartheid "unverantwortlich" sei und die 
Gleichstellung der schwarzen Mehrheit "nicht wuenschenswert".
Aber jetzt trauern die Nachfolger dieser Herren mediengerecht. Und 
wollen auch nicht daran erinnert werden, dass sie da um einen 
waschechten Kommunisten krokodilweinen. Denn wer Mandelas Geschichte 
nicht vergessen hat, ist seine Partei. Die erinnerte in einer 
Aussendung daran, dass Mandela nicht nur der Fuehrer des ANC gewesen 
war, sondern 1962, zum Zeitpunkt seiner Verhaftung, die dann zu seiner 
Inhaftierung auf Robben Island fuehrte, auch Mitglied des 
Zentralkomitees der illegalen Suedafrikanischen Kommunistischen Partei 
(SACP).
Und er war auch nicht immer der Gandhi-Nacheiferer, als der er jetzt 
stilisiert wird. Mandela begann zwar seinen Widerstand mit 
gewaltfreien Methoden, aber diese erschienen bald ihm und seiner 
Gruppe als voellig sinnlos. Mandela war so auch Guerrillero. Und das 
Apartheid-Regime wollte ihn lange vor 1990 gerne freilassen, wenn er 
nur bereit gewesen waere, oeffentlich dem bewaffneten Kampf 
abzuschwoeren -- was Mandela immer ablehnte.
Jetzt soll in Wien eine oeffentliche Flaeche nach Mandela benannt 
werden. Eine Facebook-Gruppe mit enormen Zuspruch fordert gar die 
Umbenennung des Lueger-Platzes nach dem ehemaligen Suedafrikanischen 
Praesidenten. Soweit will man im Rathaus zwar nicht gehen. Doch der 
zustaendige Stadtrat, Andreas Mailath-Pokorny (SPOe), ist der 
prinzipiellen Idee gegenueber aufgeschlossen und sagte gegenueber der 
APA: "Selbstverstaendlich ist es eine wuerdige und passende Idee, eine 
Flaeche nach jemandem zu benennen, der so nachhaltig fuer die Freiheit 
gekaempft hat und sie mit friedlichen Mitteln erreicht hat".
Geschichte wird einfach umgeschrieben. So schnell kann das gehen. 
Gaebe es noch immer die Apartheid, waere Mandela wohl als 
kommunistischer Terrorist im Gefaengnis verstorben. So aber wurde er 
zur Lichtgestalt, der heute weltweit auch die reaktionaersten 
Politiker huldigen.
Man kann kaum umhin, zu vermuten, dass diese grossartigen Trauergesten 
lediglich deswegen stattfinden, weil Mandela und der ANC sich 
durchgesetzt haben.
*Bernhard Redl*
Der Spiegel-Artikel:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/nelson-mandela-war-bei-thatcher-strauss-und-reagan-verhasst-a-937612.html
Kurz-URL: http://tinyurl.com/spiegelmandela
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der 
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd 
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe 
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit 
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der 
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem 
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige 
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement 
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den 
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
Blog: https://akinmagazin.wordpress.com/
Facebook: https://www.facebook.com/akin.magazin
Mail: akin.redaktion{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin
IBAN AT041200022310297600
BIC: BKAUATWW