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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 27. November 2013; 13:41
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Presserundblick:
> Berechnete, gefuehlte und wirkliche Inflation
"Mehr Porsche als Suppenkueche" titelte die "taz" am 11.November. Es 
ist einer der seltenen Artikel, der sich mit einem etwas mystischen 
Aergernis beschaeftigt: Dem Warenkorb. Denn wenn von Inflation geredet 
wird, ist das ja keine eindeutig messbare Groesse -- und deswegen gibt 
es auch keine "wirkliche" Inflation, sondern eine Berechnung, um 
wieviel die Waren, die im Warenkorb aufgelistet sind, teurer geworden 
sind. Wie sich dieser aber zusammensetzt, ist eine komplexe 
Angelegenheit -- da blicken nur die Spezialisten durch. Deswegen wird 
ueber diese an sich politisch brisante Frage kaum geredet.
Tatsaechlich ist ja so ziemlich jedes einzelne Individuum mit einer 
anderen Inflation konfrontiert -- abhaengig von den 
Verbrauchsgewohnheiten. Und das ist auch eine soziale Frage: Mit 700 
Euro im Monat ist die Zusammensetzung der Waren natuerlich eine andere 
als bei 5000. taz: "Der Warenkorb und die Gewichtung seiner einzelnen 
Bestandteile spiegeln also bestenfalls einen sozialen Querschnitt der 
deutschen Konsumgesellschaft wider. Studien von Sozialwissenschaftlern 
zeichnen jedoch ein gaenzlich anderes Verbraucherverhalten im unteren 
Einkommensdrittel: So geben Millionen Buerger aufgrund der in den 
vergangenen Jahren deutlich gestiegenen Mieten einen weit hoeheren 
Anteil ihres Einkommens fuer Wohnraum aus. Auch die Ausgaben fuer 
Energie und Nahrungsmittel sind 'unten' in der Gesellschaft weit 
hoeher, als es die amtliche Statistik nahelegt. Doch gerade diese 
Posten gelten als Preistreiber. Fuer die Armen duerfte die 
tatsaechliche Inflationsrate also im echten Leben hoeher sein." Und 
wenn dann auch noch der "Kauf von Fahrzeugen" im Warenkorb mit der 
dreifachen Gewichtung vom Punkt "Gemuese" daherkommt, wie die taz das 
beschreibt, darf man sich nicht ueber eine berechnete Inflation 
wundern, die weit weg von der "gefuehlten" ist.
Der taz-Artikel beschreibt zwar den Warenkorb der deutschen Statistik, 
aber viel Unterschied zu oesterreichischen Verhaeltnissen wird da kaum 
sein. Die strukturelle Problematik des Konzepts Warenkorb ist auf alle 
Faelle die gleiche.
-br-
https://www.taz.de/!127265/
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> 1:12 und der "Mittelstand"
Die 1:12-Initiative in der Schweiz ist gescheitert. 65% der bei der 
Volksabstimmung abgegebenen Stimmen waren dagegen, dass kuenftig die 
Spitzen eines Unternehmens nur mehr maximal das Zwoelffache ihrer 
geringstbezahltesten Angestellten verdienen duerfen.
Die Tageszeitung "Die Welt" freut sich fuer die Schweizer Konzerne: 
"Eine Annahme der 1:12-Initiative waere fuer die Schweiz ein harter 
Schlag gewesen. Das Land mit acht Millionen Einwohnern verfuegt ueber 
eine aeusserst vielfaeltige und wettbewerbsfaehige Wirtschaft. Neben 
Banken wie Credit Suisse und UBS haben hier Pharmaunternehmen wie 
Novartis und Roche, Konsumgueterunternehmen wie Nestlé und Procter & 
Gamble sowie Rohstoffhandelsgesellschaften wie Cargill und Glencore 
ihren Sitz. Im Fall einer staatlichen Lohngrenze haetten die Firmen 
Schwierigkeiten gehabt, ihre Fuehrungsetagen zu besetzen. Es waere 
nicht ausgeschlossen gewesen, dass einige Unternehmen ihre Zentrale 
oder ihre Forschungsabteilungen ins Ausland verlegt haetten. Nicht nur 
Grosskonzerne, sondern auch der Mittelstand waere betroffen gewesen. 
Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zuerich sprach in einer 
Studie von bis zu 1300 Firmen, die sich wegen der 1:12-Initiative 
haetten einschraenken muessen."
Das fragt man sich schon, was man in der Schweiz resp bei der "Welt" 
unter "Mittelstand" versteht...
-br-
http://www.welt.de/article122210928
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Die alte Praepotenz der Banker
"Finanzkrise ohne Folgen: Rueckkehr der Bankster" uebertitelt der 
Spiegel eine Kolumne von Jakob Augstein. Dieser hat sich eine Rede von 
Juergen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank, zur Gemuete gefuehrt. 
Sein Resuemmee gleich vorneweg: "Wer dachte, die Banker haetten aus 
der Finanzkrise irgendetwas gelernt, wurde hier eines Schlechteren 
belehrt".
Augstein: "Erinnern wir uns an den Schreck, den die Oeffentlichkeit 
seinerzeit bekam, als sie die Bedeutung von 'too big to fail' lernte: 
Manche Banken waren so gross geworden, dass der Staat es sich nicht 
leisten konnte, sie scheitern zu lassen. Seitdem werden Konsequenzen 
gefordert. Aber Fitschen sagt: 'Es wird Zeit, dass wir aufhoeren, 
diesen Unsinn staendig zu wiederholen.' Oder die Trennung von 
Investment- und Geschaeftsbanken, mit der die Risiken des 
Anlagegeschaefts vom herkoemmlichen Kreditwesen abgekoppelt werden 
sollen? Fitschen: 'Die Sinnhaftigkeit eines Trennbankensystems hat 
sich mir bisher nicht erschlossen.' Oder die Finanztransaktionssteuer, 
die das halsbrecherische Tempo des internationalen Boersenhandels ein 
wenig reduzieren soll? Fitschen: 'ziemlich unsinnig'. Oder globale 
Regeln fuer Banken? Fitschen: 'Dann ist bei uns zappenduster.' Und 
ueberhaupt: Mehr Sicherheit duerfe nicht so weit fuehren, dass die 
Wettbewerbsfaehigkeit leide. 'Wenn Sie ein Auto bauen, das nur 20 
Kilometer in der Stunde faehrt, haben Sie wahrscheinlich ein sicheres 
Auto, aber versuchen Sie mal, das zu verkaufen.'"
Dass jemand wie Fitschen am Verhalten der Banken und des sonstigen 
Grosskapitals nichts aendern wird, ist Augstein natuerlich klar. Aber 
er fragt: "Wie reagieren wir darauf? Wann verlangen wir von unseren 
Politikern, solchen Leuten Einhalt zu gebieten? Und waere es bis dahin 
nicht das Mindeste, einen Mann wie Fitschen nicht laenger zu 
hofieren?"
-br-
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/augstein-kolumne-rueckkehr-der-bankster-a-935435.html
KurzURL: http://tinyurl.com/aug-bankster
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