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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 19. November 2013; 22:45
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> Rechtsextreme Festspiele in Oe
Nach dem Credo "Faschismus - das sind die Anderen" wird nur 
ausfuehrlich (wenn ueberhaupt) ueber rechtsextreme Treffen berichtet, 
wenn sie nicht in Oesterreich stattfinden. Dabei gibt es eine ganze 
Palette an Treffen allein im November, die interessant fuer die 
rechtsextreme Szene sind und durchaus eine naehere Betrachtung 
verdienen bzw. verdient haetten. Oesterreich ist zur Insel der Seligen 
fuer die rechtsextreme Szene geworden, da es wenig Gegenwehr, vor 
allem von institutioneller Seite, gibt.
10. November - die Identitaeren in Aktion
Am 10. November konnten die Identitaeren bei hellichtem Tage eine 
Aktion vor der Europaeischen Agentur fuer Grundrechte durchfuehren. In 
bewaehrter Untertanen-Manier hetzten sie gegen Refugees und sorgten 
sich um den Untergang des Abendlandes, mit holprigen popkulturellen 
Anspielungen und Spruechen, die von den Faschisten von CasaPound 
("Europa, Jugend, Reconquista") uebernommen wurden.
Martin Semlitsch (aka Martin Lichtmesz) hat den Begleittext in der 
neurechten Zeitschrift Sezession geliefert. Er gehoert zum engsten 
Kreis des Sezession-Gruenders Goetz Kubitschek, der auch dem 
rechtsextremen Institut fuer Staatspolitik vorsteht und eine fuehrende 
Person der neurechten Szene in Europa ist. Am 10. November 
versammelten sich also ca. 30 Personen in bekannt schwarz-gelbem 
Einheitslook.
Der Chef der EU-Grundrechtsagentur hatte vor Rechtsextremismus gewarnt 
und Oesterreich als Einwanderungsland bezeichnet.
14. November - Treffen der rechtsextremen Parteien in Wien
Warum treffen sich erst Orban, Samaras und Merkel in Wien beim Treffen 
der Europaeischen Volkspartei (wo die OeVP auch Mitglied ist) und nun 
Strache, Le Pen und Wilders in Wien? Weil es niemand juckt. Alle 
anderen Parteien sind auf den Mund gefallen und auch sonst herrscht 
mehr eine laissez faire - Stimmung gegenueber Rassist_innen, die 
Europa so zu bieten hat (und da ist die Konkurrenz wirklich gross). 
Beraten wurde darueber, wie es nach der EU-Wahl, bei der der Front 
National in Frankreich gute Chancen hat, staerkste Partei zu werden, 
weiter gehen soll. Ein weiteres europaeisches Projekt der nationalen 
Kleingeister wird angestrebt. Die letzten Male hatte man sich ziemlich 
bald zerstritten und die anderen rechtsextremen Parteien wollten mit 
der FPOe unter Fuehrung von Andreas Moelzer nix zu tun haben.
22. November - Goetz Kubitschek in Wien bei den Identitaeren
Herr Kubitschek wurde schon kurz erwaehnt. Er hat vor 10 Jahren die 
neue Generation der Neuen Rechten in Deutschland mit der Gruendung der 
Zeitschrift Sezession begruendet. Dort durfte schon alles schreiben, 
was in der rechtsextremen Szene als prominent gilt. Vardon, Iannone, 
de Benoist, Menzel - you name it. Er tourt durch die Lande und stoesst 
einige wenig charmante Projekte an, was z.B. am angeschlossenen Verlag 
ersichtlich ist, wo die Anfuehrer der Konservativen Revolution 
neuaufgelegt werden. Erwaehnenswert auch das Vernetzungstreffen 
Zwischentag in Berlin, wo nicht einmal mehr ein Lorbeerblaettchen 
verdeckt, wie tief drinnen die "nicht rechts, nicht 
links"-Identitaeren in der rechtsextremen Szene stecken. Neben den 
strammen Schmissen der Deutschen Burschenschaft und der elitaeren 
Gildenschaft duerfen dort auch die Verschwoerungstheoretiker des 
Ares-Verlag oder des Eckharts Verlags rumkrebsen. Auch die FPOe war 
vor Ort. Nun kommt dieser rechtsextreme Promi am 22. November nach 
Wien in das Haus der Oesterreichischen Landsmannschaften in die 
Fuhrmanngasse. Politiker_innen jeglichen Coleurs sind sich nicht zu 
bloed, regelmaessig zu den Landsmannschaften zu pilgern und von 
Maehren oder Boehmen zu traeumen.
23. November - WKR-Kongress in Wien
Im letzten Jahr ist der Kongress ganz schoen mickrig ausgefallen. 
Parallel fand naemlich ein ausserordentlicher Burschentag in Stuttgart 
statt, denn viele deutsche Verbindungen wollten sich nicht von der 
Wiener Teutonia vertreten lassen, die den Vorsitz im Dachverband 
Deutsche Burschenschaft uebernommen hatte. Diese samt ihren 
Gesinnungsgenossen der Danubia Muenchen, der Raczeks Bonn und den 
anderen WKR-Burschis forderten das, was in Oesterreich schon immer 
Realitaet war: den Arierparagraphen fuer Burschenschaften. Stein des 
Anstosses war ein Bursche einer eher "liberaleren" Verbindung, der 
nach Meinung der Rassenkundler-Clique nicht arisch genug aussah. Der 
WKR (Wiener Korporations Ring) gehoert selbst unter der Deutschen 
Burschenschaft nochmal zum allerschlimmsten rechtsextremen Bodensatz, 
den dieser zu bieten hat. In den vergangenen Jahrendurfte dieses Event 
im Rathauskeller stattfinden, ohne dass sich jemand der 
Verantwortlichen daran gestoert haette.
29. - 30. November - Verbandstagung der Deutschen Burschenschaft in 
Innsbruck
Recht kurzfristig wurde die Tagung nach Innsbruck verlegt, wohl in der 
Hoffnung, auf weniger Gegenwehr zu stossen als in Deutschland. Das 
Buendnis Innsbruck gegen Faschismus organisiert fuer den 30.11. eine 
Demo. Bei dem Treffen wird es wohl auch eine starke inhaltliche 
Komponente geben. Es duerfte kein Zufall sein, dass recht zeitnah 
davor Herr Kubitschek in Wien ist, am naechsten Tag der WKR-Kongress 
stattfindet und nur eine Woche spaeter die Verbandstagung der DB. Ein 
Referent duerfte sich also gefunden haben. (Update akin: Die Tiroler 
Tageszeitung meldete am 15.11.: "Nach dem Veranstaltungsgesetz koennte 
die Behoerde die Versammlung jedoch untersagen, weil die oeffentliche 
Ruhe, Ordnung und Sicherheit moeglicherweise gestoert wird. Innsbrucks 
BM Christine Oppitz-Ploerer draengt auf ein Aus, gestern Nachmittag 
gab es erneut intensive Gespraeche mit den Veranstaltern. ... Die 
Burschenschafter wollen bei einer Absage zivilrechtliche Schritte 
unternehmen und bis zum Europaeischen Menschenrechtsgerichtshof gehen. 
... Lucas Tschiderer vom Aktionsbuendnis gegen Faschismus will bei 
einer Absage des Treffens fuer Demokratie, Freiheit und die offene 
Gesellschaft dennoch auf die Strasse gehen. Man rechne damit, dass die 
150 Burschenschafter auch bei einer Untersagung nach Innsbruck kommen 
werden.")
7. Dezember - Frei.Wild in Wien
Jedes Jahr der selbe Aerger mit Frei.Wild. Alles, was dazu zu sagen 
ist, ist laengst bekannt. Die Verantwortlichen des Gasometers 
interessiert das herzlich wenig. Nationalismus und 
Blut-und-Boden-Ideologie wird freimuetig als "widerspenstig" 
verharmlost.
24. Jaenner - WKR-Ball in Wien
Auch hier jedes Jahr die selbe Leier. Gross liess sich die Hofburg 
feiern, weil sie das Feiern in der Hofburg verboten hatte. Auch dieses 
Jahr werden sie wieder feiern. Auch dieses Jahr ist es das wichtigste 
Event zur Vernetzung der rechtsextremen Elite Europas. Letztes Jahr 
ging es wegen der entschlossenen linken Demos nicht mehr alles so 
glatt, wie sie glaubten.
8. Februar - Burschenbundball in Linz
In Linz wird gefeiert, als waere 1945 nie passiert. Da gibt der 
Landeshauptmann den deutschnationalen Burschenschaften Geleitschutz 
und drei Banken sponsern das Event. Das sind Raiffeisen 
Oberoesterreich, die Sparkasse Oberoesterreich und die Hypo 
Oberoesterreich. Falls sich jemand fragt, wo das Geld des 
Bankenrettungspakets eigentlich hinfliesst - genau, direkt zu den 
Rechtsextremen. Auch hier wird es wieder Gegenproteste geben.
(Blog Schmmetterlingssammlung /gek./Ergaenzung akin)
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Originaltext: 
http://schmetterlingssammlung.net/2013/11/14/rechtsextreme-festspiele-in-osterreich
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