**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 9. Oktober 2013; 16:51
**********************************************************
Medien / BRD:
> Ein Krampf mit Hitlers Buch
2015 ist der 70.Todestag Adolf Hitlers. Neben einiger anderer 
Nebengeraeusche dieses Datums hat dieser Tag noch eine ganz spezielle 
Bedeutung: Die Rechte fuer "Mein Kampf" werden gemeinfrei. Damit kann 
es neu herausgegeben werden. Denn das Buch ist nicht verboten, wie oft 
behauptet wird, sondern es konnte bislang nicht neu verlegt werden, da 
die Bayrische Staatsregierung die Rechte darauf besitzt -- und die 
laufen demnaechst aus.
Eine Gruppe von antifaschistischen Historikern moechte -- bevor es 
irgendjemand anderer tut -- eine kritisch Ausgabe mit ausgiebigen 
Anmerkungsapparat herausgeben, berichtet "Die Zeit".
Ob man das auch wirklich machen soll, darueber wird in Deutschland 
schon laenger gestritten -- schliesslich hatte das Muenchner Institut 
fuer Zeitgeschichte (IfZ) bereits 2010 sein Vorhaben angekuendigt. 
Doch ist dieses Buch heute wirklich noch so gefaehrlich? 
"Gefaehrlicher ist wahrscheinlich sein Ruf", zitiert die Zeit Roman 
Toeppel, einen der Historiker. Die Tatsache, dass es in Deutschland 
seit 1945 nicht mehr publiziert werden konnte, habe es zu einem 
finsteren Faszinosum gemacht - und in rechten Kreisen zur Trophaee. Zu 
einer ungelesenen vermutlich, denn es gaebe effektvollere 
Verabreichungsformen rassistischer Hasspropaganda als diese endlosen 
Seiten, durchsetzt mit Anspielungen, die selbst fuer Historiker nicht 
leicht zu entschluesseln seien.
Und selbst Originalausgaben sind ja heutzutage ueber das Internet 
relativ leicht zu erlangen, vom Zugang zum Text, der auf vielen, vor 
allem aussereuropaeischen Servern liegt, ganz zu schweigen. Der 
Versuch, das Werk selbst zu unterdruecken, waere daher komplett 
sinnlos. Es zu entzaubern, aber waere sinnvoll, so das Credo der 
Historiker: "Wir sind gewissermassen der Kampfmittelraeumdienst", sagt 
Christian Hartmann, der Leiter der Gruppe: "Wir drehen den Zuender 
raus."
Der Anmerkungsapparat soll nicht nur die Bezugnahmen Hitlers 
verstaendlich machen, sondern auch seine Quellen aufdecken (Hitler 
selbst hatte darueber ja keinerlei Angaben gemacht) und auch darueber 
aufklaeren, wieso dieses seltsamen Werk seine Wirkung ueberhaupt 
entfalten koennte. Schliesslich wirkt es auf den heutigen Leser 
einfach nur seltsam -- zum Teil aber wohl auch deswegen, weil man es 
seltsam finden und sich darueber erhaben fuehlen will. Zeit-Autor 
Christian Staas dazu: "Wer so liest, tut nichts anderes, als sich der 
eigenen Nicht-Verfuehrbarkeit zu versichern: Wie konnte man nur all 
den Unsinn glauben! Es ist beruhigend, den Nationalsozialismus zu 
etwas absolut Raetselhaftem oder etwas absolut Duerftigem zu 
erklaeren".
Dem historischen Verstehen ist aber ein derartiger Duenkel alles 
andere als hifreich.
-br-
Mehr dazu unter: 
http://www.zeit.de/2013/40/hitler-mein-kampf-kritische-edition-ifz-bayern
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der 
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd 
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe 
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit 
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der 
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem 
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige 
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement 
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den 
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
Blog: https://akinmagazin.wordpress.com/
Facebook: https://www.facebook.com/akin.magazin
Mail: akin.redaktion{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin