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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 25. September 2013; 14:01
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Wahl / BRD / Glosse:
> Was waere, wenn...
Das deutsche Wahlrecht ist kompliziert. Hat dort eine Partei in einem 
Bundesland nach den Erststimmen mehr Wahlkreise (in denen das relative 
Wahlrecht gilt) und damit Mandate erobert, als ihr nach den 
Zweitstimmen zustehen, bekommt sie trotzdem alle Mandate aus diesen 
Wahlkreisen zugesprochen. Diesmal hatte wieder einmal die CDU eine 
Menge Ueberhangmandate -- vor allem im Osten.
Haette bei dieser Bundestagswahl noch dasselbe Wahlrecht gegolten wie 
bei der letzten, haetten CDU/CSU jetzt ohne Koalitionspartner eine 
bequeme Mehrheit im Bundestag. Das Bundesverfassungsgericht erklaerte 
aber in der Zwischenzeit das alte Wahlrecht fuer ungerecht. Erst im 
Fruehjahr 2013 sah sich der Bundestag dazu bereit, eine Reform des 
Wahlrechts zu beschliessen. Seither gibt es Ausgleichsmandate fuer die 
anderen Parteien. Deswegen wuchs der Bundestag nun auch auf 630 Sitze 
an (2009 waren es noch 622 Sitze). Die Folge: Mit der Unionsmehrheit 
ist es Essig.
Waere hingegen die Mandatshuerde nicht 5% sondern wie in Oesterreich 
4%, waeren sowohl FDP als auch AFD drinnen -- die 
Mehrheitsverhaeltnisse waeren wiederum komplett anders.
Ohne eine Mandatshuerde hingegen waeren sogar jene 16% der abgegebenen 
Stimmen, die fuer Parteien abgegeben worden sind, die nach dem 
geltenden System den Einzug ins Parlament nicht geschafft haben, nicht 
so voellig belanglos gewesen, wie sie es jetzt eben sind.
Selbst wenn man nicht an die Vielzahl der taktische Waehler denkt, die 
oft genug ihre Wahlentscheidung von den prognostizierten Chancen einer 
Partei abhaengig machen, ist deutlich zu erkennen, dass das Wahlrecht 
eine groessere Bedeutung fuer die Zusammensetzung der Kammer hat als 
die Veraenderung des Wahlverhaltens seit 2009. Da fragt man sich 
schon, warum die Debatte in Deutschland so sehr um die politischen 
Parteien geht und so wenig ueber das Wahlrecht. Doch die Antwort ist 
einfach: In Deutschland wie auch anderswo fragt man nach einem 
vorgegebenen System das Volk, aber man fragt es sicherheitshalber 
nicht nach dem System. Und deswegen wird das dann auch kaum 
diskutiert.
*Bernhard Redl*
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