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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 18. September 2013; 01:20
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International:

> Nach den Katastrophen: TextilarbeiterInnen in Bangladesch muessen
> auf Entschaedigung warten

Es waren schlussendlich elf Unternehmen, die von den Fabriken Tazreen
und Rana Plaza (* siehe Nachspann) ihre Ware bezogen haben, die am 11.
und 12. September in Genf um Entschaedigungszahlungen verhandelten.
Viele Firmen zogen sich aus der Verantwortung, und verweigerten die
Teilnahme an den Verhandlungen. Sie zeigten damit ihre
Geringschaetzung gegenueber den Familien der 1.200 Toten und der rund
1.900 Verletzten, die ihre Waren fertigten.

Ein halbes Jahr nach der Katastrophe von Rana Plaza hat nur ein
Unternehmen ueberhaupt Entschaedigungen an die Opfer gezahlt. Fuer die
Verhandlungen um Rana Plaza waren 29 Unternehmen eingeladen. Neun
Firmen sind gekommen: Bon Marché, Camaieu, El Corte Ingles, Kik,
Loblaw, Mascot, Matalan, Primark, Store Twenty One. 20 andere
Unternehmen sind dem Verhandlungstisch leider ferngeblieben: Adler,
Auchan, Benetton, C&A, Carrefour, Cato Corp, The Children's Place,
Dressbarn, Essenza, FTA International, Gueldenpfennig, Iconix Brand,
Inditex, JC Penney, Kids Fashion Group, LPP, Mango, Manifattura
Corona, NKD, Premier Clothing, PWT Group, Texman and Walmart.

IndustriALL, Clean Clothes Kampagne (CCK) und das Workers Rights
Consortium (WRC) haben einen Modellvorschlag gemacht, der schon bei
frueheren Katastrophen in Bangladesch zum Einsatz kam. Das Modell
inkludiert Zahlungen fuer Schmerzensgeld und Verdienstverlust. Fuer
Rana Plaza wuerden US$ 74.571.101 gebraucht werden fuer die volle
Entschaedigung aller Opfer. Die Unternehmen wurden gefragt nach einer
anteiligen Zahlung von US$ 33.556.996. Fuer Tazreen wurde eine Summe
von US$ 6.442.000 berechnet, von den Unternehmen wurden US$ 2.899.000
gefordert.

Die Zugestaendnisse der Unternehmen waren begrenzt:
- Neuerliches Treffen innerhalb der naechsten zwei Wochen,
- Finanzielle Beteiligung an einem Fonds, um verletzte ArbeiterInnen
und Familien der Opfer zu unterstuetzen. Ein Koordinierungskomitee aus
bangladeschischer Regierung und Unternehmern gemeinsam mit den
Markenunternehmen, den Gewerkschaften und den NGOs wurde gegruendet.
- Bekenntnis zu koordinierter Weiterarbeit aufbauend auf die ersten
Hilfeleistungen, die die britische Handelskette Primark bereits
bereitgestellt hat. Primark hat seine lokale
Bankgeschaefteinfrastruktur in Bangladesch zur Verfuegung gestellt, um
von den Unternehmen zur Verfuegung gestellte Gelder rasch auszahlen zu
koennen.

Gleich nach dem Treffen verpflichtete sich Primark zu weiteren drei
Monatsgehaeltern fuer die betroffenen Familien. Leider schloss sich
keines der anderen Markenunternehmen dieser Verpflichtung an.

Beim Treffen zur Entschaedigung der Opfer von Tazreen am Vortag legte
C&A einen Vorschlag fuer substantielle Entschaedigungen vor. Auch das
Unternehmen Karl Rieker signalisierte seine Bereitschaft beizutragen.

Leider blieben auch diesem Meeting die meisten Markenunternehmen fern:
Delta Apparel, Dickies, Disney, El Corte Inglés, Edinburgh Woolen
Mill, Kik, Li & Fung, Piazza Italia, Sean John, Sears, Teddy Smith,
and Walmart.

Michaela Koenigshofer, Koordinatorin der oesterreichischen Clean
Clothes Kampagne, will nach diesen Ergebnissen den oeffentlichen Druck
auf die Marken weiter aufrechterhalten: "Die Clean Clothes Kampagne
wird die Markenunternehmen, die keine Entschaedigungen zahlen und sich
nicht an diesem Prozess beteiligen, weiter massiv unter Druck setzen
bis sie sich bereiterklaeren ausreichende Entschaedigungen zur
Verfuegung zu stellen, die den Opfern nach internationalen Standards
zustehen." (CCK/gek.)

Infos: http://www.cleanclothes.org
und http://www.cleanclothes.at

*

*Hintergrund

Der Brand in der Tazreen-Kleiderfabrik ereignete sich am 24. November
2012 in einem Aussenbezirk der Hauptstadt Bangladeschs Dhaka.
Mindestens 117 Menschen wurden getoetet und mehr als 200 Menschen
verletzt. Die Firmenleitung war schon 2011 selbst von der ansonsten
nicht so heiklen US-amerikanischen Handelskette Walmart verwarnt
worden, dass man bei einer Weiterproduktion unter diesen schlechten
Sicherheitsstandards keine Produkte mehr abnehmen wuerde.

Beim Gebaeudeeinsturz in Sabhar etwas ausserhalb von Dhaka in
Bangladesch am 24. April 2013 wurden 1127 Menschen getoetet und 2438
verletzt. Der Unfall ist der schwerste Fabrikunfall in der Geschichte
des Landes.

Das Rana Plaza, ein neungeschossiges Gebaeude in
Stahlbetonskelettbauweise, gehoerte dem bangladeschischen Politiker
Sohel Rana. Im Gebaeude waren mehrere Textilfirmen, Geschaefte sowie
eine Bank untergebracht. Am Vortag, dem 23. April, waren in dem
Gebaeude Risse festgestellt worden. Deshalb verbot die Polizei den
Zutritt. Dennoch waren mehr als 3.000 Menschen im Gebaeude,
groesstenteils Textilarbeiterinnen, als das Gebaeude um 9.00 Uhr
kollabierte. Die Angestellten waren von den Fabrikbetreibern gezwungen
worden, ihre Arbeit aufzunehmen.



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