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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 3. Juli 2013; 03:52
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Glosse/Militaerisches:

> X-beliebig

Jetzt aber wirklich. Jetzt soll es ein Denkmal fuer die
Wehrmachtsdeserteure geben. Die Plaene sind praesentiert, schon im
Sommer soll mit der Realisierung begonnen werden. Nunja, eine
begehbare x-foermige Treppenskulptur in Dunkelblau soll es werden,
zehn Meter lang, 1,65 Meter hoch. Sprich: Es wird aussehen wie eine
unmotiviert am Parkplatz vor dem Bundeskanzleramt errichtete
Freitreppe, die ins Nichts fuehrt.

Richard Wadani, dessen zaehes Engagement fuer die Anerkennung der
Fahnenfluechtigen nun auch in Denkmalform Fruechte traegt, ist mit der
Ausfuehrung offensichtlich nicht so ganz gluecklich. Der "Kurier"
zitiert ihn dazu: "Ich gehoere zu einer Generation, die eine andere
Auffassung von kuenstlerischer Darstellung hatte", meint er recht
diplomatisch, und: "Wie erklaere ich das etwa einer Schulklasse, die
vorbeikommt?"

Aber es sollen ja Zusatztafeln auch aufgestellt werden, damit man
weiss, was das sein soll. Ob auf diesen das Wort "Deserteur" vorkommen
wird, ist allerdings auch nicht gesagt, offensichtlich wird die
Formulierung "Denkmal fuer die Opfer der NS-Militaerjustiz"
praeferiert. Damit umschifft man geschickt auch die Tatsache, dass die
wenigen Ueberlebenden auch nach Ende der Naziherrschaft von Politik
und Gesellschaft jahrzehntelang geaechtet wurden.

Der Vergleich macht uns sicher; naemlich der Vergleich mit den vielen
hundert "Kriegerdenkmaelern" in Oesterreich, von denen die meisten
schon von weitem als Militaerverherrlichungsmale erkennbar sind. Da
sieht man sofort, worum es geht. Dargestellt werden oft lebensgross
Soldaten, Stahlhelme, gekreuzte Gewehre oder aehnliches. Und meist
steht auch noch irgendwas von "Helden" dort.

Fuer die Deserteure hingegen muessen wir uns ein X fuer ein Denkmal
vormachen lassen. Diese Form der Gedenkkultur erinnert ein wenig an
das antifaschistische Vordachl im Park neben dem Salzburger Bahnhof,
das dank des Busverkehrs dort wohl eher fuer ein seltsames
Wartehuettel gehalten wird und von dem nur Eingeweihte wissen, dass es
ein Mahnmal sein soll.

Die Gruenen in der Wiener Stadtregierung freuen sich trotzdem
darueber, dass es jetzt dieses Deserteurs-X geben soll. Aber man kann
ihnen da gar keinen Vorwurf machen, denn mehr war anscheinend nicht
drinnen. Ein oesterreichisches Denkmal eben, was Besseres waere wohl
gar nie gebaut worden.

Bleibt lediglich abzuwarten, ob dieses Denkmal wirklich schon am
26.Oktober fertig sein wird und ob es diesmal am nationalen Feiertag
endlich eine Gedenkveranstaltung an diesem Ort geben kann. Oder ob das
Bundesheer wieder meint, es brauche den Platz, um seine LKWs abstellen
zu koennen...
*Bernhard Redl*

(Audio: http://cba.fro.at/112495)

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