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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 3. Juli 2013; 03:54
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Glosse/Militaerisches:

> Untaugliches Heer

Der Bundesregierung und dem Heer ist die Anzahl der bei der Stellung
als untauglich eingestuften Wehrpflichtigen zu hoch: die
Tauglichkeitskriterien sollen aufgeweicht werden. Das derzeitige
System der Tauglichkeitsfeststellung soll "besser mit den Aufgaben und
Anforderungen an Wehrpflichtige verbunden werden". Es soll also zu
einer weitern Ausdifferenzierung der Tauglichkeit kommen. Klassische
Systemerhalter, wie Koeche, Fahrer oder Handwerker sollen da
eingesetzt werden, wo sie Vorkenntnisse mitbringen, wahrscheinlich
brauchen am Schreibtisch taetige Wehrpflichtige nicht dieselben
Voraussetzungen erfuellen wie zu Kaempfern ausgebildete Soldaten, die
eine Spezialisierung in Richtung Berufssoldat und damit
Auslandseinsatz anstreben.

Oft entstand bislang der Eindruck, dass es nur kleiner koerperlichen
Einschraenkungen bedarf, um untauglich geschrieben zu werden. Doch das
Gegenteil ist der Fall. Nur rund 13 bis 14% der Wehrpflichtigen wird
derzeit Untauglichkeit beschieden. Bereits jetzt werden koerperlich
oder psychisch schwerer beeintraechtigte Stellungspflichtige kaum als
untauglich anerkannt. Es bedarf einer Odyssee an Arztbescheinigungen,
Untersuchungen und Gutachten, um ueberhaupt ernstgenommen zu werden.
Die Arge Wehrdienstverweigerung empfiehlt dringend allen, die die
Untauglichkeit anstreben, vor dem Stellungstermin eine Beratungsstelle
aufzusuchen.

Je nach Interesse und beruflichen Vorkenntnissen koennen kuenftige
Soldaten unter verschiedenen Ausbildungsmodulen waehlen. Spannend
dabei ist, dass es Cyber-war-Spezialisten geben soll, denn das
Bundesheer hat so wenig tatsaechlichen Sinnbezug, dass es sich in die
Bereiche Cyber-war und Cyber-Kriminalitaet ausweiten moechte, die
alten militaerischen Kernaufgaben loesen sich nunmal immer mehr in
Luft auf, aber: das Thema Cyber-war wird die Legitimation einer ganzen
Armee schon retten koennen.

Die Milizheerfraktion duerfte sich insofern durchgesetzt haben, dass
verpflichtende Milizuebungen, die erst 2006 abgeschafft worden waren,
wieder eingefuehrt werden sollen und fuer Berufssoldaten und
Soldatinnen attraktiver gestaltet werden. Frauen sollen verstaerkt
angesprochen werden und der geringe Frauenanteil soll durch Anpassung
an Vereinbarungskriterien zwischen Taetigkeit und Familie angehoben
werden.

Das Bundesheer sieht offensichtlich Veraenderungsbedarf, es duerfte
auch aufgrund der stetig steigenden Zahl an Zuvieldienern begriffen
haben, dass es attraktiver werden muss, um genuegend Wehrpflichtige zu
rekrutieren. Schliesslich braucht die Armee nach Ansicht der
Stahlhelm-Fraktion eine mystische Zahl notfalls einzuberufender
Soldaten (bis zu 900.000 Mann Reservestand war immer die Rede), um das
Land zu verteidigen. Es gibt nur nichts zu verteidigen und dass
Oesterreich angegriffen werden sollte, ist mehr als unwahrscheinlich.
Die Peinlichkeit, eigentlich keinerlei Zweck zu erfuellen, dafuer aber
enorme Mittel zu verschwenden, fuehrt dazu, zivile Zusatzaufgaben zu
uebernehmen, fuer die keinerlei militaerische Schulung noetig ist.
Oder die Militaers entwickeln neue Phantasien, die haarstraeubend sind
und jeglicher Realitaet entbehren.

Zumindest duerfte es aufgefallen sein, dass das Bundeheer nicht mehr
zeitgemaess ist, und von vielen Wehrpflichtigen nicht als
sinnstiftende Aufgabe empfunden wird. Die Arge Wehrdienstverweigerung
& Gewaltfreiheit ist immer wieder mit wehrdienstleistenden Maennern
konfrontiert, die den Wehrdienst aufgrund der kuerzeren Dauer gewaehlt
haben, diese Entscheidung aber bereuen und sich wuenschen wuerden,
doch noch die Rest ihrer abzuleistenden Zeit zum Zuvieldienst zu
wechseln.
*Rosalia Krenn, Arge WDV*

Kontakt:
Arge Wehrdienstverweigerung & Gewaltfreiheit
http://verweigert.at/
Beratung Wien: Buerogemeinschaft Schottengasse 3a/1/4/59, 1010;
jeweils Montag 18h
Beratung Salzburg: Buero Arge WDV, ARGE Kultur,
Ulrike-Gschwandtner-Strasse 5; 5020; jeweils Donnerstag, 18:30



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