**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. Mai 2013; 23:48
**********************************************************

Griechenland:

> Lehrer lassen sich erpressen

In Griechenland haben die Gymnasiallehrer ihren geplanten
24-Stunden-Streik abgesagt. Die Lehrer reagierten damit auf die
Entscheidung der Regierung, sie dienstzuverpflichten. Im Falle einer
Arbeitsverweigerung drohten den Lehren Entlassung und Gefaengnis. Der
Streik haette die Universitaets-Aufnahmepruefungen getroffen.

An jeden Lehrer war im Vorfeld des angedrohten Streiks ein Schreiben
ueber die Dienstverpflichtung verschickt inclusive der Drohung mit
Festnahme, Geld- oder Gefaengnisstrafe sowie der fristlosen
Entlassung. Dazu hatte Regierungschef Antonis Samaras einen Erlass
unterzeichnet.

Im Widerstand gegen die fortgesetzte Demontage des oeffentlichen
Bildungswesens hatte die Gewerkschaft der Mittel- und Oberschullehrer,
OLME, einen Dauerstreik beschlossen. Kurz nach dem Beginn des Streiks
beginnen in Griechenland die schulischen Eingangspruefungen fuer die
Hochschulen. Nach den Dienstverpflichtungen der streikenden
Metro-Angestellten, der Hafenarbeiter und der bei den Gemeinden
Beschaeftigten in den vergangenen Monaten wurde nun auch den Lehrern
das Streiken verboten. Erstmalig wurde damit in Griechenland ein
Streik bereits praeventiv unter Strafe gestellt. Dagegen protestierten
ueberall im Land Tausende Menschen.

Eine von der OLME eingereichte Klage beim Obersten
Verwaltungsgerichtshof auf die Aussetzung der Zwangsverpflichtung bis
zur endgueltigen Klaerung von deren Verfassungskonformitaet wurde
abgelehnt. Auch der griechische Gewerkschaftsdachverband im
oeffentlichen Dienst, ADEDY, stellte sich nur halbherzig an die Seite
der Lehrer.

Die Streiks weiteten sich aber dennoch aus: Krankenhaeuser mussten am
14.Mai mit einer Notbesetzung arbeiten, viele Schulen blieben ganz
geschlossen. Auch die kommunalen Finanzaemter sollten nicht oeffnen.
Lehrer, Aerzte und Verwaltungsangestellte setzten fuer den Vormittag
eine Demonstration im Zentrum Athens an. »Das ist unsere Antwort auf
die autoritaere Politik der Regierung gegen Lehrer an weiterfuehrenden
Schulen«, teilte ADEDY mit. Ein weiterer vierstuendiger Streik war
geplant, dem sich auch die groesste Gewerkschaft im Privatsektor,
GSEE, anschliessen will.

»Der Ministerpraesident hat den Aengsten von Tausenden Schuelern ein
Ende bereitet«, begruesste das Bildungsministerium die
Arbeitsverpflichtung. Lehrer, aber auch Eltern und Schueler dagegen
sprachen von der Heuchelei einer Regierung, die das oeffentliche
Bildungswesen im Namen des Defizitabbaus systematisch zugrunde
richtet.

Erstmalig sei ein Streikbeschluss mit derartiger Mehrheit gefasst
worden, betonten Sprecher der Lehrergewerkschaft OLME auf deren
Demonstrationen. Entgegen den Verleumdungen in den griechischen
Massenmedien ginge es den Lehrern weniger um den Protest gegen die
geplante Erhoehung der von ihnen zu leistenden Wochenstunden, als
vielmehr um die Rettung des oeffentlichen Bildungswesens an sich.
Insbesondere wehrten sie sich gegen die drastischen Mittelkuerzungen,
die Entlassung von mehr als 10.000 saisonalen Lehrkraeften, die
Zusammenlegung von Schulen und die Anhebung der Schuelerzahlen pro
Klasse.

Fuer den Streik hatten im Vorstand der OLME die
Gewerkschaftsfraktionen der groessten Oppositionspartei im Parlament,
SYRIZA, aber auch die den Regierungsparteien Nea Dimokratia und PASOK
nahestehenden DAKE und PASKE gestimmt.
(junge Welt u.a. / akin.)

Hauptquelle:
http://www.jungewelt.de/2013/05-15/006.php



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero@gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.redaktion@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin