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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. Mai 2013; 23:50
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Umwelt/Kapitalismus:

> Ein Preis fuer Glencore-Xstrata

Bergbau-Multi nimmt Black Planet Award an


Der seit dem 2. Mai existierende Megakonzern "Glencore Xstrata plc."
ist ein kaum durchschaubares Labyrinth von Aktivitaeten,
Tochtergesellschaften und Holdings. Die meisten Abbautaetigkeiten des
Unternehmens mit Hauptsitz in der Schweiz und einem Boersenwert von 70
Milliarden US-Dollar befinden sich in Entwicklungslaendern, die von
der Ausbeutung ihrer Bodenschaetze kaum profitieren. Verstoesse gegen
Menschenrechte und Umweltnormen der beiden bislang eigenstaendigen
Firmen Glencore und Xstrata wurden in den letzten Jahren immer wieder
bekannt.

Das NGO Kollektiv "Shadow Network - Glencore Xstrata Watchdogs", die
australische NGO KAFDA, Greenpeace Schweiz, die deutsche Stiftung
ethecon, die Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien und die Schweizer
Organisation MultiWatch fordern vom neuen Konzern die Anwendung einer
umfassenden Sorgfaltspflicht und volle Transparenz im Reporting ihrer
Bemuehungen.

Verstoesse gegen Menschenrechte und Umweltstandards in Peru,
Australien und Kolumbien

In Peru verlangt die Bevoelkerung seit langem die Abklaerung der
Ursache von Schwermetallbelastungen im Umfeld der Xstrata-Mine
Tintaya. Missbildungen und Totgeburten bei den Viehherden wurden in
den letzten Jahren immer wieder dokumentiert. Statt Dialogbereitschaft
zu zeigen, liess Xstrata den Tagbau von der Polizei vor der
streikenden Bevoelkerung abschirmen. Im Mai 2012 fuehrte das zu drei
Todesopfern und vielen Verletzten.

Im australischen Queensland plant Xstrata eines der groessten
Kohleabbauprojekte im Tagbau der suedlichen Hemisphaere. Fuenf von 46
betroffenen Bauernfamilien weigern sich, das Land zu verlassen, das
fuer die riesige Mine benoetigt wird. An der Kueste hat sich ein
breiter Widerstand aus Parteien und Umweltorganisationen gebildet, der
sich gegen den geplanten Hafen im Fitz Roy Delta wehrt. Der Fitz Roy
Fluss muendet in die Keppel Bay und das von der UNESCO geschuetzte
Great Barrier Reef, dessen Zerstoerung durch die Kohleverladung
befuerchtet wird.

In Kolumbien beklagen die AnwohnerInnen der Kueste von Santa Marta
eine massive Meerverschmutzung durch die Kohleverladung von Glencores
Prodeco Gruppe. Die Prodeco Gruppe musste bereits die Abbautaetigkeit
in ihrer Caleturitas-Mine einstellen, weil Umweltauflagen nicht
eingehalten wurden. Seit Jahren kaempft die Gewerkschaft der
Prodeco-Angestellten Sintramienergética fuer bessere
Arbeitsbedingungen. Glencore stellt sich taub und bekaempft die
Proteste vor Gericht. Zudem verzoegern Glencore und andere Unternehmen
seit ueber zwei Jahren systematisch notwendige Umsiedlungsprozesse,
wodurch die Menschenrechte der Betroffenen kontinuierlich untergraben
werden.

Alter Bekannter Tony Hayward

Das gesamte Ausmass der bekannt gewordenen Umwelt- und
Menschenrechtsverstoesse hat die deutsche Stiftung ethecon veranlasst,
im letzten Herbst dem leitenden Manager von Glencore Ivan Glasenberg,
dem bisherigen Verwaltungsratspraesidenten Simon Murray und dem
bisherigen fuer Umwelt, Gesundheit und Sicherheit zustaendigen
Verwaltungsratsmitglied Tony Hayward sowie den Grossaktionaeren von
Glencore den Schmaehpreis Internationaler ethecon Black Planet Award
2012 zu verleihen. Hayward wurde ja 2010 als BP-Generaldirektor und
damit als "meistgehasster Mann in den USA" wegen seines Verhaltens bei
der Oelkatastrophe im Golf von Mexiko einer weltweiten Oeffentlichkeit
bekannt. Damals wurde er auch erstmals mit dem Black Planet Award
geehrt. Seit 16.Mai 2013 ist Hayward Verwaltungsratspraesident von
Glencore Xstrata.

Der Konzern machte gute Miene zum boesen Spiel. Bei der
Glencore-Hauptversammlung im schweizerischen Zug, wo Hayward zum
Praesidenten gewaehlt wurde, nahm ein offizieller Vertreter des
Konzerns den Preis sogar an. Nach der Verlesung eines Offenen Briefs
Ethecons auf der Versammlung kuendigte Mitpreistraeger Glasenberg auch
eine ausfuehrliche Stellungnahme an.
(Ethecon/akin)



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