**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 15. Mai 2013; 16:57
**********************************************************
Debatte/Wien/Gruene:
> Transparenz ist eine Frage der Koalition
"Der Standard" berichtete am Montag, dass die Wiener Volkspartei 
wiisen wollte, wie viel sich die Stadtratsbueros zwischen 2005 und 
2010 externe Berater und Studien kosten liessen und darauf lediglich 
die Antwort bekam, diese Auskunft waere wegen des Datenschutzes nicht 
moeglich. Peinlich: Alle angeschriebenen Ressortchefs antworteteten 
mit wortidenten Bescheiden - auch die doch so um Transparenz bemuehte 
gruene Vizebuergermeisterin. Von der SPOe ist man ja derlei gewohnt, 
aber fuer die OeVP ist das natuerlich ein gefundenes Fressen in Bezug 
auf die Gruenen. "Wenn es aber um Transparenz in eigenen 
(Regierungs-)Angelegenheiten geht, schaut die Realitaet ganz anders 
aus", zitiert der Standard VP-Wien-Chef Manfred Juraczka. "Wie haette 
der gruene Aufdecker Peter Pilz auf so eine Antwort eines 
OeVP-Ministers reagiert? Wohl nur so, dass hier offenbar etwas 
vertuscht werden soll."
Albert Steinhauser, Justizsprecher der Gruenen im Nationalrat und 
gerade sehr darum bemueht, bei VP-Umweltmnister Berlakovich 
Transparenz in Fragen des oesterreichischen Pestizideinsatzes 
einzufordern, sieht bei der Wiener Anfragebeantwortung zwar auch ein 
Problem - dieses aber naturgemaess etwas anders. So schreibt er auf 
seinem Blog, Juraczka uebersehe "dass es sich bei den abgefragten 
Beratervertraegen 2005 bis 2010 nicht um eine eigene 
Regierungsangelegenheit der Gruenen geht. Damals waren wir nicht in 
der Regierung. Ein Eigeninteresse an einer Verheimlichung ist daher 
gar nicht konstruierbar."
Fuer Steinhauser sind da einzig die Rechtslage und der 
Verfassungsdienst des Rathauses verantwortlich zu machen: Der 
Verfassungsdienst "soll am Standpunkt stehen, dass die StadtraetInnen 
die Fragen nicht beantworten duerfen, da das Datenschutz und 
Amtsgeheimnis widerspricht. Wenn das so ist, waere die Stadtraetin 
daran gebunden und das koennte die Nichtbeantwortung erklaeren. 
Vassilakou muss auch das Recht zugestanden werden, sich auf den 
Verfassungsdienst verlassen zu koennen. Natuerlich muss man jetzt in 
Folge die Argumentation des Verfassungsdienstes auf Herz und Nieren 
pruefen. Tatsache ist, dass aber immer wieder der Datenschutz fuer 
juristische Personen und das Amtsgeheimnis einer notwendigen 
Transparenz im Weg stehen. Deshalb kaempfen wir ja gerade fuer eine 
Gesetzesaenderung."
Bloed nur, dass der Verfassungsdienst kein Gericht ist, sondern eine 
weisungsgebundene Unterabteilung der Magistratsdirektion mit lediglich 
beratender Funktion. Wieso sollte eine Stadtraetin daran gebunden 
sein? Die Gruenen in Wien hatten in der Opposition oft genug 
konstatiert, dass die Wiener Stadtverwaltung unter der Kontrolle der 
SPOe voellig intransparent sei. Steinhauser hat wohl recht damit, dass 
die Argumentation des Verfassungsdienstes "auf Herz und Nieren" zu 
pruefen sei. Weswegen man das aber erst "in Folge" machen kann und 
nicht bevor man Anfragebeantwortungen verschickt, die offensichtlich 
im Auftrag des grossen Koalitionspartners formuliert worden sind, ist 
wohl dem Koalitionsfrieden geschuldet. Und dieser liegt sehr wohl auch 
im Eigeninteresse der Wiener Gruenen.
*Bernhard Redl*
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der 
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd 
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe 
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit 
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der 
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem 
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige 
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement 
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den 
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.redaktion{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin