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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 15. Mai 2013; 17:10
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Debatte/Antifa:
> Keine Freude mit dem Bundesheer
Warum ich nicht beim "Fest der Freude" am 8.Mai war.
(Radiofassung: http://cba.fro.at/109973)
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Es war schon schlimm genug, dass am Jahrestag der Kapitulation der
Nazi-Armee am Wiener Heldenplatz die Symphoniker aufgetreten sind --
also Musik, an der auch rechte Spiesser und sogar Nazis ihre Freude
haben koennen. Auch wenn ich selbst fuer klassische Musik zu haben
bin, so hat mich doch der Ekel gepackt, denn das war mir zu gefaellig.
Es hat mir einfach zu wenig mit Antifaschismus zu tun.
Gut, im Sinne einer antifaschistischen Einheit mag das ja noch
irgendwo angehen. Aber dass dann der Herr Verteidigungsminister, der
Herr Kriegsminister also, der Meinung war, er muesse, um die
Burschenschafter zu vertreiben, das Militaer dorthin beordern, und
dann so viele gejubelt haben: 'Super, die Burschenschafter sind nicht
mehr da und wir koennen endlich ohne sie diesen Tag der Freude
begehen!' -- nein, Leute, so geht das nicht. Militaer und
Antifaschismus, das passt nicht zusammen.
Ja, ich weiss schon, natuerlich waren es Militaers, die das Naziregime
hinweggefegt haben -- die Militaers der Alliierten. Das ist schon
klar. Nur erstens einmal war das der positive Nebeneffekt und nicht
der Grund, warum die Alliierten das getan haben. Zweitens glaube ich
nicht, dass dieses Militaer so grossartig antifaschistisch gesinnt
war. Und drittens ist es das oesterreichische Bundesheer. Also
oesterreichische Soldaten, die bis vor nicht allzu langer Zeit an der
Grenze Fluechtlinge gejagt haben; oesterreichische Soldaten, ueber die
in der Bundesverfassung steht, dass sie auch fuer den Schutz der
Ordnung und Sicherheit im Inneren zustaendig sind, sprich: fuer den
Buergerkrieg vorbereitet werden -- und die das auch tatsaechlich ueben
und deren Manoeverplaene derlei vorsehen. Das sind oesterreichische
Soldaten, die in der Tradition der k.u.k. Armee stehen, die im
1.Weltkrieg (ueber das Verbrechen des Krieges an sich hinaus)
Kriegsverbrechen begangen hat, die den Verbrechen der Wehrmacht um
nichts nachstehen -- man lese nach in den "Letzten Tagen der
Menschheit" von Karl Kraus. Dieses republikanische Bundesheer hatte
auch 1934 kein Problem fuer Ordnung und Sicherheit zu sorgen und die
meisten seiner Offiziere waren 1938 genauso problemlos in die
Kommandostrukur der Naziarmee eingliederbar.
Ein Heer mit dieser Tradition soll ploetzlich fuer Antifaschismus
stehen? Dieses Bundesheer, dass erst am letzten Nationalfeiertag ein
Deserteursgedenken am Ballhausplatz verhindert hat, weil die Herren
Offiziere vermeldeten, dass man diesen Ort als Parkplatz fuer die
Militaerfahrzeuge brauche?
Selbst wenn das oesterreichische Bundesheer nicht diese Traditionen
und Gegenwaertigkeiten in sich truege: Nein, Militarismus ist als
Antithese zu Faschismus einfach nicht denkbar. Faschismus ist nicht
einfach das, wenn Leute einen Krampf im rechten Arm haben --
Faschismus ist ein bisserl mehr und eine wichtige Komponente davon ist
Militarismus. Ich kann nicht akzeptieren, dass heute dort Soldaten
stehen statt Burschenschaftern. Es ist um nichts besser! Nein, es ist
sogar schlimmer! Denn die Burschenschafter, bei denen war klar, wofuer
sie stehen -- naemlich fuer ihre Sympathien fuer das Dritte Reich. Da
konnte man protestieren, da konnte man klar sagen: 'Das sind die
Freunde der braunen Horden, pfui!'
Die Bundesheersoldaten, die da so smart als unpolitische Mahnwache
inszeniert werden, aber eben in einer ausgesprochen rechten Tradition
stehen, wessen gedenken die da? Die Burschenschafter selbst haben ja
auch in einer Aussendung vermerkt, dass sie es "wuerdig" finden, wenn
da das Bundesheer ihr Totengedenken uebernimmt. Die taten es
natuerlich, um ihren Frust zu verschleiern, dass sie diesmal nicht
dort stehen durften -- aber sie konnten das schreiben, weil es einer
gewissen Logik nicht entbehrt: Soldaten ehren gefallene Soldaten!
Nein, mir waren die Burschenschafter dort lieber, da wusste man, gegen
wen es geht. Da waren klare Aussagen moeglich -- haette ich am 8.Mai
gegen das Bundesheer protestiert, haette man mich wohl fuer einen Nazi
gehalten. Super, Protest abgedreht, danke, lieber Herr Kriegsminister
von der Sozialdemokratischen Partei!
Nein danke, lieber ein paar Burschenschafter und ein getruebtes Fest
als ein Bundesheer, das durch solche Aktionen legitimiert wird. Tut
mir leid, da kann ich nicht mitfeiern.
*Bernhard Redl*
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