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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Montag, 29. April 2013; 02:46
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Glosse:
> Keine Krise im Ruestungshandel
Zum Geschaeft mit dem Krieg an Hand der Beispiele Griechenland und 
Zypern
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Nach dem Ende des Kalten Krieges waren die Ruestungsausgaben 
zurueckgegangen. Mit dem Anschlag auf das World Trade Center stiegen 
sie weltweit zwischen 2002 und 2011 um 43% auf geschaetzte 1,738 
Billionen Dollar pro Jahr an.
Nach den USA hat die EU die hoechsten Ausgaben. Im Krisenjahr 2010 
betrugen die Militaerausgaben der EU-Staaten 194 Milliarden Euro.
In Griechenland sind Einschnitte bei Militaer und Ruestungsindustrie 
kein Thema. Nach Portugal ist Griechenland der groesste Abnehmer 
deutscher Waffen. 2010 betrug der griechische Ruestungsetat fast 
sieben Milliarden Euro, das entsprach knapp 3% der 
Wirtschaftsleistung, eine Zahl, die in der NATO nur von den USA 
uebertroffen wurde.
2011 wurden zwar die Ruestungsneubeschaffungen um 500 Millionen Euro 
gekuerzt, dies sorgt aber nur dafuer, dass der kuenftige Bedarf hoeher 
ausfaellt und ist mehr eine kosmetische Massnahme, da sich insgesamt 
nichts daran aendert, dass fuer Militaer und Ruestung 
unverhaeltnismaessig hohe Mittel gebunden werden, die den Menschen zur 
Sicherung ihres taeglichen Lebens fehlen.
Griechenland verfuegt ueber ein hochgeruestetes Militaer mit einer 
Truppenstaerke von fast 130.000 Soldaten. Waehrend die EU Griechenland 
zu Sparmassnahmen zwingt, heisst es im Falle des 
"Verteidigungshaushaltes" bzw. des Kriegsetats nur, dieser sei ein 
souveraenes Recht des Staates. Hinter der Tolerierung der hohen 
Militaerausgaben stehen handfeste wirtschaftliche Interessen: 
Hauptprofiteur der griechischen Aufruestungspolitik ist Deutschland, 
bzw. die dortige Ruestungsindustrie.
Einige Details: 2010 hat Griechenland 223 Panzerhaubitzen und ein 
U-Boot aus Deutschland importiert, im Gesamtwert von 403 Millionen 
Euro.
Der Muenchner Ruestungskonzern Krauss-Maffei Wegmann verdiente in den 
Jahren zuvor rund 1,7 Milliarden Euro durch die Lieferung von 170 
Leopard-2-Panzer an Athen. Dazu kamen U-Boote von Thyssen Krupp und 
Hubschrauber von Eurocopter, die Liste liesse sich noch lange 
fortsetzen, und hier handelt es sich nur um die belegbaren 
Ruestungsgeschaefte. Die Hochruestung trug erheblich zur Verschuldung 
des Landes bei. Beim Geschaeft mit den Leopard-2-Panzern wunderten 
sich sogar Ruestungslobbyisten darueber, dass Griechenland 2009 
bereits laut UN-Waffenregister 1614 Kampfpanzer im Bestand hatte, in 
dieser zerkluefteten Region koennten die Griechen damit gar nichts 
anfangen. Gekauft wurde trotzdem.
Der Zypernkonflikt ist der Brennpunkt im Wettruesten zwischen 
Griechenland und Tuerkei. Aehnlich wie Griechenland gibt auch 
Suedzypern sein Geld lieber fuer Ruestung und Militaer als fuer 
Frieden und Stabilitaet im eigenen Land und eine friedliche Loesung 
mit Nordzypern aus. Wenn heute von der Zypernkrise gesprochen wird, 
ist immer das in die EU integrierte Suedzypern gemeint, das wie 
Griechenland uebertrieben hochmilitarisiert ist, um dem potentiellen 
Feind Nordzypern gegenueberstehen zu koennen. Dimitris Droutsas, bis 
Juni 2011 griechischer Aussenminister, hat unverhohlen zugegeben, dass 
es um ein Wettruesten mit der Tuerkei gehe, dass das starke tuerkische 
Militaer Griechenland zu einem starken Militaer zwinge, und es fast 
taeglich Grenzkonflikte mit der Tuerkei gaebe. Ein besonderes 
Augenmerk liege dabei auf Zypern, immer wieder seien verstaerkte 
Manoever tuerkischer Marine vor Zypern beobachtbar.
Seitdem grosse Erdgasvorkommen im Sueden vor der Kueste Zypern geortet 
worden sind, treten die geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen 
deutlicher und sichtbarer hervor. Konzerne spekulieren bereits, 
welchen Kostenaufwand die Foerderung zypriotischer Erdgasvorkommen 
bedeuten koennte im Vergleich zu den moeglichen Gewinnen, die daraus 
geschoepft werden koennten. Um die Ausbeutungsrechte wird gestritten. 
Die Entdeckung der reichen Erdgasvorkommen haben zu neuen Spannungen 
zwischen Suedzypern und der Tuerkei gefuehrt, die Tuerkei laesst in 
der Region Kriegsschiffe auffahren, um ihr Interesse zu untermauern.
Sollte die EU im Fall Zypern eine Eskalationspolitik betreiben, weiss 
sie nicht was sie anrichten kann oder die Opfer solcher Politik sind 
ihr als sogenannte Kollateralschaeden egal bzw. kalkuliertes Risiko. 
Schon die Aufnahme Suedzyperns in die EU ohne vorherige Loesung der 
Zypernfrage war ein Fehler, der die Instabilitaet der Region weiter 
einzuzementieren droht. Die Gier nach Rohstoffen und Profit, das 
Bestreben, sich im kapitalistischen Wettbewerb Vorteile zu sichern, 
kann dazu fuehren, dass dieser kalte Konflikt zu einem heissen 
Konflikt eskaliert. Das militaerische Potential dafuer ist 
ueberdimensional vorhanden. Auf der Strecke bleiben die betroffenen 
Menschen, auf deren Ruecken der Konflikt ausgetragen wird.
*Rosalia Krenn*
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