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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Montag, 29. April 2013; 02:42
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EU:
> Studie: EU foerdert Land-Grabbing und Landkonzentration in Europa
Laut einer neuen Studie* ist Land-Grabbing nicht nur ein Problem des 
globalen Suedens sondern schreitet auch in Europa voran: Drei Prozent 
der Grundbesitzer kontrollieren die Haelfte der landwirtschaftlichen 
Flaechen in Europa. Diese "Landeliten" werden im Rahmen der 
gemeinsamen europaeischen Agrarpolitik (GAP) aktiv durch oeffentliche 
Gelder gefoerdert. Kleinbaeuerliche Betriebe hingegen erhalten immer 
weniger Foerderungen und werden zunehmend verdraengt.
In Spanien haben 2009 16 Prozent der groessten Produzenten 75 Prozent 
der Subventionen erhalten. In Italien haben 2011 0,29 Prozent der 
Hoefe 18 Prozent der gesamten GAP-Foerderungen fuer sich beansprucht. 
In Ungarn war es dagegen der Mehrheit der Kleinbauern in den ersten 
sechs Jahren nach dem EU-Beitritt rechtlich nicht moeglich, 
Foerderungen zu beantragen. 93 Prozent der ungarischen baeuerlichen 
Bevoelkerung sind vom Foerdersystem ausgeschlossen. Zusammen mit den 
niedrigen Bodenpreisen war das eine Einladung fuer Land Grabbing.
"Die Konzentration von Landbesitz hat sich in den letzten Jahrzehnten 
vor allem in Osteuropa extrem beschleunigt und erreicht Dimensionen 
wie in Brasilien, Kolumbien oder den Philippinen - alle bekannt fuer 
ihre ungleiche Verteilung von Land", kritisiert Brigitte Reisenberger 
von FIAN Oesterreich. Die Studie befasst sich mit der enormen 
Landkonzentration in Spanien, Frankreich, Deutschland, Italien und 
Oesterreich und behandelt Fallbeispiele fuer Land Grabbing in 
Rumaenien, Ungarn und Bulgarien sowie den Nicht-EU-Migliedern Ukraine, 
und Serbien. "So wie ihre Pendants in Aethiopien, Kambodscha oder 
Paraguay gehen die grossflaechigen Landdeals geheim und hoechst 
intransparent ueber die Buehne."
In der Ukraine kontrollieren die zehn groessten Agrarholdings 
ungefaehr 2,8 Millionen Hektar (etwa die Gesamtflaeche von OOe und der 
Steiermark zusammen), in Serbien die vier groessten Landbesitzer 
zusammen mehr als 100.000 Hektar. In Rumaenien sollen bereits sechs 
Prozent des Agrarlands in den Haenden von transnationalen Konzernen 
sein. Der mit italienischem Kapital gefuetterte Konzern Emiliana West 
Rom bewirtschaftet ueber 10.000 Hektar. Agro Chirnogi mit den 
groessten Anteilseignern im Libanon kontrolliert stolze 20.000 Hektar 
In Rumaenien, Serbien und Ungarn sind auch oesterreichische Investoren 
aktiv, die sich im grossen Stil Land angeeignet haben. In Ungarn 
befinden sich ungefaehr 1 - 1,5 Millionen Hektar Land in den Haenden 
von auslaendischen Investoren, viele von ihnen aus Oesterreich. Laut 
der Studie wurden in Doerfern nahe der oesterreichischen Grenze 
bereits 80 Prozent des Agrarlandes von ihnen aufgekauft. Der Bericht 
dokumentiert auch chinesische Unternehmen in Bulgarien, oder 
Hedge-Fonds aus dem mittleren Osten in Rumaenien, die in die 
grossflaechige Getreideproduktion draengen, um Profit aus der 
zunehmenden Spekulation mit Land und Agrarguetern zu schlagen.
Der Bericht zeigt jedoch auch, dass die Menschen in Europa 
eindrucksvoll Widerstand leisten. In der Gemeinde Narbolia auf 
Sardinien kaempfen die Menschen gegen die Umwandlung von 
urspruenglichem Agrarland in riesige Solar-Gewaechshaus-Projekte; in 
Nantes, Frankreich, gegen das "Notre-Dame-des-Landes" 
Flughafen-Projekt. Wie bei vielen sozialen Bewegungen im globalen 
Sueden kommt es auch in Europa immer oefter zu Landbesetzungen. In 
Andalusien besetzen landlose Landarbeiter Agrarflaechen und 
bewirtschaften sie agrooekologisch. "Auch in Wien hat die Initiative 
Solidarisch Landwirtschaften! (SoliLa!) in Jedlersdorf 2012 
Agrarflaechen der Universitaet fuer Bodenkultur besetzt, um die 
Umwandlung fuer kommerzielle Zwecke zu verhindern und fuer den Aufbau 
einer Solidarischen Landwirtschaft (CSA) zu nutzen", erklaert 
Franziskus Forster von AgrarAttac.
"Der Zugang zu Land ist eine Grundvoraussetzung um 
Ernaehrungssouveraenitaet in Europa zu erreichen. Doch die aktuelle 
EU-Agrarpolitik erschwert diesen Zugang, indem sie Landkonzentration 
und Land Grabbing foerdert und verschaerft", so Irmi Salzer Via 
Campesina Oesterreich. "Wir alle sind von der Ressource Land 
abhaengig. Land muss daher als oeffentliches Gut betrachtet werden. 
Zugang zu Land sollten jene bekommen, die darauf arbeiten. 
Kleinbaeuerliche und oekologische Landwirtschaft muss Vorrang 
gegenueber konzentrierter, kommerzialisierter und industrialisierter 
Landwirtschaft bekommen, die nur den Profitinteressen einiger Weniger 
dient."
(Attac/bearb.)
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* Landkonzentration, Land Grabbing und Widerstand in Europa. Studie 
der Europaeischen Koordination Via Campesina (ECVC) und des Netzwerks 
"Hands off the Land" (HOTL).
Zusammenfassung: 
http://www.attac.at/uploads/media/HOTL-ECVC-Executive-Summary-FINAL_GESPERRT.pdf
Gesamte Studie: http://fian.at/assets/Uploads/Land-in-Europe.pdf
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