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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 17. April 2013; 04:38
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Oe/International:
> Dron-War, ganz friedlich
Der militaerisch-industrielle Komplex macht mobil -- und Oesterreich 
ist mit dabei
Anfang April gab der neue Verteidigungsminister Gerald Klug bekannt, 
er wolle fuer das Bundesheer 18 Drohnen beschaffen. Dabei handle es 
sich nicht um bewaffnete Fluggeraete wie die aus der US-Kriegsfuehrung 
bekannten, sondern um Geraete zur Aufklaerung nach Naturkatastrophen 
im Inland oder zur Raumueberwachung bei Auslandseinsaetzen. Bei der 
Ausschreibung faellt die Entscheidung fuer den Kauf fuer Anbieter aus 
den USA, Israel, Deutschland und -- Oesterreich.
Denn Oesterreich ist diesbezueglich in der Entwicklung vorne mit 
dabei. Die EU hat das Forschungsprogramm AEROCEPTOR ins Leben gerufen, 
das die Nutzung von unbemannten Drohnen zum Aufhalten von Fahrzeugen 
und Booten behandelt -- also fuer den militaerischen, bewaffneten 
Einsatz. Diese Bewaffnung beschraenkt sich in der Projektbeschreibung 
allerdings bislang auf die Vorstellung von Stoersendern, die die 
Bordelektronik von PKW oder Boot lahmlegen sollen, oder dem Einsatz 
ballistischer, aber vorgeblich nicht-toedlicher Waffen, wie etwa 
Gummigeschossen, Leuchtraketen, Rauch- oder Blendschockgranaten. Die 
oesterreichische Beteiligung passiert dabei durch das Austrian 
Institute of Technology (AIT) und erstaunlicherweise die Sigmund Freud 
Privatuniversitaet (SFU). Wie da die SFU hineinpasst, ist unklar, es 
gibt auch keine naehere Stellungnahme dazu. Vorstellbar ist, dass die 
Privatuni, deren Thema ja die Psychotherapie ist, Knowhow im Bereich 
psychologischer Kriegsfuehrung liefern soll.
Wie sehr oesterreichische Unternehmen aber in diesem Bereich bereits 
engagiert sind, zeigt auch ein Statement aus der hiesigen 
Wirtschaftsdiplomatie. In den USA war naemlich der Einsatz von 
zivilen, unbewaffneten Drohnen bislang nur sehr eingeschraenkt 
moeglich. Ab 2015 soll jedoch ein Regelwerk der US-Luffahrtbehoerde in 
Kraft treten, dass die Integration unbemannter Luftfahrzeuge in die 
zivile Luftfahrt ermoeglicht. Und da laesst Robert Thaler, 
oesterreichischer Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles, wenige Tage 
nach den Kaufplaenen Klugs verlauten: "Oesterreichische Unternehmen 
werden von der Oeffnung des US-Luftraumes fuer Drohnen im zivilen 
Anwendungsbereich profitieren". Hersteller von Drohnen, Anbieter von 
ultraleichten Antennen, modernen Werkstoffen, leichten und 
hochaufloesenden Kameras, kollisionsvermeidender Software, Elektronik 
etc. waeren da gefragt. Laut Thalers Schaetzung sollte das in den 
naechsten zehn Jahren Ausgaben fuer Drohnen von etwa 11 Milliarden 
US-Dollar in den USA bedeuten -- und da koentnen oesterreichische 
Unternehmen gehoerig mitschneiden. Wobei Thaler sich huetet, konkrete 
Namen von Unternehmen zu nennen, die da Chancen haetten.
Dual Use
Allerdings nennt Thaler die Einsatzmoeglichkeiten: "zur Ueberwachung 
von Pipelines, Katastropheneinsatz, Wetterueberwachung, 
Frachttransport, fuer Polizei und Feuerwehr, fuer TV, Sportereignisse 
und die Filmindustrie, zur Landvermessung, Oel- und Gassektor, etc.". 
Da zeigt sich auch schon die Problematik: Drohnen sind eine 
Dual-Use-Technologie. Deren Entwicklung wird vorangetrieben aus 
zivilen wie militaerischen Interessen -- was auch bedeutet, dass 
militaerische Forschung sich hinter der zivilen verstecken koennte. 
Besonders die Nutzung im Aufklaerungsbereich ist da anzusprechen, denn 
die selben Geraete kann man militaerisch, wirklich zivil und nicht 
ganz so zivil, sprich: polizeilich, nutzen. Denn in den USA werden 
bereits -- trotz Problemen mit der luftfahrtlichen Zulaessigkeit --  
von der Polizei Drohnen zur Suche nach Personen eingesetzt. In 
Deutschland gibt es zwar noch technische Probleme mit der praktischen 
Nutzung, dennoch haben dort schon fuenf Bundeslaender entsprechende 
Geraete angeschafft. Dort sieht man unter anderem die 
Nutzungsmoeglichkeiten zur Ueberwachung von Demonstrationen als 
Zukunftsoption vor. "Kameramann: Arschloch" wird es dann wohl kaum 
mehr heissen, denn die Photos fuer den Verfassungsschutz werden von 
einem Minihelekopter aus der Luft geschossen. Von da bis zum 
Verschiessen von Gummigeschossen ist es dann auch nicht mehr weit.
Der bodennahe Luftraum soll also erobert werden -- und das heisst wohl 
auch militarisiert. Da wird dann schon klar, warum man solche Geraete 
fuer das oesterreichische Bundesheer braucht. Und ein gutes Geschaeft 
ist es auch.
*Bernhard Redl*
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Quellen (u.a.) und weiterfuehrende Infos:
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20130412_OTS0151
http://futurezone.at/netzpolitik/15065-oesterreichs-bundesheer-kauft-18-drohnen.php
http://futurezone.at/future/14054-oesterreicher-entwickeln-eu-abfangdrohne-mit.php
http://de.wikipedia.org/wiki/Polizei-Drohne
Siehe auch:
akin 24/2008 ueber Deutschlands Polizei- und Militaer-Drohnen:
http://akin.mediaweb.at/2008/24/24brd2.htm
Monitoring European Police: 
http://euro-police.noblogs.org/category/drohnen/
Deutsche Kampagne gegen Drohnen: http://drohnen-kampagne.de/
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