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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 20. Maerz 2013; 08:23
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Syrien:
> Die Gleiwitz-Vermutung
Kurz nachdem am 3.Oktober 2012 im tuerkischen Ort Akcakale nahe der
syrischen Grenze eine Granate eingeschlagen und fuenf Menschen
getoetet hatte, beschuldigte die tuerkische Regierung das offizielle
syrische Militaer, dafuer verantwortlich zu sein. Einen Tag spaeter
beschliesst das tuerkische Parlament eine Kriegsermaechtigung fuer die
Regierung. Auf Basis der Beistandsverpflichtung des NATO-Vertrages
beschliessen USA, Niederlande und Deutschland im tuerkischen
Grenzgebiet zu Syrien Patriot-Rakten zu stationieren.
Allerdings berichtet schon am 6.Oktober eine tuerkische Zeitung davon,
aus verlaesslicher Quelle zu wissen, dass der Moerser, mit dem die
Granate abgefeuert worden war, eindeutig von spezifischem NATO-Design
gewesen sein muesse. Ausser russischen (1) und arabischen Medien und
einigen Blogs im "Westen" nimmt aber von dieser Behauptung
international kaum jemand Notiz. Laut anderen, nicht so leicht
ueberpruefbaren Quellen benuetzt die syrische "Freie Armee" Granaten
aus europaeischer Produktion wie zum Beispiel der spanischen
Explosivos Alaveses SA (EXPAL). (2)
Damit allerdings ist noch nichts bewiesen, denn Waffenexporteure
scheren sich bekanntlich oft genug nicht darum, wo ihre Produkte
hinkommen -- mit oder ohne Wissen ihrer Herkunftsregierungen. Und im
Medienkrieg scheinen sowieso alle Mittel erlaubt. Gerade beim Krieg in
Syrien ist mittlerweile auch in Europa bekannt, wie sehr beide Seiten
mit abenteuerlichsten "Beweisen" fuer die Boesartigkeit des Gegners
arbeiten.
Nun kommt aber aus einer diesbezueglich anscheinend nicht sonderlich
verdaechtigen Quelle eine Bestaetigung: Aus dem oesterreichischen
Kriegsministerium. Die "Solidar-Werkstatt" fand in der Ausgabe der
Zeitschrift "Der Soldat" vom 18.Jaenner folgende bemerkenswerte
Kurzmeldung: "Tuerkei: Jene Werfergranate aus Syrien, die fuenf
Tuerken toetete, stammt eindeutig aus NATO-Bestaenden. Es scheint so,
als haette das NATO-Mitglied Tuerkei die syrischen Aufstaendischen mit
Waffenlieferungen unterstuetzt. Allerdings muessten diese Lieferungen
mit anderen NATO-Staaten abgestimmt sein." (3)
Die Werkstatt vergleicht daher das Geschehen mit dem von
Nazi-Deutschland 1939 inszenierten Ueberfall auf den Sender Gleiwitz,
mit dem der Ueberfall auf Polen gerechtfertigt wurde.
Vielleicht ist dieser Vergleich voreilig, immerhin kam es bislang
nicht zu einer vergleichbaren Invasion Syriens. Auch kann eine solche
Munition auf abenteuerlichsten Wegen ihre Bestimmung in Syrien
erreicht haben -- sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite.
Auffaellig ist aber, dass bislang diesbezueglich oeffentlich kaum
Vermutungen angestellt worden sind.
Andere Fragen sind aber auch interessant: Zwar behauptet "Der Soldat"
von sich, eine unabhaengige Zeitschrift zu sein, gilt aber allgemein
als Verlautbarungsorgan der Bundesheerfuehrung. Eine derartige
Meldung, verbunden vor allem mit einer so eindeutigen Vermutung der
unmittelbaren Bewaffnung der syrischen "Freien Armee" durch
NATO-Staaten klingt sehr nach einer Lancierung durch das
Heeresnachrichtenamt. Aber warum tut das das HNA? Und warum ist das
nur eine Kurzmeldung in einer ausgesprochenen Fachzeitschrift? Oder
stammt die ungezeichnete Meldung doch von einem Soldat-Redakteur, der
sich ein wenig sehr aus dem Fenster gelehnt hat? Und wieso
interessiert das kaum jemanden?
Vom US-Politiker Hiram Johnson stammt der oft zitierte Satz: "Das
erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit." Doch das stimmt so wohl
nicht ganz. Denn in Wirklichkeit ist die Wahrheit zumeist ein Kind
vitaler Interessen.
-br-
(1) http://rt.com/news/nato-mortar-syria-turkey-954/
(2)
http://alles-schallundrauch.blogspot.co.at/2012/10/die-granaten-auf-die-turkei-sind-nato.html
(3)
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=828&Itemid=1
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