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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 6. Maerz 2013; 02:06
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Termin/Glosse:
> Gerechtigkeit - was ist das?
Wo immer heutzutage eine Kritik vorgetragen wird, ergeht sie im Namen 
der Gerechtigkeit, die man vermisst. Nicht wenige Arbeitnehmer finden 
die exorbitanten Managergehaelter ungerecht. Die meisten Manager 
halten diese Beschwerde fuer ungerecht, weil sie doch ausweislich des 
Firmengewinns die wahren Leistungstraeger seien, die einfach 
verdienen, was sie verdienen. Alte Leute halten die Rentenkuerzungen 
durch die Regierung fuer eine Ungerechtigkeit, weil sie sich um den 
Ertrag ihrer Lebensleistung und ihre Beitragszahlungen betrogen sehen. 
Das Gros der Jungen haelt die Kuerzungen fuer ein Gebot der 
Gerechtigkeit, weil sie mit immer groesseren Abzuegen von ihrem 
Einkommen fuer den Lebensabend der Alten zur sozialstaatlichen Kasse 
gebeten werden.
Wenn dann Beschwerdefuehrer, die sich in ihren Interessen geschaedigt 
sehen, praktisch taetig werden und sich einmal zu einer Forderung 
verstehen, ergeht diese wieder im Namen der Gerechtigkeit, die es 
durchzusetzen gilt. Die Kleinen werden fuer die Bewaeltigung der 
Finanzkrise kraeftig zur Kasse gebeten, die Grossen kommen glimpflich 
davon - so sieht es die Initiative von gewerkschaftlichen und linken 
Vereinen, die fuer UmFAIRteilung demonstrieren und eine faire, also 
gerechte Verteilung der Lasten auf Arme und Reiche einfordern. Ein 
Vorteil wird schon gar nicht mehr angestrebt, stattdessen feilschen 
solche Vorstoesse um das rechte Mass des Schadens, den man hinzunehmen 
bereit ist. Gerechtigkeit scheint also hoeher zu stehen als die 
Befriedigung des Interesses selbst, wenn der eigene Schaden dadurch 
ertraeglich wird, dass die Belastung anderer ein Stueck nach oben 
gefahren wird.
Es ist schon merkwuerdig: Was fuer den einen gerecht, ist fuer den 
anderen ungerecht, und der Volksmund weiss, dass die Verwirklichung 
von Gerechtigkeit der Quadratur des Kreises gleichkommt: "Allen 
Menschen Recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann." Alle wollen 
sie dasselbe, Gerechtigkeit, und doch liegen sie in einem 
unaufloeslichen Streit darueber, worin der Inhalt der Gerechtigkeit 
besteht. Was macht Gerechtigkeit so flexibel, dass sie fuer alle, auch 
gegensaetzliche Anliegen, als Legitimierung taugt? Und was macht sie 
so attraktiv, wenn doch alle nur im Streit darueber liegen, was 
gerecht sei?
So viel sei vorweg genommen: Man sollte seine Energie nicht auf die 
Frage verschwenden, wie man zu einer Gerechtigkeit findet, die allen 
frommt. Gerechtigkeit selbst ist naemlich ein Fehler, ein aeusserst 
schaedlicher dazu, von dem man besser die Finger laesst.
(Aussendung Gegenstandpunkt)
GegenStandpunkt & Diskussion
Jeder will sie, kaum einer kriegt sie: Gerechtigkeit - was ist das?
mit Rolf Roehrig
Mittwoch 20. 3. 2013, 19:00, Uni Wien (Hauptgebaeude), Hs 33, 
Universitaetsring 1, 1010 Wien
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