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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 27. Februar 2013; 16:30
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Arbeit/Soziales/Oe/International:

> Schandfleck-Jurypreis geht an KiK

Am "Welttag fuer Soziale Gerechtigkeit" (20.2.) wurde erstmals in
Oesterreich der "Schandfleck fuer gesellschaftlich unverantwortliche
Unternehmen" vergeben. Die Clean Clothes Kampagne betont anlaesslich der
Verleihung des Schandfleck-Jurypreises an den Textildiskonter KiK dessen
Fehlverhalten in asiatischen Zulieferbetrieben.

"KiK schert sich nicht um die Sicherheitsstandards in seinen
Zulieferbetrieben", kritisiert Michaela Koenigshofer, Leiterin der
oesterreichischen Clean Clothes Kampagne (CCK) und faehrt fort: "In
Zulieferbetrieben in Pakistan und Bangladesch verbrannten ueber 400 Menschen
in den letzten Monaten - sie mussten ihr Leben lassen fuer billige Shirts
und Hosen."

Am 11. September 2012 starben fast 300 Menschen im KiK Zulieferbetrieb Ali
Enterprises in Karatschi, Pakistan. Verschlossene Notausgaenge, vergitterte
Fenster und versperrte Treppenhaeuser fuehrten dazu, dass die ArbeiterInnen
den Flammen nicht entkommen konnten. Der Brand zaehlt international zu den
groeszten Industrieunfaellen der letzten Jahre. Am 24. November 2012 kam es
erneut zu einem Fabrikbrand bei dem 112 Menschen ihr Leben verloren. Diesmal
handelte es sich um die Tazreen Fabrik in Dhaka, Bangladesch, bei der neben
KiK auch Marken wie C&A und Walmart produzieren lieszen. Ein Opfer von
vielen ist der Arbeiter Miraj. Er sprang aus dem fuenften Stock, um sich vor
den Flammen zu retten und erwachte im Krankenhaus. Die bangladeschische
Unternehmervereinigung (BGMEA) kam fuer die medizinischen Kosten auf. Das
Essen, das er im Krankenhaus bekam, teilte er mit seinem arbeitslosen Vater,
der auf das Einkommen seines Sohnes angewiesen ist. Miraj sieht seine
Zukunft duester: "Ich werde nicht mehr in der Lage sein, etwas zu arbeiten."

Am 26. Jaenner 2013 brannte wieder eine Fabrik in Bangladesch. Bei Smart
Garment Export kamen sieben Menschen ums Leben, vier waren juenger als 17
Jahre. Bei zwei von drei Braenden (Ali Enterprises, Tazreen) hat sich KiK zu
Entschaedigungszahlungen bekannt. Ob diese ausreichend sind und auch denen
ausgezahlt werden, die durch den Brand arbeitsunfaehig geworden sind oder
weiterhin medizinische Versorgung brauchen, ist derzeit noch Gegenstand von
Verhandlungen. Im Fall von Smart Garment Export bestreitet KiK, dort
produziert haben zu lassen, obwohl ein Label von KiK in der Asche gefunden
wurde. Die Verhandlungen um Entschaedigungszahlungen gestalten sich
schwierig.

"Die Entschaedigungszahlungen fuer die Opfer sind bis dato nicht mehr als
ein Versuch, sich reinzuwaschen. Der Schandfleck bleibt und ist verdient
angesichts KiKs mangelnder Unternehmensverantwortung", kritisiert
Koenigshofer.

Die CCK fordert neben angemessenen Entschaedigungszahlungen gemeinsam mit
bangladeschischen und internationalen Gewerkschaften die nachhaltige und
effiziente Umsetzung von Schutzmasznahmen. "Ein wichtiger Schritt, um
derartige Katastrophen zu vermeiden waere die Unterzeichnung des ,Bangladesh
Fire and Building Safety Agreement', das die Unternehmen verpflichtet
Fabrikgebaeude sicherheitstechnisch zu verbessern", so Koenigshofer. Dieses
Brandschutzabkommen wurde bisher auf europaeischer Seite nur von Tchibo
unterzeichnet. Als Antwort auf die Fabrikbraende hat auch das Europaeische
Parlament in einer umfassenden Resolution internationale Bekleidungsmarken
zur Unterzeichnung des Brandschutzabkommen aufgefordert.

Publikum "fuer" Mayr-Melnhof

Beim Publikumspreis hingegen war Mayr-Melnhof "erfolgreich". Insgesamt
wurden 8140 Stimmen abgegeben und Mayr-Melnhof Packaging, Europas groeszter
Faltschachtelproduzent mit Sitz in Wien, erhielt 43% der abgegebenen Stimmen
und ging damit als "Gewinner" hervor. Siegfried Heim, Tarifsekretaer
Verlage, Druck, Papier und Bundesvorstandsmitglied der deutschen
Dienstleistungsgewerkschaft ver.di erklaert dazu: "Gezielte und staendige
Angriffe auf Betriebsraete und aktive Gewerkschafter sowie Behinderung deren
Arbeit sind das alltaegliche Standardprogramm, das von den oertlichen
Geschaeftsfuehrungen der Mayr-Melnhof-Werke sicher nicht ohne Rueckendeckung
aus der Wiener Konzernzentrale exekutiert wird".
(cleanclothes, schandfleck/akin)

Links:
http://www.schandfleck.or.at
http://www.cleanclothes.at




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