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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 23. Jaenner 2013; 03:19
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Fremd in Oe:
> Die Votivkirche als Schule der Demokratie
Kommentar von *Werner Wintersteiner*, Alpen-Adria-Universitaet 
Klagenfurt
Das vielleicht wichtigste Ereignis des letzten Sonntags war wohl nicht 
die Volksabstimmung ueber Wehrpflicht versus Berufsheer, sondern eine 
kleine, weitgehend unbeachtet gebliebene Demonstration der 
Fluechtlinge von der Votivkirche. Die dort schon seit Wochen der 
Kaelte trotzenden Aktivisten haben eine wohl einmalige Geste gesetzt: 
Als sie den Ute-Bock-Spezialpreis und noch einen weiteren Preis 
erhielten, bedankten sie sich, gaben aber das Preisgeld an die Caritas 
weiter, damit sie es fuer Beduerftige verwendet. Damit haben die 
Fluechtlinge nochmals deutlich gemacht, dass es ihnen nicht um Almosen 
geht und auch nicht nur um die Verbesserung der eigenen Situation. 
Vielmehr verfolgen sie das politische Ziel einer menschenwuerdigen und 
fairen Behandlung von Fluechtlingen und Asylwerbern in Oesterreich. 
Die Fluechtlinge in der Votivkirche, von denen ein Teil seit einiger 
Zeit im Hungerstreik ist, kaempfen vor allem fuer ihre Wuerde und fuer 
politische Rechte. Sie haben dazu eine Reihe von Forderungen gestellt: 
Es geht ihnen unter anderem um eine Grundversorgung fuer alle 
Asylwerber; um die freie Wahl des Aufenthaltsorts und Zugang zum 
oeffentlichen Wohnbau ; ferner um den Zugang zu Arbeitsmarkt, 
Bildungsinstitutionen und Sozialversicherung und nicht zuletzt um die 
Anerkennung von wirtschaftlichen Fluchtmotiven als Fluchtgrund.
Das sind keine masslosen Forderungen. Das sind faire Bedingungen, fuer 
die oesterreichische Menschenrechtsorganisationen ebenfalls schon 
laengst eintreten, die aber die Bundesregierung kategorisch ablehnt. 
Warum eigentlich? Sind Fluechtlinge nicht Menschen, denen eine 
wuerdige Behandlung genauso zusteht wie allen anderen? Warum wird dann 
dieser Fluechtlingsprotest von den einen totgeschwiegen und von den 
anderen diffamiert? Vielleicht, weil es nicht zu unserem Bild vom 
Fluechtling als dem armen Bittsteller passt, an dem wir wieder einmal 
unsere Generositaet beweisen koennen.
Denn das Besondere, beinahe Einmalige an diesen Protesten ist es, dass 
hier die Betroffenen, die Rechtlosen, die Asylsuchenden ihre Sache 
selbst in die Hand nehmen. Die, die normalerweise nicht zu Wort kommen 
(sollen), sprechen oeffentlich und teilen ihre Meinung mit. Sie 
benehmen sich wie Staatsbuerger. Das ist es, was offenbar die Kritiker 
stoert.
Doch auf diese Weise wird die Votivkirche zu einer Schule der 
Demokratie : Die, deren Rechte niemand wahrnehmen will, nehmen selbst 
ihre Rechte wahr. Diejenigen, denen kein Recht zu reden zugestanden 
wird, machen den Mund auf. Sie zeigen damit die Luecken von 
Oesterreichs Demokratie auf und arbeiten auf ihre Schliessung hin. Wir 
sollten uns bei den Hungerstreikenden bedanken - im Interesse der 
Demokratie!
(gefunden auf refugeecampvienna.noblogs.org)
Quelle: 
http://refugeecampvienna.noblogs.org/post/2013/01/21/kommentar-die-votivkirche-als-schule-der-demokratie/#more-4129
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