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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 19. Dezember 2012; 03:08
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Wien:
> Olympische Politspiele
Letzte Woche haben es die Wiener Amtsblaetter namens "Heute" und 
"Oesterreich" als Erste verkuenden duerfen: Die Stadt Wien will sich 
um die Austragung der Olympischen Spiele 2024 oder 2028 bemuehen. 
Jubel! Und Wien will auch gleich im Maerz das Volk deswegen 
befragen -- das geht jetzt ruck-zuck!
Weniger euphorisch ist Thomas Schmidinger, Begruender Facebook-Gruppe 
"No Olympia in Vienna!" Er schreibt in seinem Einleitungsstatement:
"Olympische Spiele sind Grossereignisse, die zwar zum Profit von 
Unternehmen beitragen, aber fuer die Bevoelkerungen der Staedte, in 
denen sie stattfinden, massive Nachteile mit sich bringen. 
Unabhaengige Studien zeigen weltweit, dass Olympische Spiele zu 
massiven Steigerungen von Wohnungsmieten und Preisen in der 
Gastronomie fuehrten. Olympische Spiele fuehrten ueberall zu einem 
enormen Ausbau der staatlichen Ueberwachung und Repression. Im Namen 
der Sicherheit muessten wir auch in Wien mit einem Ausbau von 
Ueberwachungskameras im oeffentlichen Raum rechnen. Olympische Spiele 
sind ein ideales Exerzierfeld fuer Korruption und Freunderlwirtschaft, 
bei der die vom Wiener Buergermeister Haeupl erhofften ,gewaltigen 
Werbeeffekte' und ,Impulse fuer die Wirtschaft' wohl v.a. zu Gunsten 
regierungsnaher Firmen ausfallen werden. Die oeffentliche Hand 
verschuldet sich vielfach ueber lange Jahre hinaus um gigantische 
Sportstaetten zu errichten, die nach dem Ende der Olympiaden aufgrund 
ihrer Ueberdimensionierung weitgehend leer stehen. Sie fuehren zu 
einem Vielfachen an Verkehrsaufkommen, zur Zerstoerung von 
Gruenflaechen und bereits lange vor den Spielen selbst zu einer ganzen 
Reihe von Grossbaustellen, von denen zwar die Bauindustrie profitiert, 
die aber die Lebensqualitaet der Bevoelkerung massiv beeintraechtigen. 
Olympische Spiele sind damit - so wie sie heute betrieben werden - 
gigantische Ressourcenvernichter, die sozial und oekologisch nicht 
verantwortbar sind."
Gruenes Schweigen
Den kleinen Koalitionspartner duerfte die SPOe ein wenig am falschen 
Fuss erwischt haben. Fragt man nach der Parteihaltung der Wiener 
Gruenen dazu, kommt vom Dialogbuero die Meldung: "Es gibt keine!"
Einstweilen hat nur Christoph Chorherr so etwas Aehnliches wie eine 
Meinung dazu. Er verhehle nicht seine Skepsis, so bloggt er, denn: 
"Wien waechst enorm stark (um fast eine halbe Million Menschen in den 
naechsten 25 Jahren). Es ist schwierig genug, dieses Stadtwachstum 
oekologisch zu gestalten und auch Qualitaeten zu finanzieren. 
Ausserdem sollen weite Teile der Stadt als Gruenland den naechsten 
Generationen erhalten bleiben. Olympische Spiele sind ein weiterer 
Wachstumsschub. Und vielen Staedten blieben betraechtliche finanzielle 
Schulden." Jedoch sei dies, wie er betont, nur seine persoenliche 
Meinung.
Die OeVP, obwohl sie anmerkt, schon im August das Copyright fuer die 
Idee "Olympia in Wien" erworben zu haben, ist ebenfalls skeptisch, da 
Wien nunmal die Sportstaetten dafuer fehlten und man nicht glaube, 
dass sich dieser behauptete Mangel unter dieser Regierung behoben 
wuerde. Ebenso toent die FPOe: "Olympische Spiele unter Rot-Gruen 
illusorisch". Aber prinzipiell waeren anscheinend beide Rechtsparteien 
sehr wohl fuer die Bewerbung um die Spiele.
Das Oestereichische Olympische Comité (OeOC) "wuerde eine Bewerbung 
Wiens fuer die Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 
selbstverstaendlich begruessen". Obwohl man sich auch ein wenig 
ueberrumpelt fuehlt. Denn dort duerfte man es ebenfalls erst aus der 
Zeitung erfahren haben: "Die Nachricht ist fuer uns neu" so 
OeOC-Praesident Karl Stoss. Daher betont man beim OeOC auch etwas 
pikiert, dass eigentlich nur das Comité selbst eine solche Bewerbung 
einreichen koenne. Uebrigens ist das OeOC angesichts der zu 
erwartenden Kosten auch nicht restlos begeistert von der Idee. So ist 
auf dessen Homepage zu lesen: "London hat alleine fuer die Bewerbung 
20 Millionen Euro aufgewendet. Die Muenchen-Bewerbung fuer 2018 
kostete ueber 33 Mio. Euro. Die oeffentliche Hand hatte (fuer 
Sicherheit und Infrastrukturmassnahmen) fuer London ein Budget von 
11,5 Milliarden Euro. Das zur Gaenze aus privaten Mitteln finanzierte 
operative Budget des Organisationskomitees betrug knapp 2,5 Milliarden 
Euro."
Fruehere Befragungen ablehnend beschieden
Die Debatte erinnert sehr an die Volksbefragung 1991, wo es um die 
Weltausstellung 1995 ging. Damals wurde das einer Olympiade nicht 
unaehnlich aufwendige Projekt mit 65%iger Mehrheit abgelehnt. Die 
Befuerchtungen waren die Gleichen wie heute: Enorme Kosten, kaum 
Gewinn fuer die breite Bevoelkerung, Aufbau einer nach dem Event wenig 
sinnvollen Infrastruktur, Anstieg der Wohnungspreise.
Und es erinnert auch die Salzburger Volksbefragung von 2005 um die 
Bewerbung fuer die Olympischen Winterspiele 2014. Die Volksbefragung, 
die im ganzen Bundesland ausgetragen worden war, ging zwiegespalten 
aus: Waehrend sich 60% der Gesamtbevoelkerung fuer eine Olympiade 
aussprachen, waren in der Stadt Salzburg, die ja formell die 
Bewerberin war, 61% dagegen. Salzburg hielt die Bewerbung nominell 
dennoch aufrecht, bekam aber dann vom Internationalen Olympischen 
Comité beschieden, dass man die Spiele nicht in eine Stadt bringen 
wolle, wo die Stimmung gegen deren Abhaltung ist. -br-
Facebook-Gruppe "No Olympia in Vienna!" 
https://www.facebook.com/groups/496310973746862/
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