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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 27. November 2012; 21:20
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Zeitgeschichte:
> Im Zeichen des zerbrochenen Gewehrs
Nachfolgender Artikel stammt von *Rosi Krenn* von der Arge 
Wehrdienstverweigerung. Anlass dafuer war ein Vortrag, den die 
Aktivistin zwei Tage vor dem heurigen Nationalfeiertag in der Wiener 
Wipplingerstrasse gehalten hat. Aus dem Stichwortzettel fuer diese 
Veranstaltung enstand dann dieser Text. Hier versammeln sich 
grossteils ungeordnet antimilitaristische Geschichten und 
Geschichterln -- ohne jeden Anspruch auf Vollstaendigkeit oder 
Repraesentativitaet -- sowie Gedanken ueber die Entwicklung der 
Friedensbewegung speziell in Oesterreich.
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1975 wurde in Oesterreich der Wehrersatzdienst gesetzlich verankert. 
Die Gruendung des Vereins Arge Zivildienst fand 1977 statt 
(vollstaendiger Name damals: "Arbeitsgemeinschaft fuer Zivildienst, 
Gewaltfreiheit und soziale Verteidigung", in den 90iger Jahren wurde 
der Verein dann in Arge Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit 
umbenannt). In dieser Hochzeit der Friedensbewegungen entstanden 
zahlreiche Friedensgruppen, u.a. in Oesterreich, Deutschland, der 
Schweiz. 1982 ging ein Friedensmarsch sternfoermig von Deutschland, 
England und Griechenland nach Wien, ein Frauenfriedensmarsch fuehrte 
von Berlin nach Wien. Ueber 1000 AktivistInnen liessen sich ueber zwei 
Wochen lang in der Arena-Wiese im Wiener Prater nieder, begleitet von 
Diskussions- und Protestveranstaltungen.
Mitte der 80iger Jahre hatten die Militaers die unlustige Idee, die 
ULV (Umfassende Landesverteidigung) einzufuehren, mit der sie den 
Wehrersatzdienst zum zivilen Heeresdienst umfunktionierten. Die 
Reaktion der Arge Zivildienst war die Gruendung der Gruppe fuer 
Totalverweigerung. Immer mehr Inhaftierungen von 
Wehrdienstverweigerern und Totalverweigerern fanden statt.
Auch infolge dieser politischen Dynamik kam es 1991 zum Aufruf 
Militaergesetze nicht zu befolgen. Ueber 800 Personen kamen diesem 
strafrechtlich verfolgten Aufruf nach. Die Prozesse rund um diesen 
Aufruf hatten politischen Charakter. Es waren Prozesse, die die 
Staatsordnung zeitweise der Ratlosigkeit auslieferte. So hilflos hat 
man die oesterreichische Justiz selten gesehen.
Frauenfriedensbewegungen
Frauenfriedensbewegungen haben eine lange Tradition. Ende des 19. 
Jahrhunderts fand der erste Frauenfriedenskongress statt, 1891 
gruendete Bertha von Suttner die "Oesterreichische Gesellschaft fuer 
Friedensfreunde", 1905 erhielt sie den Friedensnobelpreis. Sie wuerde 
sich im Grabe umdrehen bei dem Gedanken, dass sie diese Auszeichnung 
mit einem das Kapital und den Militarismus verteidigenden 
kriegsfuehrenden Praesidenten Obama zu teilen hat
Am 1. April 1999 fand vor der Kaserne Strass in der Steiermark ein 
Strassentheater statt, die AkivistInnen der Arge WDV protestierten 
mittels des Transparentes "SoldatInnen sind MoerderInnen" dagegen, 
dass die ersten Frauen zur Armee einrueckten. Im Vorfeld fuehrte 
Birgit Hebein in der Fernsehsendung "Schiejok taeglich" ein 
Streitgespraech mit Frau Scherzer, einer gluehenden Verfechterin der 
Armee, die unbedingt einruecken wollte. Scherzers Geschichte endete 
traurig, denn als sie ihr Ziel erreicht hatte, hatte sie kaum Geld 
mehr und liess sich fuer ein pornographisches Magazin als Domina 
abbilden. Daraufhin hatte das Heer keine Verwendung mehr fuer sie. 
Daran wird ersichtlich, dass diese Frau vom Heer so lange 
instrumentalisiert und hofiert worden war, als es nuetzlich war.
Zum Symbol fuer die Frauenfriedensbewegungen sind die Frauen von 
Greenham Common geworden. Etwa 120 Kilometer von London entfernt 
haetten auf einen Lufwaffenstuetzpunkt Raketen stationiert werden 
sollen. Mutige Frauen besetzten das Gelaende und konnten die Besetzung 
jahrelang aufrechterhalten. Ihr Widerstand hat vielen Frauen Mut 
gemacht und als Vorbild gewirkt. Auffaellig ist es, dass, wenn man in 
bezahlte und unbezahlte Friedensarbeit differenziert, die bezahlten 
Jobs primaer die Maenner haben, von Frauen Friedensarbeit jedoch 
hauptsaechlich ehrenamtlich geleistet wird
Oesterreichische Verhaeltnisse
Umfassenden Widerstand und zahlreiche Aktionen gab es rund um die 
Drakenstationierung 1988. Trotz Notverordnung und Polizeiabsperrungen 
konnte ein Camp errichtet und wochenlang aufrecht erhalten werden. 
Nuetzliche Hilfestellung dazu leistete der damalige Abgeordnete fuer 
die Gruenen Andreas Wabl, der die Polizisten zurueckdraengte, damit 
die AktivistInnen das Gelaende betreten konnten, als Abgeordneter 
durften ihn die Polizisten nicht abdraengen. Die Polizisten forderten 
von Wabl einen Aids-Test, da einer der Beamten angab, von ihm gebissen 
worden zu sein (kein Scherz). Auch eine Widerstandsaktion mit 
Gasballons war geplant. Leider waren unter den AktivistInnen zwei 
Stapo-Beamten, die sich promt anboten, die Gaskartuschen zu 
transportieren, natuerlich kamen diese nie an ihren Bestimmungsort an. 
Im Verfassungsschutzbericht zum Widerstand gegen die 
Drakenstationierung war von "Anleitung zum Terrorismus" die Rede.
Anfang der 90iger Jahre gruendete die Arge Wehrdienstverweigerung die 
"Initiative Oesterreich ohne Heer" (in Analogie zur viel beachteten 
"Gruppe Schweiz ohne Armee") mit bunten Aktionen, Pickerln und 
Informationsarbeit.
Ebenfalls Anfang der 90iger Jahre organisierte die Arge WDV das 
"Antimilitaristische Fest" im Salzburger Stadtkino. Konkret wurde auf 
den Zusammenhang von Militarismus und Patriarchat hingewiesen. Ueber 
40 Friedens- und Menschenrechtsgruppen breiteten ihre Informationen 
auf Infostaenden, mit Plakatstaendern usw. aus und tauschten sich in 
regen Debatten aus. Die Planung dieses grossen Festes nahm weniger 
Zeit und Nerven in Anspruch als ein Detail des Kulturprogrammes. Wir 
wollten unbedingt ein Lied von Georg Kreissler hoeren, dazu war es 
noetig, einen Klavierfluegel von einer Wohnung auf die Buehne und 
wieder zurueck zu transportieren. Das Unterfangen gestaltete sich 
schwierig, aber erfolgreich, gespielt und gesungen wurde von einem 
Mozarteum-Studenten dann "Der Hund."
Rund um den Buergerkrieg im ehemaligen Jugoslawien entstand ein 
internationales Deserteurs- und Fluechtlingsnetzwerk, in Ungarn 
gruendeten unter anderem betroffene das "Haus fuer Deserteure" in 
Budapest. Einem der Mitbegruendes des Hauses, der eine Rundreise durch 
Deutschland und Oesterreich gemacht hatte, um ueber die Situation im 
ehemaligen Jugoslawien zu berichten, ist es gelungen, in Deutschland 
aufgrund seiner Desertion anerkannt zu werden. Aus der Ohnmacht der 
Friedensbewegung beim Buergerkrieg im ehemaligen Jugoslawien und dem 
Bestreben, diesem hilfreiche und sinnvolle Friedensarbeit 
entgegenzusetzen wurden nach dem Vorbild des Gedenkdienstes die 
Friedensdienste gegruendet, Zahlreiche Friedensdiener beteiligten sich 
an kultureller und politischer Aufbauarbeit. Friedensdienst konnte man 
auch in Oesterreich leisten. Mit den Verschaerfungen des 
Zuvieldienstgesetzes wurden dem Friedensdienst jedoch die finanziellen 
Mitteln entzogen.
Widerstandscamp vor der Polizeidirektion
Waehrend des Buergerkrieges im ehemaligen Jugoslawien befanden sich 
sieben Deserteure aus dem Kosov{AT} in Salzburg in Schubhaft, die Arge 
Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit sowie das Friedensreferat 
der oesterreichischen HochschuelerInnenschaft erfuhren davon durch den 
Anruf einer engagierten Fluechtlingsgruppe. Wir besetzten die Wiese 
gegenueber der Polizeidirektion mit dem Willen, hier nicht mehr 
wegzugehen, bis die Deserteure aus der Schubhaft entlassen wuerden. 
Sehr rasch entwickelte sich eine breite Bewegung, Solidaritaet und 
eine Dynamik, das Gelaende rund um die Polizeidirektion besetzt zu 
halten. Zelte wurden uns zur Verfuegung gestellt, viele AktivistInnen 
entschlossen sich auf dem Camp zu bleiben und hier zu uebernachten, 
Einen Sommer lang, etwa zwei Monate konnte das Widerstandscamp 
permanent besetzt und aufrechterhalten werden. Die Deserteure wurden 
schliesslich entlassen, der Grazer Buergermeister Stingl war bereit, 
die jungen Maenner in Graz aufzunehmen
Anlaesslich der oeffentlichen Panzerparade, die auch in Salzburg 
stattgefunden hatte, fand eine gelungene und erfolgreiche 3-fach 
Aktion statt. Eine Gruppe von AktivistInnen kletterte ueber die 
Absperrung hinein zu Soldaten und militaerischem Geraet, und zwar 
ausgestattet mit Buchstabenleiberln. Jede/r Aktivist trug dabei einen 
Buchstaben auf dem T-Shirt, gesamt ergaben diese den Satz "Mord ist 
geil". In dem Moment, indem die AktivistInnen die Aktion beendeten, 
wurde von der Festung "Hohen Salzburg" ein Transparent in Form der 
oesterreichischen Fahne entrollt, das die Aufschrift "Soldaten sind 
Moerder" trug. Zeitgleich sorgte das Hamburger Radioballett in der 
Stadt fuer Verwirrung. Die Einbeziehung des Radioballetts war ein 
schoener Zufall, dieses hatte einige Abende zuvor auf der Uni ueber 
den Zweck ihrer Aktionsformen berichtet und war bereit, die 
antimilitaristischen Aktionen zu unterstuetzen. Der Erfolg war nicht 
nur ein unmittelbarer, seit diesen widerstaendigen Aktivitaeten tritt 
das Bundesheer in Salzburg nicht mehr oeffentlich martialisch auf.
Und immer wieder Schafe
Die "Initiative Abflug" (Naehe Zeltweg) und die Arge 
Wehrdienstverweigerung hatten anlaesslich der EU-Militarisierung in 
Graz und Wien Schafe angelobt, mit dem Fazit: Nicht einmal die Schafe 
lassen sich fuer eine EU-Armee angeloben. Eine weitere 
Strassentheater-Aktion fand 2007 in Zeltweg bezueglich der 
bevorstehenden Eurofighter-Stationierung statt, ebenfalls initiiert 
von Arge WDV und Initiative Abflug: 2 Schafe - eines davon stellte 
Gusenbauer dar, das andere Molterer, - wurden von zwei Aktivisten mit 
lustigen Dialogen vor dem Eingang zum Stationierungsplatz an der Leine 
gefuehrt.
Als dann die Eurofighter wirklich stationiert wurden, versammelten 
sich AktivistInnen in Zeltweg. Zwei Personen hatten sich vorgenommen, 
mit Fahrraedern durch den Eingang durchzufahren. Zahlreiches 
schaulustiges Publikum war eingetroffen, man konnte die Stationierung 
mitverfolgen, das erste Fahrrad ist einige Meter weit gekommen, das 
zweite wurde vom Sicherheitspersonal am Eingang umgeworfen. Die 
AktivistInnen gaben nicht auf, zu Fuss sind sie mit einem grossen 
Plakat durch die Menge spaziert, Polizei und Militaer mussten aber gar 
nicht eingreifen, das aggressive, empoerte Publikum zerstoerte die 
mitgebrachten Protestbotschaften. Die Bewunderer der Eurofighter 
wollten sich ihren Spass nicht nehmen lassen.
Permanente Friedensarbeit, permanente Friedensthemen
Jahrelang wurde zu Allerheiligen am Salzburger Kommunalfriedhof am 
Kriegerdenkmal von Ueberbleibseln der SS-Kameradschaft Vier begleitet 
von Burschenschaftsverbaenden und der Militaermusikkapelle mit einem 
Kranz der gefallenen Kameraden der SS-Kameradschaft Vier gedacht. Die 
Proteste dagegen waren vielfaeltig, einem Muenchner Aktionskuenstler 
ist es einmal gelungen, die Schleife des Kranzes durchzuschneiden, 
andere Male wurden Kraenze im Gedenken der von der SS ermordeten 
Deserteure niedergelegt, die Stimmung war jedes Mal aggressiv, 
inzwischen hat sich das Problem altersbedingt von selbst geloest.
Gegen oeffentliche Angelobungen am 26. Oktober gibt es zahlreiche 
Protestformen. AktivistInnen der Gruppe fuer Totalverweigerung ist es 
einmal gelungen, die Absperrungen zu ueberwinden und eine blutige 
Modenshow abzuhalten, es gab Sit-Ins und Die-Ins im Publikum der 
anzugelobenden Soldaten. In Linz ist es Aktivisten rund um die 
damalige Linzer Friedenswerkstatt bei einer Angelobung am Taubenmarkt 
gelungen, Lautsprecheranlagen zu installieren, die lange nicht 
gefunden wurden, laut und unueberhoerbar war auf einem Endlosband das 
Lied "Tagwache" von Wolfgang Ambros zu hoeren. Zwei Aktivistinnen 
konnten einmal mit einem Transparent mit der Aufschrift "Moerder sind 
Soldaten" das Publikum laenger veraergern als geplant.
Das Publikum der Angelobungen sind meist Angehoerige der kuenftigen 
Soldaten, entsprechend feindselig verhaelt es sich 
FriedensaktivistInnen gegenueber.
Fluechtlingsarbeit
Die Fluechtlings- und Deserteursberatung in Wien ist mit zahlreichen 
Gruppen vernetzt und begleitet und unterstuetzt Menschen ohne 
Aufenthaltsstatus und in Aufenthaltsfragen.
In Salzburg hat sich in der Arge Wehrdienstverweigerung und 
Gewaltfreiheit keine eigene Gruppe mit diesem Themenschwerpunkt 
entwickeln koennen, da sie ueber geringes Potential an AktivistInnen 
verfuegt und daher selber immer wieder Menschen, die illegalisiert 
leben darin begleitet, einen Aufenthaltsstatus zu erlangen. Das 
juengste Beispiel ist ein binationales Ehepaar: Der Mann, ein 
Oesterreicher, hatte ein Frau mit tuerkischer Herkunft geheiratet, 
auch nach der Geburt ihres ersten Kindes stand die Ausweisung der Frau 
bedrohlich im Raum, nun hat sie zumindest fuer ein Jahr einen 
Aufenthaltsstatus. Aufsehen erregte die Behandlung des aus Nigeria 
stammenden Ebomenia Otohaguamen, dieser klingelte in Klagenfurt an 
einer beliebigen Tuer, nach seinen Angaben um um ein Glas Wasser zu 
bitten. Der Bewohner der Wohnung verwies ihn und holte die Polizei, 
die dem Mann mit Gewalt begegnete und ihn abfuehrte. Der Arzt auf der 
Polizeiwache erstattete Anzeige und prompt reagierte die Polizei mit 
einer Anklage gegen Otohaguamen wegen Widerstands gegen die 
Staatsgewalt. Es gelang der Initiative Abflug und der Arge 
Wehrdienstverweigerung eine breite Solidarisierung von 
Menschenrechtsgruppen zu erzielen. Mit mit einer 
Strassentheater-Aktion "Wasser fuer Kaernten" vor dem Innenministerium 
in Wien erzielte die KuenstlerInnengruppe "United Aliens" Aufsehen. 
Bei der Verhandlung selbst konnte der Kaerntner Bewohner, der das Glas 
Wasser nicht hergeben wollte, sich nicht mehr daran erinnern, ob der 
Angeklagte derjenige war, der an seiner Tuere geklingelt hatte. 
Sinngemaess meinte er, die schauen ja quasi alle gleich aus, der 
Angeklagte wurde freigesprochen.
Beratungstaetigkeit
Die Arge Wehrdienstverweigerung bietet nach wie vor in Wien und 
Salzburg Beratung fuer Wehrdienstverweigerer, aber auch fuer Personen 
an, die Probleme mit dem Bundesheer haben. Fuer uns ist sowohl der 
Wehrersatzdienst als auch die Totalverweigerung ein gangbarer Weg. 
Waehrend es in den Hochzeiten der Friedensbewegung zahlreiche 
Beratungseinrichtungen gegeben hat, sind diese inzwischen rar 
geworden. Politisch motivierte sich in der Oeffentlichkeit 
positionierende Totalverweigerer gibt es in Oesterreich seit vielen 
Jahren nicht mehr, das gesellschaftliche Klima hat sich veraendert, 
die Akzeptanz fuer die grundsaetzliche Ablehnung von Militarismus und 
Gewalt ist fragwuerdig geworden. Dabei spielt es sicherlich auch eine 
Rolle, dass mit dem Ende der Gewissenskommission und der Einbindung 
von Zivildienern in Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens 
der Zivildienst in breiten Teilen der Bevoelkerung als sinnvoll und 
wertvoller Dienst am Staat eingeschaetzt wird. Die Begleitung und 
Unterstuetzung von Verweigerern stellte ueber Jahre hinweg einen 
bedeutsamen und intensiven Teil antimilitaristischer Arbeit dar. Ein 
Beispiel sei herausgegriffen: Andreas Gruber aus Salzburg verweigerte 
die sogenannte Gewissensfrist. Bei einer Verschaerfung des 
Zivildienstgesetzes wurde eine Gewissensfrist, eine Frist festgesetzt, 
die es betroffenen Maennern nur eine bestimmte Zeit lang erlaubte, 
eine Zivildiensterklaerung abzugeben. Er ist mit dem Anspruch 
angetreten, dass Gewissen keine Fristen kennt und hat keine 
Zivildiensterklaerung abgegeben. Es folgte der Einberufungsbefehl, den 
Andreas Gruber verweigerte, er ging in den Untergrund, um von dort aus 
seine "Briefe aus dem Untergrund" zu verfassen. Er argumentierte seine 
Verweigerung mit dem Verfassungsgesetz ueber die Neutralitaet, die es 
in diesem Heer nicht mehr gaebe. Er erschien zur Gerichtsverhandlung. 
Seiner Argumentation, dass Gewissen keine Fristen kennt, wurde als 
nachvollziehbar erkannt, er wurde freigesprochen, mit der Auflage, 
nunmehr eine Zivildiensterklaerung abzugeben. Er entschied sich fuer 
den Weg, den Zivildienst anzutreten, obwohl es ihm zutiefst 
widersprach, in ein militaerisches Gesamtkonzept eingebunden zu 
werden. Der Freispruch war nur ein Teilerfolg, die Ableistung des 
Zivildienstes wurde als Niederlage empfunden.
Was zeichnet Friedensbewegung aus?
Auch wenn die Bluetezeit der Friedensbewegungen vorbei ist, 
insbesonders der Buergerkrieg im ehemaligen Jugoslawien einen Einbruch 
dargestellt hatte, dem die Friedensbewegung teils auch mit 
Ratlosigkeit begegnet ist, so ist sie doch nach wie vor im 
oeffentlichen Raum sichtbar: durch Kundgebungen, Demonstrationen, 
Infostaende, Strassentheater und Besetzungen. Die DFG-VK (Deutsche 
Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen) organisiert 
jaehrlich eine Friedensradtour durch Deutschland, die Connection e.V. 
konzentriert sich auf Deserteursarbeit und organisiert Rundreisen 
durch Deutschland, Oesterreich und die Schweiz mit betroffenen 
Verweigerern, die ihre Situation schildern. Friedensgruppen 
organisieren Hilfe fuer Verweigerer, Deserteure und Fluechtlinge. Sie 
organisieren Veranstaltungen, Kongresse und Konferenzen, etwa den 
jaehrlichen Friedensratschlag in Karlruhe, der international 
wahrgenommen wird.
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> Radio-Dokumentation der Veranstaltung:
Der erste Teil (http://cba.fro.at/65867) 
handelt hauptsaechlich von: 
der Entwicklung der "Umfassenden Landesverteidigung" und des 
Zivildienstes, Frauen im Militaer und im Widerstand dagegen sowie die 
Bedeutung von aeusseren Ereignissen wie Erfolgen der Friedensbewegung 
anderswo (am Beispiel GSoA), aber auch Kriegen (am Beispiel der 
Jugoslawien-Kriege) auf die Entwicklung der Bewegungen hierzulande.
Im zweiten Teil (http://cba.fro.at/65869) 
geht es vor allem um 
Aktionismus im oeffentlichen Raum, Stoerungen militaerischer 
Installationen und Institutionen, Akte des Ungehorsams und vor welchen 
Problemen die Friedens- und Antimilitarismusbewegung heute steht.
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