**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 27. November 2012; 21:25
**********************************************************
Debatten:
> Rezession - Die Rosstaeuscher sind wieder unterwegs
Nicht nur einzelne Laender oder Regionen - wie der Sueden Europas - 
befinden sich aktuell in der Krise. Weltweit steht eine Rezession an, 
besser gesagt, wir sind bereits mitten drin. Und niemand kann sagen, 
welches Ausmass sie annehmen wird. Erneut haben die 
Pseudo-"Erklaerungen" der buergerlichen "Experten" Saison.
War bislang insbesonders der Sueden Europas im Gerede ("faule 
Griechen" etc.), so zeigt sich nun, dass die Krisen-Hydra ueberall 
ihre Koepfe hat: die schwaechelnde USA - noch dazu mit ihrem 
gigantischen Aussenhandelsdefizit; die Einbrueche in Japan, die 
juengst zu diversen "Antikrisen-Programmen" seitens der Regierung 
fuehrten; die triste Konjunktur in Frankreich. Auch Oesterreichs 
Oekonomie ist im 3.Quartal leicht geschrumpft.
Die "Stuetzungsmassnahmen" der diversen Regierungen in den letzten 
Jahren, egal ob konservativ, liberal, sozialdemokratisch oder 
technokratisch, hatten einen doppelten Charakter: einerseits Rettung 
von maroden Banken und Konzernen, andererseits "Sparprogramme" fuer 
die Massen. Die "Hilfen" fuer die maroden Staaten gehoeren ebenfalls 
in Kategorie Eins. Sie halten die Empfaenger-Laender weiter an der 
finanziellen Kandare - verbunden mit zunehmender Einschraenkung ihrer 
politischen Autonomie . Schlimmstes Beispiel: das diktatorische Wueten 
der Troika in Griechenland.
Jetzt wo die Krise ihren generellen Charakter zeigt und ueber die 
duemmliche Voekerpsychologie hinausgegangen werden muss, werden von 
den buergerlichen "Experten" andere Erklaerungsmuster herumgereicht.
Bei den USA drehen sich die "Interpretationen" vor allem um die 
"Fiskalklippe". Aber voellig unabhaengig davon, ob sich Demokraten und 
Republikaner bis zum Jahresende auf Budgetmassnahmen einigen, ist die 
US-Oekonomie im Arsch. Auch der blosse Blick auf das Handelsdefefizit 
reicht nicht aus (muehsam durch den gewaltigen Staatsanleihenkauf 
durch Laendern wie China oder Japan ausbilanziert.). Die US-Wirtschaft 
hat in etlichen Bereichen ihre fruehere Fuehrungsposition abgegeben - 
die Infrastruktur des Landes (erneut offenkundig rund um die Folgen 
des Wirbelsturms "Sandy") ist teilweise schlicht katastrophal.
Staatsverschuldung als primaerer Erklaerungsgrund reicht ebenfalls 
nicht aus. Sie ist eine Folgeerscheinung - nicht zuletzt durch die 
immensen "Stuetzungen" der letzten Jahre.
Die Vorschlaege der Bourgeoisexperten sind nicht besser als ihre 
Erklaerungen der Krise. Waehrend die neoliberalen Sturschaedel weiter 
nur auf den "Markt" ( plus Hilfen fuer das Kapital, gegen die sie NIX 
einzuwenden haben!), vertrauen (etwa die Troika -Oekonomen), versuchen 
sich die Neokeynesianer erneut in diversen Therapien: nicht nur 
sparen, sondern bitte auch Wachstum und ein bisschen Anheben der 
Massenkaufkraft.
Quer zu solchen Quacksalbereien sollte die Linke klar darlegen: die 
Krise kommt nicht aussen, sie ist nicht am Rande des oekonomischen 
Geschehens angesiedelt: sie logiert vielmehr zutiefst in seinem 
Inneren. Nach dem schlimmsten Wirtschaftseinbruch seit 1929 gab es 
nach 2008/09 international- hier ist nicht die Rede von einzelnen 
Laendern - nur einen sehr moderaten "Aufschwung". Am Ende eines 
"normalen" kapitalistischen Zyklus (4/5 Jahre) stellen sich die 
klassischen Krisenphaenomene erneut ein: Ueberproduktion, 
Unterkonsumption,...) etc. All das ist jedoch stark verschaerft durch 
das Auseinanderdriften von Nord und Sued in Europa, die Hypothek der 
Staatsschulden - das heisst, dass nicht permanent und in demselben 
Ausmass den "Maroden" unter die Arme gegriffen werden kann; China 
nicht bruchlos sein einseitiges Export- Modell weiterpraktizieren kann 
und mit seinen Ueberschuessen die USA kredidiert; die politische 
Orientierungslosisgkeit der EU-Spitzen. In der Frage etwa, ob man 
Griechenland aus der EU hinaushauen soll oder nicht (wobei ich die 
Ansicht vertrete, dass ein Rausschmiss nicht kommen wird , weil sonst 
das imperialistische Gesamtprojekt STARKES EUROPA gefaehrdet waere); 
die "Eigenwege " des britischen Imperialismus;etc.
Eine Loesung von oben ist nicht zu erwarten. Die EU und die nationalen 
Regierungen (in den USA Obama) werden weiterdahinwerkeln. Sollte es da 
und dort keynsianische Pflasterchen geben, werden sie nix am 
Gesamt-Szenario aendern. Wer etwa meint durch "(massive) 
Kaufkraftsteigerungen" die Krise auffangen zu koennen,zeigt nur, dass 
er,sie vom Funktionieren einer kapitalistischen Markwirtschaft keine 
Ahnung hat. Die Lohnkosten, die Kaufkraft insgesamt, sind nur ein 
Moment im Krisen-Geschehen. Genau so illusionaer ist es, die "Banken 
zu zerteilen" oder ueberhaupt das "produktive" vom "Finanzkapital" zu 
trennen: Banken etc. haben eine Schluessel-Funktion den in der 
Produktion erzeugten Wert und Mehrwert realisieren zu helfen, sie 
beschleunigen die Umschlagszahl des Kapitals usw.
Nur wenn unten eine breite Bewegung - in Europa eine 
internationalistische, paneuropaeische - entsteht, gibt es die Chance 
auf Hoffnung. Sie wird notwendigerweise defensiv beginnen- aber gegen 
das Europa der Monopole und Generaele klarer Leitplanken beduerfen.
*Hermann Dworczak*
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der 
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd 
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe 
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit 
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der 
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem 
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige 
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement 
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den 
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.redaktion{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin