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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 21. November 2012; 20:27
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Debatten:
> Die Banalitaeten des buergerlichen Journalismus
Die Ereignisse rund um den Parteitag der chinesischen KP und der 
Parteitag selbst waeren eine gute Gelegenheit gewesen, Substantielles 
ueber das Land und seine politische Fuehrung zu erfahren. Realiter gab 
es meist nur oberflaechliches Gewaesch und politische Sterndeuterei.
Die Komplexitaet Chinas darzustellen, ist sicher kein leiches 
Unterfangen. Das Land befindet sich in einem radikalen Umbruch, es 
gibt extreme Unterschiede zwischen dem -- relativ -- "reichen Osten", 
den Kuestenregionen mit seinen Millionen-Staedten und dem 
unterentwickelten Inneren und Westen des Landes. Die Einkommensscheren 
zwischen "oben" und "unten" haben Weltrekord-Format, Proteste in den 
vielfaeltigsten Formen haben in den letzten Jahren das Land 
ueberzogen.
All dieser reale gesellschaftliche Hintergrund koennte differenziert 
behandelt und dargelegt werden, in welchen Brechungen er auf dem 
Parteitag gespiegelt oder schlicht ausgeblendet wird.
Kaum etwas davon war in den letzten Tagen in den buergerlichen Medien 
zu vernehmen. Da wurden oft bloss psychologisierende Biographien der 
staendigen Mitglieder des Politbueros erstellt, erbauliche 
Gschichterln ueber die neue First Lady verfasst und aehnlicher Schmus 
mehr. Das Magazin "Format" munkelte gar von einem "Kampf um die 
Weltherrschaft der Giganten USA und China"...
Dem neuen Leader wurde positiv attestiert, dass er gegen die 
"Korruption" vorgehen will. Kaum eine ernsthafte Analyse, die in 
Erinnnerung ruft, dass es schon Dutzende solche 
"Anti-Korruptions-Kampagnen" in der Vergangenheit gegeben hat, die 
kaum was fruchteten. Korruption ist ja bekanntlich die Folge 
spezifischer -- z.B. mafioser -- Strukturen, also ein Folgephaenomen 
und nicht an sich ein Erklaerungsgrund.
China steht heute an einem Scheidewg. Das Export-Modell kann nicht 
bruchlos fortgesetzt werden -- die sozialen und Umwelt-Kosten nehmen 
dramatische Formen an. Die starre Einparteien-Herrschaft, das Fehlen 
demokratischer Ausdrucksmoeglichkeiten (und nicht bloss 
Internet-Using) sind ein gewaltiger Hemmschuh. Das Ausufern des 
"Marktes" -- die zunehmende Entfaltung kapitalistischer 
Produktionsverhaeltnisse und einer darauf basierenden Konsum"kultur" - 
untergraben mehr und mehr die positiven Errungenschaften der 
chinesischen Revolution.
All das entgeht dem buergerlichen Jornalismus weitgehend. Er sehnt 
sich nach "weiteren Reformen", worunter er vor allem Privatisierungen, 
noch mehr Spielraum fuers (Auslands)kapital versteht.
In die Tat umgesetzt waere das schlicht ein Katastrophen-Kurs. Die 
Entwicklung des Landes waere bruchlos den "bleiernen Gesetzen der 
Kapitalakkumulation" (Marx) unterworfen, China wuerde -- wie so oft in 
seiner leidvollen Vergangenheit -- erneut zu einem Spielball 
imperialistischer Interessen werden.
Eine positive Wende wird es nur geben, wenn der derzeit recht 
minoritaeren chinesischen Linken (vor allem im akademischen Bereich 
angesiedelt) -- trotz aller Repression -- ein Brueckenschlag zu den 
Kaempfen in den Fabriken und auf dem Land gelingt und gemeinsam eine 
Art "Alternativprogarmm" zum Kurs der Parteibuerokratie entwickelt 
wird.
*Hermann Dworczak*
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