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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 21. November 2012; 20:03
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Bundesheer-Debatte:
> Solidarwerkstatt: "Wehrpflicht beibehalten!"
Als Reaktion auf die Erwaehnung der "Solidarwerkstatt" (vormals 
"Friedenswerkstatt Linz") in akin 24/2012 hat uns die Werkstatt 
geschrieben, dass die akin zum Zwecke einer Fortfuehrung der Debatte 
auch ihre Stellungnahme abdrucken solle. Wir kommen dieser Bitte hier 
nach:
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Die bevorstehende Volksbefragung ueber die Abschaffung der Wehrpflicht 
bzw. Einfuehrung eines Berufsheeres wird auch unter friedensbewegten 
Menschen und Organisationen kontroversiell diskutiert. Die einen 
treten fuer den Erhalt der Wehrpflicht ein, andere fuer ihr Ende, 
dritte propagieren die Abschaffung des Bundesheeres. Die 
Solidar-Werkstatt ruft dazu auf, am 20. Jaenner fuer den Erhalt der 
Wehrpflicht zu stimmen, weil wir ueberzeugt sind, dass ein Berufsheer 
die Einbindung Oesterreichs in die EU-Militarisierung und imperiale 
Kriege enorm erleichtern wuerde. Wir glauben aber, unabhaengig davon, 
wie wir uns am 20. Jaenner entscheiden und welches Ergebnis dabei 
herauskommen wird, die entscheidende Frage wird sein, ob die 
oesterreichische Friedensbewegung wieder auf einer Plattform 
zusammenfindet, in deren Zentrum die Forderung nach Ausstieg aus dem 
Militaerpakt EU und das Ringen um eine aktive Friedens- und 
Neutralitaetspolitik Oesterreichs steht. Denn die EU ist seit dem 
Vertrag von Lissabon (2009) unzweifelhaft ein Militaerpakt geworden, 
der in einigen Aspekten sogar ueber den Militaerpakt NATO hinausgeht.
Der Ausstieg aus dem Militaerpakt EU heisst also zumindest Ausstieg 
aus allen aussen-, sicherheits- und militaerpolitischen EU-Strukturen 
und den entsprechenden Artikeln der EU-Vertraege. Denn ohne Ausstieg 
aus diesem Militaerpakt kann natuerlich auch ein Wehrpflichtigen-Heer 
eine starke Profi-Komponente haben, die fuer globale Kriegseinsaetze 
zur Verfuegung steht; die Abschaffung der Wehrpflicht waere bei 
Einbindung in diesen Militaerpakt ohnehin ein Treibsatz fuer eine 
aggressive Interventionstruppe auf EU-Ebene. Und auch die Forderung 
nach Abschaffung des Bundesheeres wuerde ohne Austritt aus diesem 
Militaerpakt rasch in ihr Gegenteil umkippen: Sie wuerde dazu 
instrumentalisiert, die finanzielle Beteiligung Oesterreichs an 
EU-Ruestungsprojekten in die Hoehe treiben; es wuerde sofort die 
Debatte erzwungen werden, OesterreicherInnen als "Freiwillige" bei den 
Streitkraeften anderer EU-Staaten einmelden zu lassen. Vor allem 
wuerde sie im Rahmen des Militaerpakts eine Steilvorlage fuer jene 
Kraefte sein, die ohnehin den Aufbau einer zentralen EU-Armee 
anstreben. Eine solche EU-Armee ist kein fernes Drohgespenst mehr, 
sondern wird immer nachdruecklicher vor allem von den deutschen 
Machteliten auf die Tagesordnung gerueckt, um die EU als 
Weltmachtsprojekt mit allen militaerischen Mitteln ausstatten zu 
koennen.
Darauf zu hoffen, dass schon nicht so heiss gegessen wie gekocht wird, 
waere verantwortungslos. Die oesterreichische Bundesregierung hat in 
ihrer neuen Sicherheitsdoktrin unmissverstaendlich klargelegt, dass 
sie "an allen Dimensionen der EU-Sicherheitspolitik" teilhaben will.
Unser Aufruf daher an alle Friedensgruppen und friedenspolitisch 
engagierten Menschen: Diskutieren wir konstruktiv und respektvoll 
unsere Differenzen in Bezug auf die Abstimmung am 20. Jaenner. Aber 
vor allem vergessen wir nicht: Ohne den Ausstieg aus dem Militaerpakt 
EU wird jedes Ergebnis am 20. Jaenner 2013 die weitere Militarisierung 
Oesterreichs und die weitere Demontage der Neutralitaet nicht 
verhindern koennen. Eine Friedensbewegung in Oesterreich muss unserer 
Meinung nach daher die Forderung nach Ausstieg aus dem EU-Militaerpakt 
und Verteidigung/Rueckgewinnung der Neutralitaet in den Mittelpunkt 
ihrer Aktivitaeten ruecken. Wir rufen daher alle Friedenskraefte zu 
einer Zusammenarbeit in diese Richtung auf. Wir freuen uns ueber 
Rueckmeldungen von Menschen und Gruppen, die daran interessiert sind.
*Vorstand der Solidar-Werkstatt, 21.10.2012 (gekuerzt)*
Volltext incl. einer Auflistung der entsprechenden Klauseln des 
Lissabon-Vertrages:
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=747&Itemid=1
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